zum Hauptinhalt

Alle Jahre wieder treffen sich in Leipzig Menschen, die Europa mit der Seele suchen. Und weil sie meistens auch nach vier Tagen Buchmesse nichts gefunden haben, das halbwegs klar zu fassen wäre, vertagen sie sich bis zum jeweils nächsten Mal.

Martialische Eröffnung: Konstanze Lauterbach und Hans Neuenfels, die neuen Hausregisseure des Deutschen Theaters Berlin, lassen bei Garcia Lorcas "Bluthochzeit" und Shakespeares "Titus Andronicus" gleich viel vom roten Saft fließen. Keine Komödie auch der Regie-Einstand Michael Thalheimers mit Lessings "Emilia Galotti".

Wer auf die Bautätigkeit der neunziger Jahre in Berlin zurückblickt, der könnte leicht denken, das verstrichene Jahrzehnt sei für Architekturkritiker einer Reise ins Schlaraffenland gleichgekommen. Schließlich schossen die Neubauten nur so aus dem Boden.

Es gibt Programmdoubletten, die eignen sich als Beziehungsspalter: Hören wir Beethovens Violinkonzert mit Jungstar Maxim Vengerov, so lautete am Dienstag die Frage - oder gehen wir lieber am Mittwoch zu den Originalklangexperten des Freiburger Barockorchesters, wenn sich Petra Müllejans auf das Stück stürzt?Nun, die Mehrheit der Berliner war zu Vengerov und Daniel Barenboim ins Schauspielhaus geströmt.

Von Carsten Niemann

Es war einer jener großen, seltenen Momente, auf die man bei jedem Konzertbesuch von neuem hofft: Ewa Kupiec spielte die Préludes von Frédéric Chopin, und die Zuhörer tauchten ein in einen verwirrenden Seelen-Mikrokosmos. Knappste Parabeln kurzer Glücksmomente und Abstürze in rabenschwarze Abgründe fügten sich mosaikartig zueinander, und alles drumherum war vergessen.

Die feine, fast schon kuriose Fusion funktioniert seit geraumer Zeit: Der Bandoneon-Virtuose Michael Gutjahr trifft auf den furiosen Gitarristen Michael Z. Dieser, ein Urgestein der Berliner Liedermacherszene, der ein gut Teil 68er-Romantik herüberrettete.

Bernd Wilms nach der Präsentation seines Spielplans vor dem Deutschen Theater Berlin. Der 1940 in Solingen geborene Dramaturg war Intendant in Ulm, leitete die Münchner Falckenberg-Schule und ist seit 1994 Chef des Maxim Gorki Theaters, wo er mit Inszenierungen wie "Berlin Alexanderplatz" mit Ben Becker und "Der Hauptmann von Köpenick" mit Harald Juhnke große Publikumserfolge hatte.

Mit der "Kassette" inszenierte Erich Sidler eines der bekanntesten Werke aus Carl Sternheims Zyklus zum Thema. Und da die Kassette die Besitztümer von Tante Elsbeth Treu - 140 000 Mark in Wertpapieren - enthält, entspinnt sich ein irrwitziger Kampf um Macht und Erbschaft unter den Helden des Hauses: dem Oberlehrer Heinrich Krull, der seine Frau "Puppe" nennt, und seinem designierten Schwiegersohn Seidenschnur, der "Puppe" auch nicht abgeneigt ist.

Keine Spur führt ins Nichts", heißt es nach all den Angaben zu Personen, Orten und Rechteinhabern auf der letzten Seite des Booklets seines letzten Albums "Sag hallo zur Hölle" noch. Sehr richtig, und die Spur der guten alten Liedermacherei führt direkt zu Bernd Begemann: Der ehemalige Antwort-Sänger aus Hamburg Rothenburgsort wird mit Songs wie "Kelly Family Feeling", "Fahrradkurier Blues" oder "Die Nacht vor der Abtreibung" auch nach dem Ende seiner Band nicht müde, Zeitgeschen in diese gewisse Art von Popmusik zu überführen.