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Der DOSB duzt. Eine Illustration zeigt ein Plakat der Kampagne „Deine Ideen. Deine Spiele.“

© dpa/-

Olympische Spiele in Deutschland: Auf Duz-Tour in Sachen Bewerbung

Berlin, München, Hamburg, Leipzig und das Land Nordrhein-Westfalen - der Deutsche Olympische Sportbund startet eine Initiative für eine Bewerbung für Sommer- oder Winterspiele. Von 2036, 2038, 2040 bis 2042 ist alles denkbar.

Wer es weit bringen will im Sport, der weiß, dass im ersten Versuch nicht unbedingt alles sitzt. Da braucht man schon mal ein paar Anläufe, um den erfolgreichen Sprung zu vollenden. So stellt sich die Situation auch für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) dar. Seit den Olympischen Sommerspielen von München 1972 gab es sieben Anläufe deutscher Standorte, sich für Spiele in Winter oder Sommer zu qualifizieren und sie scheiterten allesamt entweder beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) oder am Votum der Bürgerinnen und Bürger.

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Trotz dieser frustrierenden Ergebnisse gibt es nun einen neuen Anlauf auf Olympische Spiele aus Deutschland, der DOSB startet eine „Dialog- und Informationsinitiative zu einer möglichen Bewerbung um Olympische und Paralympischen Spiele“, wie es offiziell heißt.

Übersetzt heißt das: Der DOSB bewirbt sich noch nicht für Olympia, sondern evaluiert erst einmal, ob es dann Sinn macht, sich für Olympia zu bewerben. Mögliche Termine für Olympia in Deutschland wären 2036 und 2040, für die Sommerspiele, 2038 und 2042 für Winterspiele. Als Standorte gehen Berlin, Hamburg, München, Leipzig und die Region Nordrhein-Westfalen ins Rennen. Allein Berlin hat, durch Verankerung im Koalitionsvertrag, schon klar bekundet, die Sommerspiele in die Stadt holen zu wollen. Und allein München käme wohl, etwa mit Garmisch-Partenkirchen, als Bewerber für Winterspiele in Frage.

So eine Bewerbung und dann erst recht die Spiele kosten natürlich, womit der Hauptpunkt aller möglichen Kritiker: innen schon klar ist. Da allerdings geht der DOSB in die Vorneverteidigung. Die Spiele sollen „nachhaltig“ sein. „Sie passen sich dem Gastgeber an. Nicht mehr die Gastgeber den Spielen“, sagt Torsten Burmester, der Vorstandsvorsitzende des DOSB. Soll heißen: Es soll keine Neubauten für Olympia geben, sondern genutzt werden, was schon da ist an Sportstätten, was dann allerdings bei allen möglichen Bewerbern nicht hinhauen wird.

Berlin zum Beispiel hat in etwa laut DOSB-Schätzung 70 Prozent aller erforderlichen Sportstätten. Das heißt also, es müssten sich für Olympia Partnerschaften bilden. So wäre eine gemeinsame Bewerbung von Berlin und Hamburg oder Berlin mit Leipzig möglich. Im Übrigen drei Städte, die im Alleingang schon mal mit ihren Bewerbungen für Olympische Sommerspiele gescheitert sind (Berlin für das Jahr 2000, Leipzig 2012 und Hamburg 2024). München hatte es auch schon versucht nach 1972, wollte die Winterspiele 2022 und schlitterte am Bürgervotum nicht vorbei.

Olympia und Paralympische Spiele in Deutschland zu holen, das wäre ist für den Nachwuchs wohl ein großer Anreiz

Olympia und Paralympische Spiele in Deutschland, das wäre für viele Nachwuchssportler:innen sicher ein Anreiz. Robert Harting etwa sieht das deutsche Team für die kommenden Spiele, was Erfolgsaussichten angeht, im freien Fall. Olympia im eigenen Land wäre da für viele eine Perspektive, glaubt der Olympiasieger im Diskuswurf. „Auf ein Projekt wie Olympia könnte man hinarbeiten, das wäre dann das große Leitmotiv für viele Sportler“, sagt Harting. Hans-Peter Durst, paralympischer Goldmedaillengewinner im Straßenrennen von Rio 2016, denkt ähnlich: „Das wäre auch für die paralympischen Athleten und Athletinnen eine sehr gute Perspektive.“

Das sind Worte, die Stephan Brause bestimmt gefallen. Der Mann mit der knackigen Amtsbezeichnung. Brause ist Leiter der Stabsstelle Olympiabewerbung beim DOSB, sagt: „Aufbauend auf den Erfahrungen der Vergangenheit gehen wir das Projekt anders und vor allem sensibel an.“ Der Titel der „Dialoginitiative“ lautet: „Deine Ideen. Deine Spiele.“

Olympia-Gegenbewegung, ick hör dir trapsen? Brause sagt, man gehe das selbstbewusst an. „Olympische und paralympische Spiele, partizipativ geplant und zukunftsorientiert gedacht, bringen nicht nur einen Mehrwert für den Sport, sondern für das ganze Land.“ Ein gutes Jahr nimmt sich der DOSB nun die Zeit, um Überzeugungsarbeit zu leisten, vor allem wohl bei der Bevölkerung. Die Ergebnisse dieses „Dialogprozesses“ sollen auf der Mitgliederversammlung am 2. Dezember 2023 bekannt gegeben werden.

Einfach wird es wohl nicht im neunten Anlauf, die Hürden zu nehmen, aus Sicht des DOSB. Aber was ist schon einfach Hochleistungssport. Die Entscheidung, ob sich der DOSB dann um Olympische Spiele bewirbt, soll „voraussichtlich im kommenden Jahr fallen“, heißt es.     

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