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Am Eröffnungswochenende war das Minsk Kunsthaus ausverkauft.

© Thilo Rückeis

Das sagen die Besucher:innen zum Minsk: Stimmen zum Auftakt von Potsdams neuem Museum

Die Karten für das erste Wochenende waren schnell weg, 3500 Gäste zählte das Minsk am Ende - sie waren begeistert. Nur ein Kritikpunkt war oft zu hören.

Links und rechts Zäune, hinter denen sich Kleingärten erstrecken, in der Mitte ein Rasenstreifen, im Hintergrund Laubbäume in Herbstfärbung. Es ist dieses Foto, aufgenommen in einer Kleingartensparte am Potsdamer Pfingstberg, das bei Dorothee Böhme und Daniel Reichelt auf besonderes Interesse stößt. „Man sieht unseren Garten“, sagt Reichelt. „Sehr weit weg – man muss es wissen“, ergänzt der Potsdamer. Als das Foto entstand, vor 28 Jahren im Herbst 1994, hatten Böhme und Reichelt den Garten allerdings noch gar nicht gepachtet. Sie kamen erst viel später zu diesem Stückchen Land.

Das ist einfach grandios, was Plattner in Potsdam macht.

Daniel Reichelt, Potsdamer

Vor wenigen Minuten haben die beiden im Potsdamer Kunsthaus Minsk das Foto des kanadischen Fotografen Stan Douglas entdeckt, jenes Bild, auf dem sie ihren Garten verorten. Jetzt sitzen sie auf der Terrasse des Museums an einem kleinen Tisch. Vor ihnen benutztes Kaffeegeschirr, Marke Hedwig Bollhagen.

Dorothee Böhme und Daniel Reichelt beim Kaffee auf der Minsk-Terrasse.

© Thilo Rückeis

Das Potsdamer Paar mit dem Kleingarten am Pfingstberg gehörte zu den 3500 Besuchern, die am Wochenende in das neue Minsk am Brauhausberg kamen, das nach dem Barberini nun schon das zweite Museum ist, das Hasso Plattner den Potsdamern spendiert hat. Jahrelang war das Gebäude, in dem sich zu DDR-Zeiten das beliebte Terrassenrestaurant Minsk befand, dem Siechtum preisgegeben worden.

Es gab zwar Potsdamer, die es als Zeugnis der Ostmoderne erhalten wollten. Doch anderen wiederum war das Haus egal. So nah am Hauptbahnhof wünschte sich mancher stattdessen eine baulich dichte urbane Entwicklung. Da hätte das Minsk nicht so recht hineingepasst. Einer gewinnorientierten Verwertung des Hangs am Brauhausberg schien das Gebäude ohnehin im Weg zu stehen.

Blick in die Ausstellung mit Schrebergarten-Fotos von Stan Douglas im Minsk in Potsdam.

© dpa / Christopher Söder

„Das ist einfach grandios, was Plattner in Potsdam macht“, sagt Daniel Reichelt, der zu DDR-Zeiten schon einmal in dem Haus war. 1987 oder ‘88 seien seine Eltern mit ihm und dem damaligen Westbesuch im Minsk gewesen, berichtet der Potsdamer, der damals noch ein Kind war. Doch nach so einer langen Zeit sind seine Erinnerungen an diesen Besuch verblasst: „Fragen Sie mich, wie das Essen war“, sagt Reichelt nur.

Das alte Minsk-Logo auf dem Dach wird vermisst

Und doch sind es die Erinnerungen, die am Eröffnungstag des Museums sicherlich bei nicht wenigen der Besucher eine Rolle spielen. Erinnerungen an jene Zeit, als das Minsk eine ganz besondere Adresse unter den Lokalitäten des sozialistischen Potsdam war. Lorry Paul etwa erinnert sich noch gut an diese Zeit. Auch sie gehörte gemeinsam mit ihrem Mann Hans-Dieter Paul am Samstag zu den ersten Gästen. Für die Rentnerin war es gewissermaßen eine Heimkehr. Denn von 1983 bis 1990 arbeitete sie hier als Barkellnerin, berichtet sie. Das Restaurant sei damals ständig ausgebucht gewesen – von Montag bis Sonntag. Einen Ruhetag gab es nicht, sagt Paul. Familienfeste und Jugendweihen habe man hier gefeiert. Auch Westberliner Reisegruppen seien im Haus zu Gast gewesen, ergänzt ihr Ehemann.

Lorry und Hans-Dieter Paul waren unter den ersten Gästen im Minsk.

© Thilo Rückeis

„Eine tolle Sache“ nennt Lorry Paul die jetzige Auferweckung des Minsk. Dennoch bedauert die einstige Mitarbeiterin des Restaurants ein wenig, dass im Haus kaum etwas an das alte Interieur erinnert. Und oben an der Fassade, sagt ihr Ehemann, sei früher weithin sichtbar das Signet des Restaurants zu sehen gewesen. Im Dunkeln leuchtete dieses Zeichen damals. Es würde ihn freuen, so Paul, wenn das Logo zurückkäme. „Das wäre das Sahnehäubchen auf dem ganzen Objekt hier“, sagt der ehemalige Chefkonditor des Schlosshotels Cecilienhof.

Eine andere Kritik hört man an diesem Samstag von den Besuchern indes öfter – etwas, für das Plattner und sein Team aber überhaupt nichts können: Wer von den Terrassen des Minsk in Richtung Innenstadt schaut, sieht dabei die riesige Rückwand des Schwimmbads blu. Zwar verstellt sie nicht komplett die Sicht auf die Stadt, aber eine ästhetische Zumutung, zumal hier so nah an einem Museum, ist sie allemal.

Schwimmbad blu und Hauptbahnhof versperren den Blick von der Minsk-Terrasse über die Stadt.

© Thilo Rückeis

Museumsbesucher Axel Kruschat nennt die triste Riesenfläche ironisch einen Knaller. „Kann man vielleicht mal mit Fassadenbegrünung etwas rausholen“, meint Kruschat, der Brandenburger Landesgeschäftsführer des BUND ist, an diesem Eröffnungssamstag aber als Privatmann gemeinsam mit seiner Frau Heike das Minsk besucht.

Die Potsdamerin Heike Kruschat auf der Terrasse des Minsk Museums.

© Thilo Rückeis

„Es ist sehr schön gemacht“, lobt Heike Kruschat das neue Minsk. „Die Architektur ist sehr interessant.“ Auch die Bilder von Wolfgang Mattheuer in der Eröffnungsausstellung haben es ihr angetan. „Ich war früher ja kein Fan davon, obwohl ich Ossi bin“, sagt Kruschat über die DDR-Kunst. Die im Minsk ausgestellten Bilder des 2004 verstorbenen Leipzigers Mattheuer ermöglichten jedoch „eine wirklich sehr schöne Sicht auf sein Werk“, so Kruschat.

Besucher Florian Hansmeier am Eröffnungstag des Museums Minsk.

© Thilo Rückeis

Auch Besucherin Inge Schulze-Eggert zeigt sich beeindruckt von den Gemälden Wolfgang Mattheuers. „Wirklich ganz starke Bilder“ seien es. „Ich habe hier fast abstrakte Landschaften gesehen“, berichtet die Potsdamerin begeistert. Zustimmung findet das Minsk auch bei Besucher Florian Hansmeier, der gerade – mit seiner einjährigen Tochter auf dem Bauch – auf der oberen Terrasse des Minsk steht. „Es ist natürlich schön, dass dieser Ort wieder zum Leben erweckt wurde“, sagt der Berliner Bauingenieur, der einst in Potsdam an der Fachhochschule studiert hat. Er hoffe, dass die Wiedereröffnung des Minsk den Beginn einer Zeit markiere, in der die DDR-Architektur wieder wertgeschätzt werde – und plädiert zugleich für den Erhalt des Rechenzentrums.

Tja, Potsdams umkämpfte Orte! Hier am Brauhausberg ist der Streit nunmehr entschieden.

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