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Fahrradweg zwischen Neuem Palais und Golm.

© Andreas Klaer

Lückenloses Netz für Brandenburg: ADFC fordert 7000 Kilometer Radweg

Brandenburgs Verkehrsministerium arbeitet an einem Konzept für ein lückenloses Radnetz. Der ADFC macht ersten Vorschlag und fordert jährlich 200 Millionen Euro für Radinfrastruktur wie in den Niederlanden.

Ein Fahrradweg entlang der Bundesstraße 1 von Brandenburg an der Havel über Groß Kreutz, Werder (Havel) und Geltow bis nach Potsdam. Ein weiterer führt entlang der B 273 von Wustermark bis Potsdam, ein dritter entlang der B2 von Falkensee über Groß Glienicke bis in die Landeshauptstadt.

In der Radnetzkarte des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Brandenburg führen acht Radwege entlang der Haupteinfahrtsstraßen in die Potsdamer Innenstadt. „Jeder Mensch soll in Brandenburg sicher, komfortabel und durchgängig zum nächsten Supermarkt, zur Schule oder zum Bürgeramt fahren können“, sagt Christian Wessel, stellvertretender Landesvorsitzender des ADFC.

Konzept für Radnetz Brandenburg, ADFC Brandenburg
Konzept für Radnetz Brandenburg, ADFC Brandenburg

© ADFC Brandenburg

Das landesweite Radwegenetz, das der Fahrradclub am Montag in Potsdam vorgestellt hat, gleicht einem bunten Spinnennetz. Knapp 30 Radwege führen in die Bundeshauptstadt, rundum Berlin verbindet ein Ring die Orte im Speckgürtel. Durchs ganze Bundesland schlängeln sich rund 150 Strecken. „Das ist ein Vorschlag von unserer Seite“, sagt Christian Wessel.

ADFC macht Vorschlag für Radnetz Brandenburg

Das Verkehrsministerium erarbeitet aktuell ein Konzept für ein lückenloses „Radnetz Brandenburg“. Dieses ist einer der sieben Bestandteile der Radverkehrsstrategie 2030, die das Kabinett im Mai 2023 verabschiedete. Das Radnetz soll Ober- und Mittelzentren, Bahnhöfe, Haltestellen, Schulstandorte und Tourismusziele im Land mittels gut ausgebauter Radwege verknüpfen und bis 2045 geschaffen werden. Bis 2030 will das Bundesland den Anteil im Radverkehr von elf auf 20 Prozent verdoppeln.

7086
Kilometer umfasst das Radnetz-Konzept des ADFC

Mit seiner interaktiven Karte will der ADFC, damals Kritiker der „unkonkreten“ Strategie, den Prozess aktiv mitgestalten. „Wir wollen definieren, wie die Quantität und Dichte aussehen soll“, so Hartwig Paulsen, der das Radnetz als Koordinator ehrenamtlich betreute. Der Fahrradclub will die bestehenden gut 2200 Kilometer Radroute entlang von Landes- und Bundesstraßen auf 7000 Kilometer aufstocken und damit Fahrradfahren für Schülerinnen und Schüler, Berufstätige und Senioren auch auf Zehn-Kilometer-Strecken attraktiver machen.

Von Juni bis Dezember 2023 hatten mehr als 100 ehrenamtliche Mitglieder interkommunale Radwege zwischen Ober- und Mittelzentren erarbeitet. Manche Strecken existieren bereits, bei anderen fehlt der Lückenschluss oder eine befestigte Fahrbahn. Manche müssten neu gebaut werden. Der Radweg entlang der B2 zwischen Michendorf und Potsdam sei beispielsweise hochfrequentiert, aber zu schmal, sagt Paulsen. In Perleberg in der Prignitz staue es sich auf der B5, doch ein Radweg fehle, so Wessel. Genaue Daten zum Zustand und der Frequentierung einzelner Radwege liegen dem ADFC nicht vor.

Radweg entlang der Gellertstraße nach Fahrland.
Radweg entlang der Gellertstraße nach Fahrland.

© Andreas Klaer

Wichtig sei es, nicht nur die Ballungszentren anzubinden, sondern auch im ländlichen Raum Flächen zu erschließen und die angrenzenden Bundesländer, Polen und Berlin erreichbar zu machen. Man brauche eine Infrastruktur, die Bock auf Fahrradfahren mache, so die Vize-Landesvorsitzende Renate Weisse.

ADFC fordert 200 Millionen Euro pro Jahr

„Wir wollen, dass dieses Radnetz umgesetzt wird. Die 413 Kommunen brauchen starke Unterstützung. Deswegen fordern wir ein Kompetenzzentrum für Rad- und Fußverkehr“, so Hartwig Paulsen. Dieses soll unter anderem Kommunen beraten und Musterlösungen bereitstellen, an denen sich Gemeinden orientieren können.

Zudem fordert der ADFC Brandenburg, jährlich 200 Millionen Euro in den Radverkehr zu investieren. So könnte Brandenburg in 15 Jahren eine Radinfrastruktur wie in den Niederlanden erreichen. Im Landeshaushalt stehen in diesem Jahr 45 Millionen für den Radverkehr zur Verfügung, 2023 waren es 44 Millionen Euro. Zu den Bauvorhaben 2024 äußert sich das Infrastrukturministerium nicht.

Ministerium plant eigenes Konzept bis Ende 2024

Das Ministerium werde das Konzept des ADFC Brandenburg eingehend prüfen und bei der Konzeptionierung des Radnetzes Brandenburg berücksichtigen, heißt es aus dem Ministerium. Das „Radnetz Brandenburg“ befinde sich derzeit in Erarbeitung, werde mit den verschiedenen Baulastträgern im Land Brandenburg unter Einbeziehung bestehender Infrastrukturen und Wegeverbindungen, wie touristischen Radrouten, entwickelt und soll bis Ende 2024 vorliegen. Bei der Konzeptionierung würden zudem die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel, personelle Kapazitäten und die Belange des Umwelt-, Natur- und Klimaschutzes.

Zugleich steht Brandenburgs Mobilitätsgesetz, das den Fuß- und Radverkehr sowie den Öffentliche Personennahverkehr im Land stärken soll, kurz vor dem Abschluss. „Der Gesetzentwurf soll bei der kommenden Sitzung des Ausschusses für Infrastruktur und Landesplanung (AIL) abschließend beraten werden“, heißt es aus dem Ministerium zum Ausschuss am Donnerstag. Am Dienstag werden sich die Regierungsfraktionen zum Gesetz äußern.

Der ADFC will mit seinem Radnetz für Brandenburg ins Gespräch gehen: mit den Kommunen, dem Ministerium und dem vom Land beauftragten Planungsbüro, aber auch mit den Nutzenden der Radrouten, der Bevölkerung. Dafür seien Infostände geplant.

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