Als Hamburgs Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidat Ortwin Runde am Wahlabend noch zurückgezogen auf Informationen wartete und mit seiner Berliner Parteiführung telefonierte, stand sein Landesvorsitzender Olaf Scholz längst vor den Mikrofonen. Obwohl sich die Schlappe längst abzeichnete und damit auch die mögliche Ablösung des rot-grünen Senats, trat Scholz wie ein Gewinner auf: "Die SPD ist wieder mit Abstand die stärkste Partei geworden und wird Gespräche mit den anderen Parteien über die Regierungsbildung aufnahmen.
Alle Artikel in „Kultur“ vom 24.09.2001
Eine Missionarin ist sie wirklich nicht. Im Gegenteil.
Wer kämpfen und siegen will, darf seinen Gegner nicht unterschätzen. Doch noch immer hält sich die Vorstellung von der zivilisatorischen Rückständigkeit und religiösen Irrationalität der Attentäter und ihrer Hintermänner.
Eine Verständigung mit dem Islam ist nach Ansicht des Philosophen Hans-Georg Gadamer nur schwer möglich. "Ich habe mich lange mit der Frage beschäftigt, wie man eine vernünftige Zukunft bauen kann.
Zur Rhetorik dieser Tage gehört es, angesichts der politischen Lage die Unangemessenheit von Konzertbesprechungen, Literaturrezensionen oder Theaterkritiken zu konstatieren: Wie kann man Mozart hören oder Robert Gernhardt lesen, wenn gerade ein Krieg ausbricht. Wie könnte man eine Tragödie auf der Bühne angesichts der Tragödie in New York noch goutieren, welche Komödienfröhlichkeit würde jetzt nicht degoutant wirken.
Oh, was haben wir gezittert mit der armen Sue Ellen: jeder ihrer Alkoholabstürze tat uns weh, jede neue Gemeinheit ihres fiesen J.R.
"Willentlich" missverstanden fühlt sich Berlins Kultursenatorin Adrienne Goehler im gestrigen Tagesspiegel-Artikel "Das feige Denken". Autor Reinhard Mohr erwecke den Eindruck, sie habe auf einer Podiumsdiskussion den Amerikanern die Schuld für den Terroranschlag zugewiesen.
Eine weitere Folge der Anschläge in New York: Die große Andy-Warhol-Retrospektive in der Berliner Nationalgalerie wird verschoben. Statt wie geplant am 1.
Wenn die Meister des Kulturmarketings in New York zu Hause sind, so leben in Wien ihre gelehrigsten Schüler. Seit Jahren wird die Errichtung des Museumsquartiers, jenes neuen Komplexes für Kunst und Kultur in unmittelbarer Nachbarschaft der beiden berühmten Großmuseen für Kunst- und für Naturgeschichte, intensiv beworben.
Brisante Akten aus dem Zweiten Weltkrieg sind in Klagenfurt beim Umbau der Landesgalerie ans Licht gekommen. Die in einem ungenützten Aktenschrank gefundenen Aufzeichnungen des ehemaligen Gaukonservators Walter Frodl dokumentieren Beschlagnahmungen von Kunstgegenständen in Triest und Udine durch die Nationalsozialisten.
Stellen Sie sich vor, Adolf Hitler und Eva Braun hätten, na ja, ich meine so richtig. Mit Baby und so.
Wer die Ausstellung "Bildsturmtexte" während des Comicfestivals in der Kulturbrauerei versäumte, dem bietet die Galerie Grober Unfug erneut (bis 1.12.
Mit Markenzeichen ist es so eine Sache. Der FDP-Chef Guido Westerwelle zum Beispiel hat sich schon zu seinen Zeiten als Generalsekretär einen Satz angewöhnt, mit dem er seither in freundlicher Penetranz jede seiner Pressekonferenzen einleitet.
Wenn Politiker sich gegenseitig ins Wort fallen, bedeutet das meist eine Kampfansage. Doch als Peter Struck am Sonntagabend in Maybritt Illners Talkshow "Berlin Mitte" Renate Künast unterbrach, ging es ihm darum, die Grünen-Politikerin und damit vielleicht die Koalition vor Schaden zu bewahren.
Kaum zu glauben, dass die Dresdner Oper nicht merkte, was für einen Stimm-Schatz sie mit Werner Güra besaß. Und doch war es so: Im Ensemble des Traditionshauses fiel der junge Tenor nicht weiter auf und hatte im Wagner- und Strauss-Repertoire kaum Gelegenheit, seine Silbertöne einzusetzen.
Erneut begeben sich Pirx, Tichy und weitere Literastronauten in Stanislaw Lems Fantasiekosmos: "Lemon Space II" bittet jeden Dienstag ins futuristische Ambiente der Sprachspezialisten vom Theater Fragment. Den Höhepunkt der alles andere als zitronensauren Lesungsreihe bildet, szenisch aufbereitet, Lems Roman "Der Unbesiegbare".
Der Vergleich mit Umberto Eco bleibt nicht aus. Auch Wolfgang Schlüters fulminanter Roman "Dufays Requiem" (Eichborn) ist zugleich historischer Exkurs, Kriminalroman und verschmitzte Spökenkiekerei.