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Noch ist das Olympia-Ticket nicht verloren. Um es zu lösen, braucht es einen Sieg gegen die Niederlande.

© dpa/Sebastian Christoph Gollnow

Letzte Olympia-Chance gegen die Niederlande: Mutloser Auftritt der deutschen Fußballerinnen

Deutschland hat durch die Niederlage gegen Frankreich die vorzeitige Olympia-Qualifikation verpasst. Um das Ticket gegen die Niederlande zu lösen, braucht es nun eine deutliche Leistungssteigerung.

Wenn man die Gründe für die Niederlage der deutschen Fußballerinnen am Freitagabend auf einen Punkt herunterbrechen müsste, hieße dieser wohl Mutlosigkeit. Über die nahezu komplette Spielzeit mangelte es gegen Frankreich in vielen Belangen an Entschlossenheit, Risikobereitschaft und Selbstvertrauen. „Wir waren in der ersten Halbzeit nicht mutig genug, wir haben ein bisschen Angsthasenfußball gespielt“, sagte Giulia Gwinn später, die bei der 1:2-Niederlage in Lyon im Halbfinale der Nations League zehn Minuten vor Schluss den Anschlusstreffer per Handelfmeter erzielt hatte.

Das Team von Bundestrainer Horst Hrubesch spielte aber nicht nur in der ersten Halbzeit ohne Selbstvertrauen, sondern auch über weite Strecken im zweiten Durchgang. Deutschland wirkte maximal motiviert, das Olympiaticket mit einem Sieg über Frankreich vorzeitig zu lösen. Dieser Ansporn setzte allerdings keine zusätzliche Energie frei, er führte vielmehr zu großer Nervosität und Unsicherheit.

Wenn Frankreich hoch presste, schaffte es das deutsche Team kaum, sich sauber herauszuspielen. Das lag nicht etwa daran, dass die deutschen Fußballerinnen die nötigen Fähigkeiten dazu nicht besitzen, sondern am fehlenden Mut. In der Offensive war er teilweise vorhanden, allerdings nur in Einzelaktionen oder bei Ecken. Von guten Kombinationen im letzten Drittel, wie sie die Spielerinnen noch bei der EM gezeigt hatten, war nichts zu sehen.

Es wurde schnell deutlich, wer in diesem Spiel etwas zu verlieren hatte. Während Frankreich, als Gastgeber gesetzt bei den Olympischen Sommerspielen, befreit aufspielen konnte, häuften sich auf der deutschen Seite die Unsicherheiten und Missverständnisse. „Wir haben einfach zu viele Fehler gemacht“, sagte Hrubesch und bezog sich damit wohl auf die Defensive. Das deutsche Nationalteam kassierte nach zwei individuellen Aussetzern die Gegentore durch Kadidiatou Diani und Sakina Karchaoui per Foulelfmeter kurz vor der Halbzeit.

„Wir haben eigentlich zu spät angefangen. Das zweite Tor hat uns ein bisschen den Hals gebrochen“, kommentierte Hrubesch in drastischen Worten. „Heute sieht's scheiße aus. Aber ich glaube, wenn wir das mitnehmen und im nächsten Spiel effizienter sind, mehr dran sind, vielleicht ein Ticken mehr wollen – dann können wir auch einige Tore schießen“, sagte Klara Bühl, die neben Alexandra Popp als Einzige etwas Torgefahr ausstrahlte.

Das deutsche Angriffsspiel ist zu ausrechenbar

Unter Hrubesch spielt das deutsche Team einen recht eindimensionalen Fußball, der für Gegner leicht auszurechnen ist und demnach große Überzeugung in den einzelnen Aktionen benötigt. Das System (4-4-2) ist immer das Gleiche und mit zwei kopfballstarken Stürmerinnen auf ein extrem flügellastiges Angriffsspiel ausgelegt. Frankreich wusste das gut zu verteidigen, mit Ausnahme der Ecken, die Deutschland konsequent mit einer Variante ausspielte.

„Ich bin erst mal froh, dass wir die Chance noch haben. Klar hätten wir den Sack irgendwie heute schon zumachen können“, sagte Kapitänin Popp. „Aber es ist jetzt, wie es ist, und wir müssen wirklich alle Kräfte bündeln, und uns muss klar sein, dass wir von der ersten bis zur letzten Minute alles rausholen müssen.“

Popp und ihre Teamkolleginnen fliegen nun am Dienstag nach Heerenveen, wo sich gegen die Niederlande, die den Weltmeisterinnen aus Spanien mit 0:3 unterlagen, die letzte Olympia-Chance für Paris bietet. Im Spiel um Platz drei am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF) zählt nichts, außer der Sieg. Sonst droht dem DFB-Team nach der verpatzten Weltmeisterschaft der nächste herbe Rückschlag.

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