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Brandenburgs früherer Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD).

© dpa/Soeren Stache

Frieden und mehr freie Zeit: Matthias Platzeck wird 70

Brückenbauer, Deichgraf, Schlichter: Brandenburgs früherer Ministerpräsident feiert in der Uckermark seinen runden Geburtstag. Was sich der SPD-Politiker wünscht und was Weggefährten ihm wünschen.

Zwei Wünsche hat Matthias Platzeck zu seinem 70. Geburtstag. Der erste ist leicht zu erfüllen: mehr freie Zeit, entspannen in seinem Haus in der Uckermark, wo er mit seiner Familie das runde Jubiläum feiern wird. „Die Bundesregierung hatte mich ja mit vier Kommissionen beauftragt - Atom-, Kohle, Deutsche Einheit und Zukunftszentrum“, zählt Brandenburgs früherer Ministerpräsident gegenüber der Deutschen Presse-Agentur auf. „Da war schon jede Menge zu tun.“ Außerdem vermittelte er mehrfach in Tarifkonflikten bei der Deutschen Bahn, der Lufthansa und auch der Berliner Charité.

Platzeck wurde am 29. Dezember 1953 in Potsdam geboren

Schlichter, Brückenbauer, Deichgraf, Landesvater - aber eben auch Russlandver- und Putinmissversteher. Es gibt so einige Zuschreibungen für den SPD-Politiker, der die Geschicke Brandenburgs lange Zeit lenkte. Geboren am 29. Dezember 1953 in Potsdam, studierte der Arztsohn zu DDR-Zeiten biomedizinische Kybernetik. 1990 wurde er für Bündnis 90 in den Landtag gewählt, 1995 trat er in die SPD ein. Von 1990 bis 1998 war er Umweltminister von Brandenburg, wurde wegen seines Einsatzes beim Oderhochwasser 1997 bundesweit als „Deichgraf“ bekannt. Danach war er Oberbürgermeister von Potsdam, ehe er 2002 als Nachfolger von Manfred Stolpe (SPD) Ministerpräsident wurde. 2013 legte er das Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder, ebenso den SPD-Landesvorsitz. 2005/2006 war er für einige Monate auch Bundesvorsitzender der SPD.

Viele Aufgaben hat Platzeck während seiner politischen Karriere erfüllt. Nicht alles ging glatt. Legendär sein Ausspruch zum Hauptstadttairport in Schönefeld 2013: „Entweder das Ding fliegt – oder ich fliege.“ Die Vertrauensabstimmung im Landtag am Tag danach überstand er. Und doch sollten weitere sieben Jahre vergehen, ehe der BER endlich öffnete.

Als Politiker warst du ‘der Brandenburger’.

Ministerpräsident Dietmar Woidke in seinem Glückwünschschreiben an seinen Amtsvorgänger Matthias Platzeck

„Die Zeit rennt. Wie gestern kommt es mir vor, als wir gemeinsam im Landtag saßen“, schreibt Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) seinem Amtsvorgänger zum 70.  Als Politiker sei er „der Brandenburger“ gewesen, „nah bei den Menschen und ihnen zugewandt“, beschreibt es Woidke, der acht Jahre lang Platzecks Kabinett angehörte.  

Als Ur-Potsdamer habe Platzeck die Geschicke der Stadt entscheidend beeinflusst, hebt Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) in seiner Gratulation hervor. Als Teil der Wendebewegung habe sich Platzeck für Veränderungen starkgemacht und später als Oberbürgermeister dafür gesorgt, dass die Stimmung in der „Jammerhauptstadt des Ostens“, wie der „Spiegel“ Mitte der 90er schrieb, sich auf Zuversicht gedreht habe.

Zuversicht braucht es auch für Platzecks weiten Geburtstagswunsch. „Ich hoffe, dass das nächste Jahr uns dem Frieden in der Welt näherbringt“, meint er auch mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Den Vorsitz im Deutsch-Russischen Forum gab der wegen seines Kurses stark in der Kritik stehende Platzeck - er kritisierte in der Vergangenheit die Nato-Ausdehnung nach Osten genauso wie Sanktionen des Westens gegen Russland nach der Annexion der Krim - nach Kriegsbeginn auf. Er räumte ein, manches falsch eingeschätzt zu haben. Aber er hält weiterhin Gesprächskontakte in Russland aufrecht. „Ich glaube, es ist wichtig, nicht alle Brücken abzubrechen“, meint er nach sieben Jahrzehnten Lebenserfahrung. (mit dpa)

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