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Mit dem Pendlerportal sollen Fahrten mit nur einem Fahrer möglichst verringert werden.

© Ottmar Winter

Neues Potsdamer Pendlerportal: Zu vernünftig, um beliebt zu sein

Die Erfolgsaussichten des Modells dürften überschaubar sein. Dahinter steckt ein psychologisches Problem.

Ein Kommentar von Erik Wenk

Weniger für Benzin bezahlen, dem Klima etwas Gutes tun und seltener im Stau stehen – und zwar, ohne auf’s Auto zu verzichten. Klingt fast zu gut, um wahr zu sein, doch Fahrgemeinschaften machen es möglich: Das Potsdamer Pendlerportal, das auf der Plattform Fahrgemeinschaft.de basiert, soll Berufspendler:innen die Möglichkeit geben, sich zu vernetzen und damit die täglichen Staus in der Innenstadt reduzieren.

Den großen Vorteilen von Fahrgemeinschaften steht ihre erstaunliche Unbeliebtheit gegenüber: Ein bis zwei Prozent der Pendler:innen in Deutschland nutzen sie, schätzt Sven Domroes von Fahrgemeinschaft.de. Neben der Plattform gibt es auch noch einige andere Angebote wie die Mitfahrzentrale oder Pendlerportal.de – Möglichkeiten zum Mitfahren gibt es also reichlich. Doch es scheint kein technisches oder organisatorisches Problem zu sein, den Pendler:innen das Mitnehmen von anderen Menschen schmackhaft zu machen – es ist ein psychologisches.

 Individualistisches Freiheits-Vehikel für einsame Asphalt-Cowboys

Seit Jahrzehnten werden Autos nicht als Ort von Gemeinschaft beworben, sondern als Sportgerät, Status-Symbol oder Männer-Spielzeug – kurz, als individualistisches Freiheits-Vehikel für einsame Asphalt-Cowboys. Infiziert von unzähligen Werbespots dieser Art kommt einem der Gedanke, sein Auto aus Kostengründen zum schnöden Taxi zu degradieren, ziemlich unsexy vor.

Das Auto als privater Rückzugsraum, in dem man früh morgens vor dem Arbeitsbeginn ein wenig Ruhe vor dem Lärm und dem Stress der anderen Mitmenschen genießen will – dies scheint für viele schwerer zu wiegen, als Tankkosten zu sparen, allen Klagen über zu hohe Benzinpreise zum Trotz. Der Leidensdruck muss schon enorm sein, bevor die Deutschen ihr geliebtes Auto mit anderen teilen oder gleich gegen Bus oder Bahn eintauschen.

Da hilft nur Üben, auch in Potsdam: Vor allem Unternehmen müssten ihre Angestellten aktiv dazu ermuntern, sich zu Fahrgemeinschaften zusammenzutun, vielleicht auch Belohnungen dafür in Aussicht stellen. Auch bei der Stadtverwaltung mit ihren rund 2500 Beschäftigen ist sicherlich Potenzial für Fahrgemeinschaften vorhanden.

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