zum Hauptinhalt
In der libanesischen Hauptstadt gab es kurz nach dem Beschuss des Krankenhauses in Gaza Proteste auf den Straßen.

© AFP/ANWAR AMRO

Wut, Proteste und Vorwürfe: So reagiert die arabische Welt auf den Beschuss der Gaza-Klinik

Die Empörung ist groß, die Schuldzuweisung schnell erfolgt: Israel sei für den Beschuss der Klinik in Gaza verantwortlich. Könnten die Proteste im Nahen Osten außer Kontrolle geraten?

Es ist wie so oft im Nahostkonflikt. Noch bevor es handfeste Indizien oder gar Beweise gibt, ist die Schuldfrage geklärt. Das gilt vor allem, wenn Krieg herrscht und palästinensische Zivilisten ums Leben kommen. Dann ist in der arabischen Welt zumeist sehr schnell davon die Rede, der jüdische Staat habe die Menschen auf dem Gewissen.

So ist es auch dieses Mal. Bereits unmittelbar nach der Explosion auf dem Gelände Klinik in Gaza mit womöglich Hunderten Toten war von einem „entsetzlichen Verbrechen“ Israels die Rede. Die Verantwortung für den Beschuss trage eindeutig die Regierung in Jerusalem.

Es folgten wortreiche Empörung und der obligatorische Aufruf, man müsse auf der Straße seiner Wut Ausdruck verleihen. Die libanesische Hisbollah erklärte den Mittwoch sogleich zu einem „Tag des Zorns“. In Beirut steckten Demonstranten ein UN-Gebäude in Brand; in Jordaniens Hauptstadt Amman versuchten Protestierende, in die israelische Botschaft einzudringen.

Erdogan versteht sich als einflussreicher Fürsprecher der Palästinenser und aller Muslime weltweit.

© AFP/ADEM ALTAN

In den Chor der Aufgebrachten stimmten gleich mehrere Machthaber und Regierungen ein. Mahmud Abbas, Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, sprach von einem „Völkermord“. Ägyptens Außenministerium verurteilte „vorsätzliche Bombardierungen von Zivilisten“ durch die israelische Armee. Das sei ein Verstoß „gegen die grundlegenden Werte der Menschheit“.

Auch die Machthaber in Saudi-Arabien – das sich als führende Schutzmacht der Palästinenser versteht, aber bis zum Überfall der Hamas mit Israel über eine Normalisierung der Beziehungen verhandelte –, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate stellten die Führung in Jerusalem an den Pranger.

Türkei, Saudi-Arabien und Ägypten verdammen Israel

Recep Tayyip Erdogan äußerte sich ebenfalls umgehend, und beschuldigte den jüdischen Staat. Der Beschuss der Klinik sei das jüngste Beispiel für israelische Angriffe, die frei seien von grundlegendsten menschlichen Werten, sagte der türkische Präsident, der gerne betont, sich besonders engagiert um die Belange der Muslime in aller Welt zu kümmern.

Die große Frage lautet, ob die Stimmung in der arabisch-muslimischen Welt derartig eskaliert, dass es zu besonders schweren Ausschreitungen kommt, wie zum Beispiel 2005/2006 nach der Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in einer dänischen Zeitung.

Damals gingen Beobachter davon aus, dass Zorn und Hass auf Israel und den Westen gezielt von den Herrschern in der Region instrumentalisiert wurden – um sich durch scheinbare Solidarität mit den Palästinensern beim Volk zu profilieren.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false