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Auf Trainer Horst Hrubesch ruhen die Hoffnungen im deutschen Team. Dabei könnte der schon nächste Woche seinen Job los sein.

© dpa/Arne Dedert

DFB-Frauen gegen Frankreich gefordert: Die Zukunft steht auf dem Spiel

Trainer Horst Hrubesch kämpft mit den deutschen Fußballerinnen um das Olympia-Ticket. Wie es nach der Finalrunde in der Nations League weitergeht, ist aber mindestens genauso spannend.

Auf dem Frankfurter DFB-Campus herrschte dieser Tage im Kreise der deutschen Fußball-Nationalspielerinnen eine ausgelassene Stimmung. Alle 23 Spielerinnen sind fit, verstehen sich gut und sind hoch motiviert, den letzten Schritt Richtung Olympische Spiele in Paris zu gehen. „Ich bin happy, dass wir alle wieder zusammengekommen sind. Alle sind super euphorisiert, im Training ist Spannung und Spaß“, sagte etwa Klara Bühl am Dienstag. Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch geht zudem mit Selbstvertrauen voran.

Die Ausgangslage vor dem Nations-League-Halbfinale gegen Frankreich am Freitag (21 Uhr/ARD) in Lyon könnte in dieser Hinsicht also kaum besser sein. Mit einem Sieg wären die deutschen Fußballerinnen in Paris dabei. Bei einer Niederlage hätten sie am 28. Februar in Sevilla oder Heerenveen noch eine zweite Chance gegen den Verlierer aus Spanien – Niederlande, da die Französinnen als Gastgeber-Team automatisch für die Sommerspiele qualifiziert sind und es darüber hinaus zwei Olympia-Tickets für Europa gibt.

Mit sehr positiven Eindrücken ist Hrubesch vom Training mit seinem Team nun nach Lyon aufgebrochen. „Man hat gemerkt, sie freuen sich drauf. Ich denke, vor drei oder vier Monaten hätte keiner dran geglaubt, dass wir da stehen, wo wir jetzt sind“, sagte Hrubesch. Er selbst sei ja sowieso immer positiv. „Aber ich denke, die Mädels sind's auch. Wir glauben an unsere Möglichkeit. Ich hoffe wirklich, dass wir sie auch nutzen.“

Aus sportlichem Blickwinkel gelten die Vize-Europameisterinnen als klare Außenseiterinnen. Das Erreichen des Final Four der Nations League war zwar endlich mal wieder ein positives Erlebnis nach der verkorksten Weltmeisterschaft im vergangenen Sommer, die zuletzt oftmals schwachen Auftritte täuschen aber nicht darüber hinweg, dass sich das deutsche Team nicht gerade in seiner Bestform befindet.

Trotzdem betont Hrubesch immer wieder, dass man alles auf das Frankreich-Spiel setze. „Es macht ja eigentlich mit dieser Qualität überhaupt keinen Sinn, ein Spiel zu verlieren“, sagte der 72-Jährige über die DFB-Auswahl. „Sie vertrauen mir, und ich vertraue ihnen. Das wissen sie. Wir machen uns gegenseitig nichts vor: Fußball ist normal ein einfaches Spiel. Das habe ich versucht, ihnen zu erklären.“

Horst Hrubesch gilt als sehr beliebt und als ein Trainer, der in kurzer Zeit ein Team zum Erfolg führen kann – das hat er in der Vergangenheit nicht nur einmal unter Beweis gestellt. Es verwundert also nicht, dass er derzeit versucht, sich auf die Basics zu konzentrieren, den Spielerinnen die Verunsicherung zu nehmen und weniger auf taktische Belange zu setzen, wie es noch unter seiner Vorgängerin Martina Voss-Tecklenburg der Fall war.

Hrubesch dürfte keine langfristige Lösung als Trainer sein

Langfristig dürfte das allerdings keine Lösung sein, ebenso wenig wie die Personalie Hrubesch, der bei einem Verpassen der Olympia-Teilnahme allenfalls als Notlösung in der Übergangszeit zur Verfügung stünde. Sollte sich Deutschland aber für Olympia qualifizieren, hätte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und vor allem die neue Sportdirektorin Nia Künzer etwas mehr Zeit, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu suchen.

Abseits der Trainerfrage steht allerdings auch zur Diskussion, inwieweit der deutsche Kader auf internationalem Niveau mithalten kann. Platz vier im Final Four der Nations League wäre mit Gegnern wie Frankreich, Niederlande oder Spanien sicherlich keine Schande, und doch passt es nicht zu den hohen Ansprüchen der deutschen Fußballerinnen. Das taten die vergangenen Spiele ebenso wenig.

Es kristallisiert sich zunehmend heraus, dass ein Umbruch notwendig ist und dieser schnell bewältigt werden muss. Zwar ist der deutsche Kader gespickt mit Top-Spielerinnen, aber eben auch solchen im Alter von Alexandra Popp, Marina Hegering oder Svenja Huth, die mit über 32 Jahren nicht mehr ewig für das Nationalteam auflaufen werden.

Mit Blick auf die bereits im April anstehenden ersten Qualifikationsspiele für die Europameisterschaft 2025 in der Schweiz, könnte nun also die Zeit gekommen sein, vermehrt jungen Spielerinnen eine Chance zu geben. Dass Hrubesch das ähnlich sieht, hat er nicht nur mit seiner jüngsten Kader-Nominierung gezeigt. Gegen Frankreich könnte er für das Erreichen von Olympia dennoch auf den altbekannten Weg setzen.

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