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Großer Andrang bei der Adventsfeier der Potsdamer Tafel.

© Potsdamer Tafel

Adventsfeier bei der Tafel Potsdam: Waffeln, Kinderpunsch und Geschenke für über 300 Kinder

Die soziale Einrichtung hat Kindern aus armen Familien eine Freude gemacht. Für die Aktion wurde viel gespendet – doch die Situation der Tafel bleibt schwierig.

Dicht an dicht drängen sich Menschen vor der Ausgabestelle der Tafel im Potsdamer Südosten: Mütter mit Kinderwagen, Väter halten ihre Töchter an der Hand und viele Kinder laufen umher und versuchen neugierig schon einen Blick auf den Innenhof zu erhaschen. Bei Weihnachtsmann und Weihnachtsengel herrscht an diesem Tag nicht weniger Vorfreude: „Schau mal, die Kinder sind schon aufgeregt“, sagt Weihnachtsmann Bodo Killat und deutet aus dem Fenster nach draußen. Weihnachtsengel Ivonne Behrend ist schon voller Vorfreude: „Denen machen wir’s heut’ schön, was Bodo?“

Am vierten Advent hat die Tafel zu einer Weihnachtsfeier auf ihrem Hof eingeladen. Es gab Waffeln, Kinderpunsch und kistenweise Geschenke, genug für über 300 Kinder. Gespendet worden sind diese von Privatpersonen, Schulen und Unternehmen aus Potsdam. 20 ehrenamtliche Mitarbeiter:innen des Wohltätigkeitsvereins haben die Präsente verpackt, kümmerten sich am Sonntag um Essen und Trinken. Die Ehrenamtlichen Bodo Killat und Ivonne Behrend schlüpften nur zu gern in die Rollen als Weihnachtsmann und Weihnachtsengel.

Weihnachten ist das Fest der Familie. Aber wieso nur an die eigene Familie denken?

Ivonne Behrend, engagiert sich ehrenamtlich bei der Tafel.

Für Behrend ist ihr Engagement bei der Tafel eine Ehrensache: „Vor elf Jahren war ich selbst Kundin hier“, sagt Behrend. Sie erinnert sich, dass Weihnachten eine besonders schwierige Zeit ist, wenn man kaum Geld hat. „Man möchte sein Kind ja beschenken“, sagt sie. Den Tafel-Kund:innen möchte sie diese Zeit einfacher machen: „Weihnachten ist das Fest der Familie. Aber wieso soll man da nur an die eigene Familie denken?“

Auch der Weihnachtsengel und der Weihnachtsmann waren dabei.
Auch der Weihnachtsengel und der Weihnachtsmann waren dabei.

© Potsdamer Tafel

Tafel unter Druck

Die Mitarbeiter:innen der Tafel wissen, dass dieser Winter besonders hart für ihre Kundschaft ist: Steigende Preise für Energie und Lebensmittel treffen die Ärmsten besonders hart. „Die Leute sind angespannt“, sagt Behrend. Auch die Zahl der Tafel-Kund:innen hat sich in diesem Jahr drastisch erhöht: „Der Bedarf ist seit Beginn des Ukraine-Kriegs spürbar gestiegen“, sagt Johannes Wegner, Vorsitzender der Tafel Potsdam.

Im Juni hat die Tafel auch einen bis heute gültigen Aufnahmestopp verhängt, mit einer kurzen Unterbrechung im November. Zur Zeit versorge der Verein 150 bis 200 Kunden:innen pro Tag, berichtet Wegner.. „Das ist unglaublich. Gleichzeitig bekommen wir tendenziell weniger Waren.“

Viele Spenden zu Weihnachten

Es gibt auch gute Nachrichten: „Vor Weihnachten ist das Spendenaufkommen immer etwas höher. Und viele Leute haben ihre Energiepauschale gespendet, weil sie glauben, dass wir das Geld besser gebrauchen können“, sagt Wegner.

Auch die Spenden für die Adventsfeier haben die Erwartungen übertroffen: Ursprünglich sei gar keine geplant gewesen, man habe bloß Geschenke verteilen wollen, erzählt Bodo Killat. „Dann haben wir aber so viele Spenden erhalten, dass wir dachten: Da lohnt sich doch eine Feier.“

Nur noch alle 14 Tage

Laut Tafel-Leiterin Imke Georgiew bleibe die Situation angespannt: „Wir planen, auf einen 14-tägigen Ausgabe-Rhythmus zu wechseln“, sagte sie den PNN auf Anfrage. Familien könnten dann nicht wie bisher wöchentlich, sondern nur alle zwei Wochen die Tafel besuchen. „Das ist ein Kompromiss, nicht der Idealzustand“, sagt sie. Über kurz oder lang brauche die Tafel ein neues Logistikzentrum, so Georgiew. So müssten Waren nicht mehr in der Ausgabestelle sortiert und gelagert werden. Dann könne man auch wieder wöchentlich an alle Familien Essen ausgeben.

Zumindest das Weihnachtsfest konnte die Tafel für manche Familien retten: Die junge Mutter Sandra Enete verstaut die verpackten Geschenke in ihrem Kinderwagen. Mit dabei: ein kleiner Spielzeugtruck für ihren Sohn. Mit einer schönen Bescherung habe ihre Familie dieses Jahr nicht mehr gerechnet. „Mein Sohn wird Augen machen, wenn ich nach Hause komme. Ich bin richtig glücklich“, freut sie sich.

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