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Eine Person wirft Teile des Interieurs von der Terrasse des Generalshotels.

© dpa/Annette Riedl

Entkernung läuft, weiter Widerstand: Initiative für Rettung des Generalshotels am Flughafen BER gibt nicht auf

Seit Donnerstag läuft der vom Bund betriebene Abriss des Generalshotels in Schönefeld. Die Initiative für eine Rettung des Denkmals der Ostmoderne sieht noch eine Chance.

Die Initiative „Generalshotel retten!“ gibt nicht auf, nachdem am denkmalgeschützten früheren DDR-Staatsterminal seit Donnerstag trotz massiver Proteste und einem bundesweiten Medienecho erste Entkernungsarbeiten für den Abriss begonnen haben. „Es ist noch nicht zu spät. Es ist nicht alles verloren. Es besteht noch die Möglichkeit, den Abriss zu stoppen“, erklärte Sahra Damus, Landtagsabgeordnete der Grünen und Initiatorin der Initiative, am Freitag auf einer Online-Pressekonferenz.

Die Initiative von Architekten, Denkmalschützern, Politikern und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz kritisierten erneut die Verweigerungshaltung der von Kanzler Olaf Scholz (SPD) geführten Bundesregierung, einen Erhalt des Denkmals am Rande des Schönefelder BER-Airports zu prüfen.

Der frühere Brandenburger Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD), damals für das BER-Planfeststellungsverfahren zuständig und heute Vorsitzender des Landesdenkmalbeirates, sprach von einer „Riesenenttäuschung“ auch über den Umgang mit Engagement. Er verwies auf die Appelle von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und des Berliner Regierenden Kai Wegners (CDU) für den Erhalt des Gebäudes, „und dann gibt es Null Bereitschaft der Bundesregierung mit ihren drei Mitgliedern aus Brandenburg, sich darüber auszutauschen“.

Kanzler Scholz, Bauministerin Klara Geywitz (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) kommen aus Brandenburg. Woidke hatte nach dem Beginn der Arbeiten den Abriss als „falsch und vermeidbar“ gerügt. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagte Dellmann. Aber selbst wenn das Denkmal nicht gerettet werden sollte, müsse der Fall ausgewertet werden.

Bund plant Regierungsflughafen um

Die Entscheidung, das Generalshotel abzureißen, war 2011 mit einer Änderung des Planfeststellungsbeschlusses für die damaligen Planungen des Regierungsflughafens am BER gefallen. Dellmann wies darauf hin, dass der Bund jetzt selbst diese Planungen für den Regierungsairport verändern will, nach seinen Entscheidungen im Jahr 2022, kein neues Regierungsterminal nahe dem Generalshotel zu bauen und die Flugbereitschaft der Bundeswehr komplett von Köln nach Schönefeld zu verlegen.

„Es war damit der Bund selbst, der die Tür aufgemacht hat, über die Zukunft des Generalshotels erneut nachdenken zu können“, sagte Dellmann. „Wer auf neue Rahmenbedingungen nicht reagiert, lebt nicht in dieser Zeit.“

Denkmalstiftung nennt Abriss „skandalös“

„Das Generalshotel ist ein vollkommen einzigartiges Baudenkmal. Meines Wissens gibt es kein vergleichbares Baudenkmal in Deutschland. Dass es überhaupt zur Disposition gestellt wird, finden wir skandalös“, erklärte Hans-Christian Feldmann für die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. „Die Kommunikationsverweigerung des Bundes und der angeschlossenen Behörden zeugt von einer ungeheuren Respektlosigkeit gegenüber Bürgern, Abgeordneten, der Landesregierung Brandenburgs, gegenüber Fachbehörden und veritablen Fachorganisationen.“ Diese Sprachlosigkeit müsse beendet werden.

Das Generalshotel ist ein vollkommen einzigartiges Baudenkmal. Meines Wissens gibt es kein vergleichbares Baudenkmal in Deutschland. Dass es überhaupt zur Disposition gestellt wird, finden wir skandalös.

Hans-Christian Feldmann, Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Da, wo das Generalshotel jetzt steht, etwa dreihundert Meter vom stillgelegten alten Passagierterminal am Rande des BER entfernt, will der Bund Abstellflächen für Regierungsflieger schaffen. Mit den anstehenden Neuplanungen, so die Forderung, können die Flächen etwas anders verteilt und das Generalshotel erhalten werden.

Diese Woche hatte sich auch das Deutsche Nationalkomitees von Icomos, der Unesco-Beraterorganisation für Welterbe in der Bundesrepublik, erneut klar gegen einen Abriss ausgesprochen. Es handle „sich nicht nur um ein denkmalgeschütztes Bauwerk in Brandenburg, das im Zusammenhang mit der regionalen Flughafengeschichte einen wichtigen Platz einnimmt“, sagte Präsident Timo Mager.

„Das Generalshotel stellt darüber hinaus ein herausragendes und einzigartiges Zeugnis aus der frühen Zeit des Kalten Krieges dar, das die politische Macht der sowjetischen Militäradministration repräsentiert.“ Es bezeuge die Flughafengeschichte Berlin-Brandenburgs sowie die frühe Phase der Ostmoderne in Brandenburg und Ostdeutschland und sei als Kulturerbe aus der Zeit des Eisernen Vorhangs anzusehen.

Am Donnerstag hatte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) den Beginn der Rückbau-Arbeiten bestätigt. Die Schadstoffuntersuchungen und die Sicherung von erhaltenswerten Ausstattungsgegenständen im Gebäude seien inzwischen abgeschlossen, hieß es. „Derzeit laufen die Entkernung und Schadstoffsanierung innerhalb des Gebäudes.“ Der Abschluss sei für Anfang 2024 vorgesehen. Noch ist es nicht zu spät.

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