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Gemeinsam mit dem Babelsberger Thalia-Kino veranstaltete das Waschhaus im Vorjahr wieder einen Open-Air-Kinosommer.

© Manfred Thomas

Probleme in der Filmstadt: Potsdam pflegt sein Label, nicht die Festivals

Anstatt intensiver Festivals zu unterstützen, die es bereits gibt, stürzt sich die Landeshauptstadt in neue Projekte. Da läuft etwas falsch.

Ein Kommentar von Lena Schneider

Als Filmmuseumschefin Ilka Brombach 2020 gefragt wurde, warum das Festival Moving History zum wiederholten Mal nicht stattfinden würde, gab sie als Begründung nicht das naheliegende an: die Pandemie. Vielmehr sprach sie damals über Grundsätzliches. Über mangelnde Finanzierung – und über den prekären Status von Festivals überhaupt. Als die Thalia-Chefinnen im letzten Jahr ein neues Festival für Kinderfilme ankündigten, antworteten sie auf die Frage, ob Potsdam denn ein gutes Festival-Pflaster sei: Bei allen ihnen bekannten Festivals „war es sehr problematisch.“

In anderen Worten: Die Filmstadt Potsdam hat ein Problem mit Filmfestivals. Vielversprechende Anläufe wie „Moving History“, ein mit schillernder Prominenz besetzter Festivalversuch zu historischem Film (Schirmherrin war Margarethe von Trotta), können sich nicht etablieren. In der Szene längst etablierte Festivals wie die „Sehsüchte“ kommen beim Potsdamer Publikum nicht an. Und das liegt womöglich auch, aber sicher nicht nur am Publikum. Sondern auch daran, wie eine Stadt sich zu ihren Festivals positioniert. Soll heißen: Wie sie sie unterstützt.

Das zeigt sich am Geld, aber auch in der Taktung im Festivalkalender. Anstatt mit dem zu arbeiten, was da ist – Moving History, Sehsüchte, Jüdisches Filmfestival und die vor wenigen Tagen unter neuer Leitung eröffnete 18. Ausgabe der Ökofilmtour – stürzt man sich medienwirksam in kopflos wirkenden Aktionismus: In diesem Jahr soll ein weiteres Festival zum Thema Umweltfilm in Potsdam aus dem Boden gestampft werden. Die Landeshauptstadt hatte im Vorfeld extra eine Marktuntersuchung anfertigen lassen, die ergab: Interesse an Umweltfilmen in Potsdam ist vorhanden. Sieh an.

Gleichzeitig wurde der etablierten, wenn auch medial wenig präsenten Ökofilmtour die städtische Unterstützung um 2000 Euro gekürzt. Wie zu hören ist, hätte es sogar noch mehr sein sollen. Um die Finanzierung muss der Marathonläufer unter den Festivals übrigens im Jahresrhythmus bangen. Filmstadtpflege, die mehr als nur Labelpflege ist, sieht anders aus.

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