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Als Hamburgs Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidat Ortwin Runde am Wahlabend noch zurückgezogen auf Informationen wartete und mit seiner Berliner Parteiführung telefonierte, stand sein Landesvorsitzender Olaf Scholz längst vor den Mikrofonen. Obwohl sich die Schlappe längst abzeichnete und damit auch die mögliche Ablösung des rot-grünen Senats, trat Scholz wie ein Gewinner auf: "Die SPD ist wieder mit Abstand die stärkste Partei geworden und wird Gespräche mit den anderen Parteien über die Regierungsbildung aufnahmen.

Wer kämpfen und siegen will, darf seinen Gegner nicht unterschätzen. Doch noch immer hält sich die Vorstellung von der zivilisatorischen Rückständigkeit und religiösen Irrationalität der Attentäter und ihrer Hintermänner.

Zur Rhetorik dieser Tage gehört es, angesichts der politischen Lage die Unangemessenheit von Konzertbesprechungen, Literaturrezensionen oder Theaterkritiken zu konstatieren: Wie kann man Mozart hören oder Robert Gernhardt lesen, wenn gerade ein Krieg ausbricht. Wie könnte man eine Tragödie auf der Bühne angesichts der Tragödie in New York noch goutieren, welche Komödienfröhlichkeit würde jetzt nicht degoutant wirken.

Von Peter Laudenbach

"Willentlich" missverstanden fühlt sich Berlins Kultursenatorin Adrienne Goehler im gestrigen Tagesspiegel-Artikel "Das feige Denken". Autor Reinhard Mohr erwecke den Eindruck, sie habe auf einer Podiumsdiskussion den Amerikanern die Schuld für den Terroranschlag zugewiesen.

Wenn die Meister des Kulturmarketings in New York zu Hause sind, so leben in Wien ihre gelehrigsten Schüler. Seit Jahren wird die Errichtung des Museumsquartiers, jenes neuen Komplexes für Kunst und Kultur in unmittelbarer Nachbarschaft der beiden berühmten Großmuseen für Kunst- und für Naturgeschichte, intensiv beworben.

Von Bernhard Schulz

Brisante Akten aus dem Zweiten Weltkrieg sind in Klagenfurt beim Umbau der Landesgalerie ans Licht gekommen. Die in einem ungenützten Aktenschrank gefundenen Aufzeichnungen des ehemaligen Gaukonservators Walter Frodl dokumentieren Beschlagnahmungen von Kunstgegenständen in Triest und Udine durch die Nationalsozialisten.

Wer die Ausstellung "Bildsturmtexte" während des Comicfestivals in der Kulturbrauerei versäumte, dem bietet die Galerie Grober Unfug erneut (bis 1.12.

Mit Markenzeichen ist es so eine Sache. Der FDP-Chef Guido Westerwelle zum Beispiel hat sich schon zu seinen Zeiten als Generalsekretär einen Satz angewöhnt, mit dem er seither in freundlicher Penetranz jede seiner Pressekonferenzen einleitet.

Von Robert Birnbaum

Erneut begeben sich Pirx, Tichy und weitere Literastronauten in Stanislaw Lems Fantasiekosmos: "Lemon Space II" bittet jeden Dienstag ins futuristische Ambiente der Sprachspezialisten vom Theater Fragment. Den Höhepunkt der alles andere als zitronensauren Lesungsreihe bildet, szenisch aufbereitet, Lems Roman "Der Unbesiegbare".

Der Vergleich mit Umberto Eco bleibt nicht aus. Auch Wolfgang Schlüters fulminanter Roman "Dufays Requiem" (Eichborn) ist zugleich historischer Exkurs, Kriminalroman und verschmitzte Spökenkiekerei.