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Israelische Soldaten tragen im Kibbuz Kfar Aza nach dem Massaker der Hamas eine Leiche weg.

© REUTERS/RONEN ZVULUN

Update

Gräueltaten der Hamas in Israel: Was wir bislang gesichert wissen – und was nicht

Seit Tagen gibt es Berichte, wonach Hamas-Terroristen auf grauenhafte Weise Israelis umgebracht haben. Stimmt das? Ein Faktencheck.

Fünf Tage nach dem Angriff der Hamas auf Israel ist das Entsetzen weltweit weiter groß. Die Opferzahlen nehmen zu - ebenso wie die Berichte über die Gräueltaten der Terroristen. Doch über das genaue Ausmaß der Vorfälle herrscht noch immer Unklarheit.

Die Details sind dabei äußerst grausam. Im Folgenden zeigen wir keine Bilder, auf denen Auswirkungen der Gewalt zu sehen sind, in einigen Fällen wird sie aber beschrieben.

Gräueltaten der Hamas: Was gesichert ist

Unstrittig ist, dass Terroristen der Hamas, die brutal in Gaza herrscht, am vergangenen Samstag Massaker in israelischen Grenzorten und auf einem Musikfestival angerichtet haben. Nach aktuellen Angaben des israelischen Militärs sind seit der Attacke mehr als 1200 Israelis getötet und mehr als 3200 verletzt worden. Bestätigt wurden bis Donnerstagmorgen 222 tote israelische Soldaten.

Fest steht auch, dass ganze Familien brutal getötet und mindestens 150 Menschen nach Gaza entführt wurden, wo sie als Geiseln festgehalten werden. Sowohl unter den Verschleppten als auch unter den Toten sind Babys und Kinder, sowie Menschen mit ausländischen Staatsbürgerschaften. Offizielle israelische Regierungsbehörden bestätigen zudem, dass die Hamas mit Methoden der Terrororganisation Islamischer Staat agiert hat.

Wofür es starke Indizien gibt, was aber nicht restlos gesichert ist

Bislang nicht gänzlich gesichert ist hingegen, mit welchen brutalen Methoden die Hamas-Terroristen vorgegangen sind.

Beim Nachrichtensender i24news etwa war am Dienstag die Rede davon, dass rund 40 Babys und Kleinkinder bei dem Massaker im Grenzgebiet ermordet worden seien. Wie auf Videoausschnitten zu sehen ist, hatte ein israelischer Soldat dem Sender in Kfar Aza gesagt, Terroristen hätten „Kinder und Frauen geköpft“.

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Andere Zeugen berichteten ebenfalls von Gräueltaten gegenüber Babys. Ein Überlebender des Massakers im Grenzgebiet sagte dem israelischen Sender N12 unter anderem, er habe gesehen, dass Terroristen Kinder aneinandergebunden und sie misshandelt hätten. Der Zeitung Politico sagte eine Zeugin, ihr sei von einer anderen Mutter berichtet worden, die Hamas-Terroristen hätten ihrem drei Monate alten Baby in den Kopf geschossen und es getötet. Für diese Schilderungen gibt es bisher keine zweite Quelle.

Verschiedene Regierungsstellen bestätigten die Vorfälle, andere wollten das nicht tun. Ein Sprecher des Außenministeriums bestätigte die Zahl von 40 toten Kleinkindern Mitte der Woche. Worauf sich diese Aussage stützt, blieb aber unklar.

Der Tagesspiegel konnte am Freitagmorgen Bilder einsehen, die offenbar vom israelischen Militär zusammengestellt und von einer verlässlichen Quelle geteilt worden sind. Darauf sind unter anderem verbrannte oder mit blutigen Einschusslöchern übersäte Babys und kopflose Leichen zu sehen. Die Bilder seien nach langem Zögern geteilt worden, um Zweifel auszuräumen, hieß es.

Was die israelische Armee zum Massaker im Kibbutz Kfar Aza sagt

Ein internationaler Sprecher des israelischen Militärs hatte dem Tagesspiegel am Donnerstag auf Anfrage bestätigt, dass die Hamas-Terroristen „ISIS-Methoden“ verwendet hätten. Gemeint ist damit, dass Opfer auf eine Weise getötet wurden, die besonders brutal ist und Schrecken verbreiten soll.

Fotos von toten Kleinkindern, die das Büro des israelischen Premiers Benjamin Netanjahu am Donnerstag auf X (vormals Twitter) teilte, belegen das. Weitere Angaben wollte der Sprecher nicht machen.

Ausgebrannte Autos stehen im Kibbuz Kfar Aza nahe der Grenze zu Gaza.
Ausgebrannte Autos stehen im Kibbuz Kfar Aza nahe der Grenze zu Gaza.

© AFP/GIL COHEN-MAGEN

Die Armee nannte bisher keine Zahl getöteter Kinder, zeigte sich aber erschüttert. „Was im Kibbutz Kfar Aza geschehen ist, ist ein Massaker, bei dem Frauen, Kleinkinder und ältere Menschen brutal im Stil des IS abgeschlachtet wurden“, sagte ein Sprecher bereits am Dienstag.

Es hat Fälle gegeben, in denen Hamas-Kämpfer Enthauptungen und andere Gräueltaten im Stil von ISIS verübt haben. Wir können jedoch nicht bestätigen, ob es sich bei den Opfern um Männer oder Frauen, Soldaten oder Zivilisten, Erwachsene oder Kinder handelt.

IDF-Sprecher gegenüber CNN

Jerusalem Post berichtet von verifizierten Fotos von getöteten Babys

Eindeutiger ist, was die „Jerusalem Post“ am Donnerstag berichtete. Sie könne anhand von verifizierten Fotos der Leichen bestätigen, dass die Berichte über verbrannte und enthauptete Babys bei dem Angriff der Hamas auf das Kibbuz Kfar Aza zuträfen. Die Fotos seien US-Außenminister Antony Blinken bei seinem Besuch in Israel von der Direktion für öffentliche Diplomatie im Büro des Premierministers gezeigt worden, heißt es.

Auch Bilder und Schilderungen von Rettungskräften deuten darauf hin, dass die Berichte stimmen. Über Telegram hatten Rettungskräfte Bilder aus dem Kibbuz Be’eri veröffentlicht. Auf einem ist eine verbrannte Kinderleiche zu sehen. Auf einem anderen ein Kinderzimmer mit blutigen Schleifspuren auf dem Boden. Ein Sanitäter ist zu sehen, wie er eine Leiche in Kindergröße in einem Leichensack auf dem Arm hält.

Einer von Hunderten Mitarbeitern des Rettungsdienstes Zaka, die seit Tagen im Grenzgebiet zum Gazastreifen helfen, die Toten vollständig zu bergen, schilderte zudem dem TV-Sender „Cannel 12“ unter Tränen seine Erlebnisse, wie auf einem auf X (ehemals Twitter) verbreiteten Video zu sehen ist. Bei dem Mann handelt es sich offenbar um den Zaka-Sprecher Moti Bokchin.

Rettungshelfer schildern grauenvolle Erlebnisse

Der Zaka-Mitarbeiter spricht davon, dass sie Leichen in grauenhaftem Zustand gefunden hätten. „Die Gräueltaten, die wir hier sehen, und die Art, wie sie Menschen ermordet haben, die Weise, wie sie Kinder und Babys ermordet haben. . . Wir haben Häuser betreten und Menschen gefunden, die einfach abgeschlachtet wurden, Menschen, die bei lebendigem Leib verbrannt wurden.“ Das sei etwas, was kein Mensch tun könnte, „das sind Tiere“, so Bokchin.

Dass Menschen verbrannt wurden, deckt sich auch mit einem Video, das das israelische Ministerium für auswärtige Angelegenheiten am Donnerstag auf X postete. Darin sind verkohlte Leichen in einem ausgebrannten Auto zu sehen.

„Wir haben überlegt, ob wir diese schrecklichen Bilder veröffentlichen sollen, aber die Welt muss wissen, womit wir es zu tun haben“, schrieb das Ministerium dazu. Das seien keine „Freiheitskämpfer“. „Sie sind Hamas-Terroristen, aber nicht anders als ISIS-Terroristen.“ Es sei die gleiche Taktik, nur habe die Organisation einen anderen Namen: „Hamas = ISIS“, heißt es weiter.

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Nach Angaben des Militärs auf dessen offizieller Webseite sind IS-Flaggen in mehreren israelischen Siedlungen gefunden worden, die von Hamas-Terroristen hinterlassen worden seien. (mit dpa, lem)

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