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Franziska Strehl ist Krankenschwester und stellvertretende Pflegedienstleiterin im Potsdamer Hospiz auf Hermannswerder.

© Foto: Sebastian Gabsch

„Wir müssen die Tränen aushalten“: Potsdamer Krankenschwester begleitet Hospizbewohner bei ihrem letzten Weihnachtsfest

Im Potsdamer Hospiz auf Hermannswerder verbringen die Gäste ihr letztes Weihnachtsfest. Krankenschwester Franziska Strehl begleitet sie und die Familien.

Die Adventszeit ist im Hospiz eine besondere Zeit. Denn für die Gäste, wie die Bewohner hier genannt werden, ist es das letzte Weihnachtsfest. „Die Familien wissen, dass es das letzte Mal ist“, sagt Franziska Strehl. Sie ist Krankenschwester und stellvertretende Pflegedienstleiterin in der Einrichtung auf Hermannswerder.

„Wir versuchen, diese Zeit so schön wie möglich zu gestalten“, beschreibt die 39-Jährige. Die Mitarbeiter dekorieren das Haus, es werden Märchenfilme gezeigt, Musik gemacht. An Heiligabend gibt es Kartoffelsalat und Würstchen, der Gottesdienst aus der Inselkirche wird per Fernseher übertragen. „Es ist sehr feierlich“, beschreibt Strehl, die seit 2020 im Hospiz arbeitet. Bei vielen Gästen kämen auch Erinnerungen hoch, sie erzählten aus ihrer Kindheit, aus früheren Jahren. Alles Materielle rücke in den Hintergrund, Geschenke spielten keine Rolle. Stattdessen seien viele Familien dankbar für die gemeinsame Zeit.

Natürlich ist das Fest an diesem Ort nicht unbeschwert. „Der Abschiedsschmerz wird für viele sehr intensiv“, sagt die Krankenschwester. Da gelte es, die Bewohner und ihre Familien zu begleiten, würdig und mit ausreichend Zeit. „Wir müssen die Tränen aushalten.“

Für mich ist es ein großes Geschenk, die Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten zu dürfen.

Franziska Strehl, Krankenschwester im Hospiz

Die gesamte Weihnachtzeit sei intensiv, sagt Strehl, auch für die Mitarbeiter. Aber es sei auch eine sehr harmonische Zeit. Dass sie an den Weihnachtstagen arbeiten muss – sie hat in diesem Jahr an Heiligabend Nachtdienst – gehöre für sie dazu. „Das hat für mich keinen bitteren Beigeschmack“, sagt Strehl, die zwei kleine Kinder hat. Hebammen brächten die Kinder auf die Welt, im Hospiz würden die Personen hinausgeleitet. „Für mich ist es ein großes Geschenk, die Menschen auf ihrem letzten Weg begleiten zu dürfen.“

Manchmal fällt der allerletzte Abschnitt dieses Weges auch direkt in die Weihnachtszeit. Ein Gast ist Franziska Strehl besonders im Gedächtnis geblieben. Er lag in seinem Zimmer, als in der Adventszeit ein Chor zu Gast war im Hospiz. Damit er den Gesang hören konnte, öffneten die Mitarbeiter seine Zimmertür. Als sein Lieblingsweihnachtslied erklang, „Es ist ein Ros entsprungen“, schlief er friedlich ein.

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