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Die Ausgabestelle der Tafel in der Drewitzer Straße.

© Andreas Klaer

Hilfspaket für die Potsdamer Tafel beschlossen: Verein versucht, Aufnahmestopp zu beenden

Die Stadtverwaltung fördert die ehrenamtliche Lebensmittel-Ausgabestelle mit mehr als 200.000 Euro pro Jahr. Für Streit sorgt eine Idee aus der SPD.

Signal gegen zunehmende Armut in Potsdam: Mehr als fünf Monate nachdem die Potsdamer Tafel einen Aufnahmestopp für neue Hilfsbedürftige verhängt hat, haben die Stadtverordneten grünes Licht für ein Hilfspaket für die Lebensmittelausgabestelle gegeben. Demnach soll der bisher ehrenamtlich arbeitende Verein ab dem kommenden Jahr mit rund 220.000 Euro pro Jahr gefördert werden. Grund sei der steigende Hilfebedarf durch Energiekrise und Inflation, heißt es in der beschlossenen Vorlage des Sozialdezernats. Mit dem Geld soll unter anderem die Geschäftsführung, eine sozialpädagogisch geschulte Beratungskraft sowie Kosten für Wachschutz, Reinigung und Miete getragen werden.

Einmalig soll der Verein demnach auch mit 15.000 Euro unterstützt werden, um der Vorlage zufolge „Abpackkapazitäten am Standort der Tafel in der Drewitzer Straße 22A zu erweitern“. Laut Tafel-Chefin Imke Georgiew werden damit Umbauten im Inneren und ein neues Vordach finanziert. Ferner könne man nun einen Sozialpädagogen einstellen, der in Not geratene Kunden beraten könne - und zwar bei dem Termin, bei dem sie ohnehin einmal im Jahr ihre Bedürftigkeit nachweisen müssen.

Der Wachschutz werde für einen geregelten Ablauf an der Ausgabe sorgen. Nun erwäge man, im Januar das System so umzustellen, dass Kunden nicht mehr jede Woche, sondern alle 14 Tage ein dann größeres Essenspaket erhalten. Damit könnte man doppelt so viele Kunden wie bisher versorgen, sagte Georgiew am Donnerstag auf PNN-Anfrage.

Eine neue Logistikzentrale fehlt noch

Gleichwohl führe kein Weg daran vorbei, möglichst schnell eine neue Logistikzentrale für den Verein zu beschaffen, betonte sie - gerade um Platz zu haben, mehr Essenspakete zusammenstellen zu können. Sie hoffe dabei sehr auf die kommunale Bauholding Pro Potsdam, sagte die Tafelchefin. Wie berichtet erhält die Tafel von zum Beispiel Supermärkten noch haltbare Ware, die sie an ihre bedürftigen Kunden kostenlos weitergibt.

Vereinfacht werden soll die Ausgabe der Lebensmittel. Man habe sich mit der Suppenküche der Volkssolidarität und den Potsdamer Bürgerhäusern auf eine Kooperation verständigt, um zunächst bis April 2023 durch dezentrale Ausgaben im gesamten Stadtgebiet das Hilfsangebot der Tafel auszubauen, hieß es vom Sozialdezernat. Die Bürgerhäuser stünden bereit, sagte auch Georgiew. Für diese Koordination soll die Volkssolidarität laut Vorlage rund 30.000 Euro erhalten. Zudem plane die Stadt für den Ausbau der Schuldner- und Sozialberatung in der Energiekrise mit weiteren 260.000 Euro extra, hieß es.  

Tafel-Chefin Imke Georgiew.

© Andreas Klaer

Im Plenum sagte Tiemo Reimann von der SPD, es müsse nun an einem gemeinsamen Standort von Suppenküche und Tafel gearbeitet werden. Jana Schulze von Sozial.Die Linke stellte so ein zentrales Angebot infrage - es müsse mehr um dezentrale Hilfen für sozial Benachteiligte gehen. Auch an anderen Stellen in Potsdam sei die Übernahme solcher Personalkosten nötig, machte sie mit Blick auf die Tafel-Förderung deutlich.

Auch Hans-Jürgen Scharfenberg (Linke) forderte eine Trennung von Tafel und Suppenküche. Tafel-Chefin Georgiew sagte den PNN, auch die Suppenküche habe schon einen Bedarf für größere Räumlichkeiten und einen gemeinsamen Betrieb signalisiert. Ziel müsse es sein, dass es Tafel und Suppenküche gar nicht brauche, sagte wiederum Lars Eichert (CDU).

Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD) sagte, in vielen anderen deutschen Städten würden die Tafeln institutionell gefördert. Nach der Evaluierung im Jahr 2024 werde über die Fortführung der finanziellen Förderung entschieden, hieß es. Mit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine war der Kundenstamm für die Ausgabestelle stark gewachsen. Daher hatte sich die Sozialeinrichtung gezwungen gesehen, keine neuen Bedürftigen mehr zu versorgen - zum Leidwesen von Betroffenen.

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