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Die letzten Spiele von Berlin nutzten die Nazis für ihre Propaganda.

© imago images/Shotshop

Olympia 2036 in Berlin?: In der Ampel wächst die Unterstützung

Noch in diesem Jahr soll eine Entscheidung darüber fallen, ob sich Deutschland für die olympischen Spiele bewirbt. Aus der Politik mehrt sich der Zuspruch für Berlin.

Bislang ist es nur eine Idee, die 13 Jahre in der Zukunft liegt. Doch sie bewegt das politische Berlin in diesem Sommer enorm. „Absurd“, findet die sportpolitische Sprecherin der Berliner Grünen die Idee, der CDU-Fraktionsvorsitzende im Abgeordnetenhaus hält den Vorschlag dagegen für „absolut sinnvoll“.

100 Jahre nach den Nazi-Spielen scheint die Idee einer Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele Berlins für das Jahr 2036 zunehmend Unterstützung zu finden.

Als eine „Chance, Berlin als weltoffene, internationale und inklusive Metropole zu präsentieren“, bezeichnete jüngst SPD-Innensenatorin Iris Spranger eine mögliche Kandidatur der Hauptstadt. In diesem Herbst scheint eine erste Entscheidung dafür zu fallen und auch in der Ampel wächst der Rückhalt.

„Als pulsierende Metropole Europas könnte Berlin die Vielfalt der Menschen und den Einfallsreichtum des modernen Deutschlands demonstrieren und somit zur Steigerung des internationalen Ansehens beitragen“, sagt etwa Tina Winklmann, sportpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, und stellt sich damit gegen die skeptische Linie ihrer Parteifreunde in Berlin.

Eine „bemerkenswerte Gelegenheit“ würde eine Bewerbung darstellen, sagt Winklmann dem Tagesspiegel. Es müssten dann aber CO₂-neutrale Spiele sein, bei denen die Bürger frühzeitig in die Planungen einbezogen würden.

Die Berliner Verwaltung hat bereits Schwierigkeiten, ihre alltäglichen Aufgaben zu erfüllen, was zum Beispiel an der Situation in den Bürgerämtern zu erkennen ist.

CSU-Politiker Stephan Mayer traut Berlin die Austragung olympischer Spiele nicht zu.

Genau das plant man aktuell beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), von dem die Bewerbung am Ende ausgehen muss. Denn zuletzt sind Bewerbungen für das teure Megaevent an den Widerständen der Bevölkerung in München, Leipzig oder Hamburg gescheitert.

Fünf potenzielle Austragungsorte

Dieses Mal setzt der DOSB auf frühzeitige Regionalgespräche, die noch in diesem Herbst an den fünf potenziellen Austragungsorten (Berlin, Hamburg, München, Leipzig und die Rhein-Ruhr-Region) stattfinden. Im November ist eine sogenannte Bürgermesse für Berlin geplant. Im Dezember soll dann die Entscheidung über eine Bewerbung fallen.

„Wir begrüßen es natürlich, dass sich die Berliner Landesregierung positiv in Bezug auf eine mögliche Bewerbung positioniert“, sagt Stepahn Brause, Leiter der Stabsstelle Olympiabewerbung im DOSB. Man führe derzeit aber nur informelle Gespräche mit den möglichen Bewerberregionen.

Dass Olympische Spiele ausgerechnet 100 Jahre nach den Propaganda-Spielen der Nationalsozialisten wieder in Berlin stattfinden könnten, sieht Brause gelassen: „Klar ist, dass sich der deutsche Sport zum 100. Jahrestag der Spiele von Garmisch-Partenkirchen und Berlin ohnehin diesem historischen Ereignis stellen und es aufarbeiten muss.“

Kritik an der Olympiabewerbung

Diese Argumentation überzeugt jedoch nicht alle Sportpolitiker im Bundestag: „Ich befürchte, dass der Wunsch der Ausrichtung in Berlin 100 Jahre nach den Spielen im Nationalsozialismus international so vielen Bedenken begegnet, dass die gesamte Bewerbungskampagne bereits von vornherein diskreditiert werden kann“, sagt Stepahn Mayer, CSU.

Selbstverständlich müssten wir Spiele im Jahr 2036 jedoch mit einem entsprechenden Rahmenprogramm historisch einordnen und ein positives Gegenbild zu den NS-Propaganda-Spielen von 1936 zeichnen.

Sabine Poschmann, sportpolitische Sprecherin der SPD

Der frühere Staatssekretär für Sport unter Innenminister Horst Seehofer begrüße zwar generell eine Olympiabewerbung, an der Hauptstadt habe er aber Zweifel, schließlich müssten Bedenken der Bevölkerung abgebaut werden. „Ich vermag nicht zu erkennen, dass dies derzeit in Berlin der Fall ist.“

„Hinzu kommt, dass die Berliner Verwaltung aktuell bereits Schwierigkeiten hat, ihre alltäglichen Aufgaben zu erfüllen, was zum Beispiel an der Situation in den Bürgerämtern zu erkennen ist“, sagte Mayer dem Tagesspiegel.

Bedenken, die man im inzwischen SPD-geführten Bundesinnenministerium weniger teilt. „Wir haben in diesem Sommer mit den Special Olympics World Games gezeigt, dass Deutschland als Sportnation und guter Gastgeber auch wieder olympische und paralympische Spiele ausrichten könnte“, sagt ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage. Man unterstütze eine Bewerbung für die Spiele, lege sich aber nicht auf Ort und Datum fest.

Auch die sportpolitische Sprecherin der SPD, Sabine Poschmann, sieht einen hohen Wert in der Austragung olympischer Spiele, etwa für den Zusammenhalt der Gesellschaft und die Sportbegeisterung im Land. „Berlin wäre einer der natürlichen Kandidaten für eine Austragung“, sagt Poschmann.

Sie könne sich aber auch gemeinsame Kandidaturen verschiedener Städte vorstellen. „Selbstverständlich müssten wir Spiele im Jahr 2036 jedoch mit einem entsprechenden Rahmenprogramm historisch einordnen und ein positives Gegenbild zu den NS-Propaganda-Spielen von 1936 zeichnen.“

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