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Die olympischen Ringe.

© imago/Schöning

Olympische Spiele 2036: Ist Deutschland reif für eine Bewerbung?

Der Berliner Senat hat die Absicht einer Bewerbung im Koalitionsvertrag, andere Städte könnten nachziehen. Aber ist eine Bewerbung für Olympia überhaupt realistisch?

Achtmal in Folge scheiterten deutsche Standorte mit ihrer Bewerbung, die Olympischen Spiele auszurichten. Jetzt soll es – unter Umständen – einen neuen Anlauf geben, das Feuer hierzulande zu entzünden. Hat das Projekt eine Zukunft? Alle Folgen vom 3 auf 1 finden Sie hier.


Wir müssen weg vom Gigantismus

Gerade haben wir bei den Special Olympics World Games erlebt, wie viel Freude ein sportliches Großereignis auslöst. Und was es bewirken kann. In diesem Fall war es die Sichtbarkeit und Teilhabe von Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen. Mit jeder Veranstaltung dieser Größe gewinnen Berlin und Deutschland an Erfahrung und Expertise.

Um auch Olympische und Paralympische Spiele auszurichten, braucht es noch viel mehr. Auch Veränderungen im Internationalen Olympischen Komitee. Wir müssen weg vom Gigantismus. Für nachhaltige und bevölkerungsnahe Spiele hat der Deutsche Olympische Sportbund schon eine richtige Bedingung formuliert: 100 Prozent der bestehenden Sportinfrastruktur zu nutzen.

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Das geht nur, wenn die Spiele in mehreren Städten stattfinden. Darin liegen viele Chancen. Was nicht in neue Großarenen investiert werden muss, kann in Sportanlagen für Breiten- und Schulsport fließen. Denn die brauchen wir ganz dringend. Olympische und Paralympische Spiele können uns dabei helfen.


Wir brauchen ein Leitmotiv

Natürlich macht die Bewerbung Sinn. Ich hatte mich gefühlt vor sechs, sieben Jahren geäußert, dass in den Jahren 2024 und 2028 das Tal der Leistungsdichte am tiefsten sein wird, was die guten Ergebnisse von deutschen Mannschaften bei Sommerspielen angeht. 2024 in Paris wird schlechter als bisher und 2028 in Los Angeles am schlimmsten meiner Meinung nach und spätestens dann wird man sehen, dass man ein Leitevent braucht, um den deutschen Sport quasi zu rekonstruieren.

Die PotAS-Komission für die Verteilung der finanziellen Zuwendungen an die olympischen Sommersportverbände ist bisher kein zielführendes System, weil man kein funktionierendes Sportsystem hatte, was man hätte reformieren können. Nach der Vereinigung von Ost und West gab es plötzlich über Jahre viele Medaillen für deutsche Sportler, aber das hat dann immer weiter abgeebbt, weil es eben kein System gab. Die Politik hatte kein Vertrauen in den Leistungssport. Nach dem möglichen Debakel von 2028 wird man erkennen, dass man was ändern muss. Und auf ein Projekt wie Olympia könnte man dann hinarbeiten, das wäre dann eben das große Leitmotiv.


Es wäre die achte Niederlage in Folge

Mit den olympischen Bewerbungen des deutschen Sports ist das seit den Sommerspielen von München 1972 eine trübe Geschichte. Deutschland ist da ähnlich erfolglos wie beim Eurovision Song Contest (ESC): Sieben Anläufe, sieben Enttäuschungen gab es seit gut 50 Jahren. Zuletzt kam Hamburg im Jahr 2015 nicht am Votum der Bevölkerung vorbei. Berlin holte sich 20 Jahre zuvor bei der Bewerbung für 2000 erst im Entscheid beim Internationalen Olympische Komitee (IOC) eine blutige Nase, die Spiele 2000 fanden schließlich in Sydney statt.

Sommerspiele 2036 in Deutschland würden im Sinnes des Sportes sicher Sinn machen, auch im Sinne der zum Teil in vielen großen Städten mangelhaften Sportinfrastruktur. Selbst wenn es, etwa über mehrere Städte verteilt, eine Bewerbung gibt, dann würden die vorhandenen Sportstätten sehr wahrscheinlich in 13 Jahren nicht ausreichen. Olympia würde in jedem Fall viel Investitionen verlangen. Und dafür die Zustimmung der Bevölkerung zu bekommen, das erscheint ähnlich schwer wie ein deutscher Erfolg beim ESC.

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