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Das Ende aller Widersprüche, ein unendliches Vibrieren in zehn Dimensionen, eine neue Zeit: Dies alles versprechen sich Physiker von der String-Theorie. Den gesamten Kosmos reiht sie hübsch ordentlich in "Supersymmetrie" an, erklärt selbst die Existenz von schwarzen Löchern und beendet so als theory of everything all unsere menschlichen Zweifel.

Von Ulrich Amling

Als sich John Locke im ausgehenden 17. Jahrhundert mit den komplizierten Problemen idealer Herrschaftsformen beschäftigte, und trotz seiner wortreichen Verdammung von Willkür schließlich doch zu dem Ergebnis kam, dass es "irgendwo eine Herrschaft" geben müsse "und diese fällt naturgemäß dem Manne als dem fähigeren und stärkeren Teil zu", ließen die Reaktionen nicht lange auf sich warten.

Wer gerne Zeitung liest - drei Gazetten täglich sollten das Minium sein -, kommt bei Ludwig Börnes (1786-1837) Korrespondenz voll auf seine Kosten. Das genau ist auch die Intention des Autors: Er schreibt Briefe mit dem Hintergedanken, sein Credo zu einem späteren Zeitpunkt in modifizierter Form unter die Leute zu bringen.

Wie durch ein Wunder hat das Manuskript von Paul Kornfelds Hauptwerk "Blanche oder Das Atelier im Garten" den Krieg und die Auslöschung seines Autors, der 1942 in das Konzentrationslager Lodz kam, wo er ermordet wurde, überstanden. Das Buch des Dramaturgen und Dramatikers, der 1933 aus Berlin nach Prag emigrierte, ist die Geschichte der einzigen Tochter eines Anwalts, die in den zwanziger Jahren aus der Gesellschaft in eine Welt der Träume und der Phantasien zu flüchten sucht: sie hat (ihre Eltern sind verarmt) sich auf nicht ganz korrekte Weise ein Gartenhaus erworben, in das sie sich flüchtet, das sie nach ihrem Geschmack einrichtet, wo sie Briefe an einen erträumten und erdachten Geliebten schreibt, und als Malerin dilettiert.

Ludwig Erhard gehört zu den ganz Großen der neueren deutschen Geschichte. Wie allen wirklich Großen widerfuhr ihm auch das Schicksal, dass heute jeder sein Erbe als "Gemeingut" für sich reklamieren und für beliebige Zwecke verwenden kann.

Eigentum, Besitz, das staatlich garantierte Recht darauf - das gehörte vor gut fünfzigJahren noch zu den Grundprinzipien der sozialen Marktwirtschaft. Materiellen Wohlstand anzuhäufen, Autos, Staubsauger, Waschmaschinen, sich darüber als wohlhabender Konsument zu definieren, das wurde für die Gesellschaft der jungen Bundesrepublik zu einem wesentlichen Lebensinhalt.

Von Carsten Brönstrup

Was herauskommt, wenn europäischer Jugendstil auf die Arbeiterlyrik farbiger Südstaatendichter trifft, zeigen Alexander Zemlinskys Orchesterlieder Opus 20: "Brich, o Herz, in Dixieland" seufzt Michael Volle mit klangvoller Baritonstimme und träumt von "schwarbraunen Mädchen" - ein fahrender Geselle zwischen Baumwollfeldern. Bis in die USA trieb Zemlinsky seine Seelen- und Stilsuche: Während in den schillernden Märchenerzählungen der Jahrhundertwende die Vorbilder Wagner und Mahler hörbar sind, besitzen die Maeterlinck-Gesänge von 1910 eine elegante Linearität ganz im Geiste der Wiener Jugendstil-Architektur.

"Mama stellte bei ihren Auftritten zuerst ihre vier Kinder vor, und dann gaben wir alle eine Solonummer zum besten. Nina tanzte einen Chopin-Walzer, Pietro einen Militärtanz, Silvio spielte ein Saxophon-Solo, und ich tanzte einen Steptanz.

Von Christian Schröder

Nervös zischeln die Gitarren, Bläser prusten los und von irgendwo wehen ein paar Brocken Portugiesisch herüber - mehr braucht es nicht, um die Copacabana vor dem inneren Auge aufsteigen zu lassen. Die neueste Latin-Welle hat einen Namen: "Brazilectro".

Von Christian Schröder