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Händler freuen sich über den ersten Weihnachtsmarkt in Potsdam ohne Pandemie-Einschränkungen – auch, wenn es weniger Besucher gab als 2019.

© Ottmar Winter PNN

Weniger Menschen, weniger Stände: Potsdams Weihnachtsmarkt schwächelte

Nach zwei Jahren Pandemie waren die Händler froh, präsent sein zu können. So gut wie vor Corona lief es trotzdem nicht.

Rudi singt, noch für einen letzten Tag. Und dass Rudi singt, ist eine gute Sache für Standbetreiberin Vivien Wilhelm. Der musikalische Elch auf dem Dach ihrer Glühwein-Bude beim Blauen Lichterglanz war ein Publikumsmagnet. Und dieses Jahr besonders wichtig: „Die Gäste haben sich gefreut, dass nach zwei Jahren überhaupt wieder ein richtiger Weihnachtsmarkt stattfindet“, sagt Wilhelm. 2021 hatte Brandenburgs größter Weihnachtsmarkt nur für zwei Tage geöffnet. Dann hatte er pandemiebedingt schließen müssen. „Wir sind deshalb glücklich, dass es überhaupt weitergeht. Aber an die Zeiten vor Corona kommen wir noch nicht wieder ran“, sagt Wilhelm.

Etwa zehn Prozent weniger Besucher

Wie ihr ging es dieses Jahr vielen Händler:innen auf dem Potsdamer Weihnachtsmarkt: „Wir schätzen, dass es ungefähr 10 Prozent weniger Besucher gab als vor der Corona-Zeit“, sagt Eberhard Heieck, Geschäftsführer der Coex-GmbH. Die Firma organisiert den Weihnachtsmarkt in der Innenstadt. Auch die Zahl der Stände sei gesunken. Rund 140 Stände habe es dieses Jahr gegeben – etwa 15 weniger als 2019, so Heieck.

Der singende Elch Rudi (oben im Bild) lockt Besucher des Potsdamer Weihnachtsmarktes zum Glühweinstand.
Der singende Elch Rudi (oben im Bild) lockt Besucher des Potsdamer Weihnachtsmarktes zum Glühweinstand.

© Dominik Lenze/PNN/TSP

Einen möglichen Grund für den Rückgang der Besucherzahlen sieht Heieck in der extremen Kälte, die einen Teil der Vorweihnachtszeit geprägt hat. Ein Indiz, das gemäß seinen Erfahrungen genau dafür spricht: „Es wurde zwar reichlich Glühwein getrunken, dafür aber wenig gegessen.“ Dies sei typisch, wenn Weihnachtsmärkte in einen besonders kalten Winter fallen. Und: Stände, an denen Mützen verkauft worden sind, haben dieses Jahr vergleichsweise gute Umsätze eingefahren.

Mützen und Glühwein verkaufen sich auch bei Kälte gut

Viktoria Korshyk kann das bestätigen: Die Potsdamerin bietet an ihrem Stand auf dem Weihnachtsmarkt Mützen, Schals und viele weitere wärmende Kleidungsstücke an - alles selber gemacht. „Ja, Mützen habe ich dieses Jahr wirklich so einige verkauft“, sagt Korshyk. Alles in allem habe sie aber nicht so viele Kunden gehabt wie vor der Corona-Zeit. „Ich hab’ ja noch das Glück, dass ich aus Potsdam komme und Stammkunden habe. Das hat mir wirklich sehr geholfen“, sagt Korshyk.

Die Potsdamerin Viktoria Korshyk hat auf dem Weihnachtsmarkt selbst gefertigte Kleidungsstücke verkauft. Mützen gingen in diesem kalten Winter besonders gut weg.
Die Potsdamerin Viktoria Korshyk hat auf dem Weihnachtsmarkt selbst gefertigte Kleidungsstücke verkauft. Mützen gingen in diesem kalten Winter besonders gut weg.

© Dominik Lenze/PNN/TSP

„Corona ist ja direkt von den nächsten Krisen abgelöst worden“, sagt Heieck. Die Inflation sei Gesprächsthema der Besucher gewesen und habe die Händler bei der Preisgestaltung vor Herausforderungen gestellt, berichtet er. Gestiegene Kosten müssten gedeckt werden, gleichzeitig dürfe man Kund:innen nicht verschrecken. „Da müssen die Händler genau überlegen“, so Heieck. Eine seiner Beobachtungen: Hochpreisige Ware verkaufe sich nach wie vor gut – die Leute würden weniger Kleinkram kaufen.

Ungünstige Baustelle teilte den Weihnachtsmarkt

Auch die Baumaßnahmen in der Innenstadt waren für manche Händler ein Problem: Wer von der Friedrich-Ebert-Straße aus die Stände auf der Brandenburger Straße besuchen wollte, musste zuerst eine Baustelle durchqueren. „Ein Weihnachtsmarkt lebt doch vom Feeling, es geht um Licht und Wärme - wenn man erst durch 120 Meter Dunkelheit laufen muss, geht das natürlich verloren“, findet Heieck.

Es hat Spaß gemacht, auf dem Weihnachtsmarkt in Potsdam zu arbeiten. Die Leute sind nett und die Stimmung ist familiär.

Glühwein-Verkäuferin Ewa

Auch habe die Baustelle den Teil des Marktes nahe des Bassinplatzes vom Rest der Festlichkeiten abgeschnitten. Das ärgerte vor allem jene, die dort ihren Stand aufgebaut hatten: „Manche Besucher haben gar nicht bemerkt, dass es hier noch weitergeht“, sagt eine Glühweinverkäuferin.

Reklame-Elch Rudi röhrt eines seiner letzten Weihnachtslieder über die Brandenburger Straße. Die Angestellten von Vivien Wilhelm verkaufen die letzten Glühwein-Tassen. Ihr Team blickt auf eine erfreuliche Saison zurück: „Wir haben ja Stände auf verschiedenen Weihnachtsmärkten, aber hier ist es wirklich besonders angenehm“, sagt Glühwein-Verkäuferin Ewa. In Potsdam gehe es nicht um Punsch und Party allein: „Viele Leute kommen mit ihren Kindern, der Umgang ist nett und respektvoll“, sagt sie. Sie arbeite gern hier und freue sich schon aufs nächste Jahr.

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