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Potsdamer Weihnachtsmarkt „Blauer Lichterglanz“ in der Brandenburger Straße.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Zoff um Potsdamer Weihnachtsmarkt geht weiter: „Blauer Lichterglanz“ soll verändert werden

Nach heftiger Kritik von Gewerbetreibenden bemängeln auch mehrere Fraktionen die Qualität des Weihnachtsmarktes. Für ein neues Konzept gibt es jetzt einen Fahrplan.

Zugestellte Schaufenster, fehlende Barrierefreiheit, nachlassende Angebotsqualität, zu viele „Fressbuden“: Nach Kritik von unzufriedenen Gewerbetreibenden und Anwohnern sowie einem Workshop zu Verbesserungen ging der Streit um den Potsdamer Weihnachtsmarkt „Blauer Lichterglanz“ am Dienstagabend (13. Februar) im Bau- und Wirtschaftsausschuss weiter. Eberhard Heieck vom Betreiber Coex habe sich bislang als beratungsresistent gezeigt und sich als Monopolist die eigenen Bedingungen geschaffen, sagte die Café-Betreiberin Julia de la Chevallerie, die 270 Unterschriften für einen anderen Weihnachtsmarkt gesammelt hat.

Vielen Gewerbetreibenden breche während des Weihnachtsmarktes der Umsatz weg. Die AG Innenstadt, die den Markt für fünf Jahren an Coex vergeben hat, repräsentiere die Geschäftsleute nicht, sagte Julia de la Chevallerie, die damit ihre erstmals im Dezember geäußerte Kritik an Angebot und Qualität des Marktes wiederholte. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte am 28. Januar zu einem Krisengespräch eingeladen, um den Zoff zu schlichten. Dabei wurden erste Schritte für ein neues Konzept beschlossen.

Kritik am Potsdamer Weihnachtsmarkt: Mit Buden zugestellte Schaufenster und Eingänge in der Brandenburger Straße.
Kritik am Potsdamer Weihnachtsmarkt: Mit Buden zugestellte Schaufenster und Eingänge in der Brandenburger Straße.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

„Schade, dass jetzt volles Rohr die Konfrontation gesucht wird nach der sehr guten Auftaktveranstaltung“, sagte Götz Friederich, Stadtverordneter („Mitten in Potsdam“) und Vorsitzender der AG Innenstadt. „Wir sind offen für jeden konstruktiven Vorschlag.“ Dabei ist auch der städtischen Wirtschaftsförderung, die das langjährige Vergabekonstrukt über die AG Innenstadt mit Coex sowie den Markt als „Frequenzbringer“ verteidigt, inzwischen klar, dass es ohne Veränderungen nicht weitergehen kann.

Lichterglanz-Fan kauft Olivenschüsseln

Da waren sich auch die meisten Ausschussmitglieder einig. Lediglich Ralf Jäkel („Potsdam sozial gerecht“), bekannte sich, Fan des Marktes zu sein. Dreimal sei er im Dezember dort gewesen. „Es ist nicht alles schrottig und ich habe mich nicht per se unwohl gefühlt.“ Für die Händler sei es bei widrigem Wetter oft schwer. Aus Solidarität habe er deshalb noch eine zweite Olivenschüssel gekauft.

Es ist überall besser als in Potsdam.

Anja Günther (Linke) vergleicht den Weihnachtsmarkt „Blauer Lichterglanz“ mit Märkten in anderen Städten.

Saskia Hüneke (Grüne) bezeichnete den Markt als „wirtschaftliche Blackbox“. Nur mit einer Ausschreibung könne für Transparenz gesorgt werden. Die Stadt nimmt jährlich 42.000 Euro Sondernutzungsgebühr ein. Die Gewinne von Coex sind nicht bekannt. Anja Günther (Linke) besucht nach eigenem Bekunden seit 20 Jahren in der Vorweihnachtszeit viele andere Weihnachtsmärkte in deutschen Städten. „Es ist überall besser als in Potsdam“, sagte sie. Den „Blauen Lichterglanz“ meide sie seit sieben Jahren. Coex habe sich bei Kritik und Verbesserungsvorschlagen als „beratungsresistent“ erwiesen. Der Markt sei eine „reine Glühwein- und Bratwurstbudenansammlung“, vor der viele Anwohner flüchten.

Gert Zöller (Grüne) macht während der Marktzeiten einen Bogen um die Innenstadt. Das neu eingeführte Pfandsystem als „Errungenschaft“ zu präsentieren, sei lächerlich. Das habe es in Bonn schon vor 30 Jahren gegeben, sagte Zöller. Pete Heuer (SPD) forderte Qualität, „die unserer Landeshauptstadt zur Genüge trägt“. Fedor Nocke (Die Partei) verbindet den Namen „Blauer Lichterglanz“ eher mit betrunkenen Besuchern und dem Blaulicht von Polizei- und Notarzteinsätzen.

Einig waren sich die Stadtverordneten, dass die von der Wirtschaftsförderung vorgelegte Umfrage mit überwiegend positiven Marktbewertungen nicht repräsentativ sei, weil diejenigen, die den Markt meiden, nicht befragt wurden. In einem CDU-Antrag, den der Ausschuss einstimmig unterstützt, wird deshalb eine Evaluation gefordert. Grüne und Linke stellten ihre Anträge für neue Konzepte zurück. Zunächst soll bis zum 7. Mai, zur letzten Ausschusssitzung vor der Kommunalwahl, ein verändertes Konzept für den diesjährigen Markt erarbeitet werden.

Bis dahin sind zwei weitere Workshops und eine Online-Umfrage geplant. Für den Weihnachtsmarkt 2025 soll ein neues Konzept von den Stadtverordneten beschlossen und im September ausgeschrieben werden. Im Dezember soll die Vergabe stattfinden.

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