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Am Ball. Die Nachwuchskicker von Concordia Nowawes sprechen das Training durch. Den Platz an der Sandscholle müssen sich viele Teams teilen.

© Andreas Klaer

Bau der Nowawiese Potsdam: Warten auf den Kick

Eigentlich sollte der Sportplatz „Nowawiese" in Babelsberg im März bespielbar sein. Doch der mehrfach verschobene Bau zieht sich weiter hin. Auch anderswo in Potsdam fehlen Sportplätze.

Potsdam - Ein Nachmittag an der Sandscholle: Ein Dutzend Zehnjährige trägt gemeinsam mit einem Trainer ein Übungstor beiseite. Einer der E-Jugendspieler bolzt währenddessen einen Ball herzhaft auf ein anderes Tor. Mit einem Zisch landet der Ball im Netz. So macht es am meisten Spaß. Der Junge strahlt. „Hilf mit, das Tor zu tragen“, ruft der Trainer aus der Entfernung. „Das hatten wir doch so abgesprochen.“ Die Zehnjährigen müssen Platz machen für die nächste Mannschaft, die schon ungeduldig neben der Seitenlinie des Kunstrasenplatzes wartet.

In Potsdam fehlen Sportplätze, wie dieses Beispiel zeigt. Jeden Montag und Mittwoch trainieren auf dem Sportplatz an der Sandscholle die Jugendmannschaften des SV Babelsberg. Zeitweise sind vier Teams verschiedener Altersgruppen gleichzeitig auf dem Feld. Da kann es schon mal eng werden. In diesen Märztagen ist allerdings etwas mehr Raum als üblich. „Wegen der Grippewelle sind einige nicht gekommen“, sagt Übungsleiter Robert Weber.

Vereine wachsen, doch es gibt nicht mehr Sportplätze

225 Mitglieder hat der Fußballverein, davon 200 Kinder und Jugendliche. „Und wir wachsen weiter“, sagt Weber. Im Sommer steigt der Jahrgang 2007 in den Spielbetrieb ein und braucht mehr Trainingszeit. Gleichzeitig wird der Verein ab Sommer drei Teams haben, die altersbedingt auf einem Großfeld spielen – und das natürlich auch trainieren müssen.

Das Team, das als nächstes mit dem Training beginnt, war eines der ersten, die der Verein bildete. Damals waren die Kinder gerade eingeschult worden. Heute machen die ersten bald den Führerschein. Einen eigenen Sportplatz hat der Verein bis heute nicht.

Dabei sollte es eigentlich schon seit Jahren so weit sein: Auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung waren die Mittel für einen Sportplatz an der Nuthestraße bereits 2011 im Haushalt vorgesehen. Geplant war, einen bereits vorhandenen wilden Bolzplatz am Rande des Babelsberger Parks auszubauen – die sogenannte Nowawiese. Doch daraus wurde nichts.

Viele Auflagen für den Nowawiesen-Ausbau

Die Schlösserstiftung hatte befürchtet, dass der Bau der Sportanlage den Welterbestatus des Parks bedrohe. Stadt und Stiftung wurden sich nicht einig. Schließlich musste ein sogenannter Ministerentscheid her. Im Sommer 2013 verfügte Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos), dass ein Sportplatz gebaut werden darf – allerdings unter Auflagen. Deren Erfüllung kostete weitere Zeit.

Bei den Kindern und Eltern war die lange Wartezeit kaum zu vermitteln, so Weber. „Der Oberbürgermeister hatte den Kindern doch den Bau des Platzes versprochen“, erinnert der Trainer sich. Die Ausschreibung für den Bau stoppte das Rathaus zum Jahresende, weil der geplante Kostenrahmen von 360.000 Euro nicht eingehalten werden konnte.

Neue Ausschreibung für die Nowawiese

Ursache ist der schwierige Untergrund. Damit Regenwasser schnell versickern kann, wäre ein dreischichtiger Bodenaufbau nötig, wie Sportdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) den PNN erklärte. Das würde 200.000 Euro extra kosten. Geld, das im Investitionsbudget nicht vorhanden ist. Nun soll eine einfachere Bauweise ausreichen. Nach über mehrere Tage anhaltendem Regen, wird es dann zwei bis drei Tage dauern, bis der Platz wieder bespielbar ist. Nun soll es eine neue Ausschreibung geben. Der Kommunale Immobilienservice (Kis) bereite dies vor, so Magdowski. Einen genauen Termin gibt es noch nicht.

Die Hängepartie um die Nowawiese ist kein Einzelfall: Vor mehr als drei Jahren hatten die Stadtverordneten beschlossen, den Sport- und Spielplatz „Westkurve“ an der Hans-Sachs-Straße zu sanieren. 300 000 Euro stehen dafür im städtischen Haushalt bereit – doch passiert ist nichts. Es gab Streit um ein kleines Stück Weg zur „Westkurve“, das der WBG-Genossenschaft gehört. Um den Weg zu nutzen, will die Stadt einen Vertrag abschließen, um sich Geh-, Fahr- und Leitungsrechte zu sichern. Derzeit verhandeln Stadt und Genossenschaft noch.

Es fehlen 13 Sportplätze

Auch wenn diese beiden Probleme bald gelöst wären, bleibt Potsdam das Problem fehlender Sportflächen erhalten. Nach einer Studie der Uni Potsdam fehlen 13 Sportplätze mit Großfeldern. Mit dem Bau neuer Schulsportanlagen soll es etwas Linderung geben. Die Plätze, die als Teil des 160 Millionen Euro teuren Schulentwicklungsplans in den kommenden Jahren entstehen, können zumindest teilweise von Vereinen mitgenutzt werden. Das sei die einzige Chance, in größerem Umfang Sportflächen zu schaffen, so Magdowski.

Vereinssportflächen seien eben keine Pflichtaufgabe der Kommune. Dennoch lässt sich die Stadt den Sport einiges kosten: etwa neun Millionen Euro im Jahr. Doch in der Summe sind auch sämtliche Kosten für den Luftschiffhafen und für das Personal enthalten. Ein bisschen wird sich trotzdem in diesem Jahr tun: So sollen an der Sandscholle und am Stern Laufbahn sowie die Weitsprung- und die Kugelstoßanlage saniert werden. Und neuen Kunstrasen gibt es für den Sportplatz im Kirchsteigfeld und an der Kirschallee.

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