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Queerfeindliche Schmierereien am Bahnhof Golm mit dem unmissverständlichen Aufruf, Transgender zu töten.

© privat

Nach Gewaltvorfällen in Potsdamer Stadtteil: Jugendklub in Golm sucht weiterhin Streetworker

Die Mittel für die Stellen wurden bereits im Vorjahr bewilligt, doch es hapert an anderer Stelle. Einen Plan für die Sozialarbeit gibt es schon.

Der Jugendfreizeitladen „Chance“ in Golm kann derzeit die Streetworker-Stellen, für die Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) die im vergangenen Jahr bewilligten Mittel inzwischen freigegeben hat, nicht besetzen. Der Grund: Auf die Stellenausschreibung der Stadt Potsdam gingen zunächst keine Bewerbungen ein. Die Bewerbungsfrist wurde deshalb verlängert. Ziel sei es, noch vor der Sommerpause neue Angebote der aufsuchenden Jugendarbeit mit den Jugendlichen zu entwickeln, sagte Stadtsprecherin Juliane Güldner den PNN.

Nun soll in den kommenden Tagen ein Bewerbungsgespräch stattfinden. Jugendclubleiterin Kathleen Knier hofft auf die Besetzung einer halben Stelle noch zum 15. Mai.

Zwei Streetworker sollen künftig gemeinsam an den Wochenenden Jugendliche, die nicht in den Freizeitladen kommen, aufsuchen. Ziel sei es, gewaltfreie Rückzugsräume zu schaffen, so Juliane Güldner. Das Projekt werde von der Fachhochschule Potsdam wissenschaftlich begleitet und mit den Jugendzentren Töplitz und Leest koordiniert. Zudem soll es Schulungen zum Umgang mit gewaltbereiten Jugendlichen sowie Beratungsangebote für jugendliche Gewaltopfer geben.

Zerstörungen und Körperverletzungen

Kathleen Knier und ihre Kollegin Birgit Uhde hatten im Februar mit einem Brandbrief auf die massive Gewalt von Jugendlichen in Golm hingewiesen und Angebote mobiler Jugendarbeit gefordert. Im Ortsteil kämen abends und an den Wochenenden bis zu 60 junge Leute aus Golm, Eiche und anderen Teilen Potsdams zusammen.

Die Banden ziehen umher, randalieren, werfen Fenster und Autoscheiben ein. Sogar in Institute drangen sie ein, störten Vorlesungen und verwüsteten Räume. Wiederholt kam es nach Angaben des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) auch zu körperlichen Angriffen auf Studierende, die meist einen queer- oder ausländerfeindlichen Hintergrund hatten. Mehrere Personen wurden dabei verletzt. Im Februar war deshalb eine Mahnwache vor dem Bahnhof abgehalten worden.

Viele Fälle von Gewalt und Vandalismus ereigneten sich im Umfeld des Bahnhofs Golm.
Viele Fälle von Gewalt und Vandalismus ereigneten sich im Umfeld des Bahnhofs Golm.

© Andreas Klaer

Nach Polizeiangaben wurde seit Oktober 2022 ein „zunehmendes Anzeigen- und Einsatzgeschehen“ registriert, bei dem wiederholt Jugendliche und Heranwachsende durch Zeugen als Tatverdächtige benannt worden seien. Die Ermittlungen dazu laufen. Polizeisprecher Daniel Keip stellte dennoch fest, dass Golm kein Schwerpunkt für Polizeieinsätze sei. „Eine signifikante Straftatenhäufung im Phänomenbereich der Jugendkriminalität am Campus der Universität in Golm ist derzeit durch die Polizeidirektion West nicht festzustellen“, sagte Keip den PNN.

Eine studierende Person, die wiederholt Opfer jugendlicher Gewalt geworden war, hatte der Polizei vorgeworfen, mögliche rassistische Motive der Jugendlichen zu vertuschen. Immer wieder wurden fremdenfeindliche Sprüche im Umfeld des Bahnhofs auf Wände gesprüht. Der Ortsbeirat Golm und die Universität hatten mehr Polizeipräsenz im Ortsteil gefordert. Die Fraktion Sozial.Die Linke verlangte die Freigabe der bereits im Vorjahr bewilligten Mittel für Streetworker.

Jugendliche nur schwer zu erreichen

Im schnell gewachsenen Golm seien vielen Einwohnern die Angebote für Jugendliche nicht bekannt, sagt Kathleen Knier, die auch Ortsvorsteherin ist. „Als wir noch 1000 Einwohner hatten, kannte jeder den Jugendclub.“ Heute sei es schwierig, alle Kinder und Jugendlichen zu erreichen und über die Angebote zu informieren. Viele Kinder gingen in Potsdam zur Schule. Der Jugendfreizeitladen, der in diesem Jahr 30 Jahre alt wird, befinde sich für viele Jugendliche „am Rande der Welt“, so Knier. Der Rahmenplan Golm 2040 sehe ein neues Bürgerhaus und weitere Angebote für Jugendliche vor.

So lange zu warten, lässt die akute Situation jedoch nicht zu. Kurzfristig soll deshalb ein Freiraum entstehen, den Jugendliche selbst gestalten können – mit der Begleitung zweier Streetworker. Denn die jungen Leute zwischen 14 und 21 Jahren hätten kein Interesse, den Jugendfreizeitladen zu besuchen. Sie hätten auch keine Lust auf Pädagogik. „Sie wollen ihr eigenes Projekt aufziehen“, sagt Kathleen Knier. Ein Grundstück, auf dem ein Bauwagen aufgestellt werden soll, sei bereits gefunden. Die Stadtverwaltung prüfe einen Gundstückstausch mit dem privaten Eigentümer.

Die Streetworker sollen die Jugendlichen unterstützen. Zwei der jungen Leute hätten sich bereit erklärt, Verantwortung zu übernehmen. Schon im November habe es ein Beteiligungsverfahren gegeben, so Knier. Allerdings sei zu den beiden vergangenen vereinbarten Terminen niemand erschienen.

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