zum Hauptinhalt
Saudi-Arabiens Thronfolger bin Salman hat großes Interesse an einem Abkommen mit Israel.

© AFP/Money Sharma

Israel und Saudi-Arabien nähern sich weiter an: Der Deal lässt noch auf sich warten – aber wird er kommen?

Saudi-Arabiens Kronprinz redet offen darüber, die Beziehungen mit dem einstigen Erzfeind Israel zu normalisieren. Aber noch muss er Rücksicht nehmen, ebenso wie Benjamin Netanjahu.

Ein Kommentar von Christian Böhme

Es könnte ein Deal des Jahrhunderts werden. Bedeutsam nicht nur für den krisen- und konfliktgeplagten Nahen Osten selbst, sondern auch weit über die Region hinaus. Und so richtig weit entfernt scheint ein Abkommen zwischen Saudi-Arabien und Israel zur Normalisierung ihrer Beziehungen nicht mehr zu sein.

Immerhin hat Kronprinz Mohammed bin Salman jetzt öffentlichkeitswirksam im US-Fernsehen bestätigt, was ohnehin kein großes Geheimnis mehr ist: Beide Regierungen sind im Gespräch, offenkundig schon seit Längerem.

„Es scheint zum ersten Mal etwas wirklich Ernsthaftes zu sein“ – so formuliert es der saudische Thronfolger, um zugleich zu betonen, dass vor einem Durchbruch noch gewichtige Fragen zu klären sein.

Benjamin Netanjahu versucht schon seit Langem, Saudi-Arabien von einem Bündnis zu überzeugen.

© dpa/SHIR TOREM

Gemeint ist damit die Palästinenserfrage. Genau das steht noch zwischen einer Übereinkunft zwischen Riad und Jerusalem, von dem sich die zwei Männer eine Menge versprechen.

Bin Salman und Netanjahu glauben fest an den Nutzen eines Bündnisses

Wenn bin Salman und Netanjahu könnten, wie sie wollten, dann hätten beide längst Botschafter entsandt, sich vor laufenden Kameras herzlich die Hände geschüttelt und ihr neues Bündnis gefeiert.

Sie glauben fest daran, die neue Partnerschaft werde sich auszahlen – wirtschaftlich mit Austausch von Know-how und sicherheitspolitisch im Kampf gegen den Rivalen Iran.

Wir kommen dem jeden Tag näher, es scheint zum ersten Mal etwas wirklich Ernsthaftes zu sein.

Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman im US-Sender Fox

Doch der Kronprinz und der Premier können eben nicht, wie sie wollen. Zugeständnisse gegenüber den Palästinensern sind für Netanjahu heikel bis fast unmöglich, weil seine rechtsextremistischen, teilweise offen rassistischen Partner in der Koalition sie nicht mittragen würden.

Der Prinz und der Premier müssen Rücksicht nehmen

Ginge der Regierungschef Kompromisse ein, seine Zeit als Ministerpräsident wäre rasch vorbei. Es sei denn, ihm ist es wichtiger, in die Geschichtsbücher einzugehen – womöglich um den Preis von Neuwahlen und dem Ende seiner Karriere.

Auch der saudische Machthaber muss Rücksicht nehmen. Das Schicksal der Palästinenser ist ihm zwar herzlich egal. Aber eben nicht König Salman, seinem greisen Vater. Und den Menschen in Saudi-Arabien ebenfalls nicht.

Bin Salman kann es kaum riskieren, die Interessen der palästinensischen Brüder und Schwestern gänzlich zu ignorieren, weil dann womöglich sein Volk auf die Barrikaden gehen würde und seine Macht infrage stünde.

Trotz aller Zwänge, mit denen sich Netanjahu und der Kronprinz vorerst arrangieren müssen: Die Zeit für einen Jahrhundert-Deal zwischen den einstigen Erzfeinden Israel und Saudi-Arabien mag noch nicht reif sein. Aber er wird kommen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false