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Das ehemalige Generalshotel am Rande des BER

© dpa/Patrick Pleul

Countdown für Generalshotel : Alle Landtagsparteien Brandenburgs für Rettung

Noch in dieser Woche soll der Abriss des Generalshotels beginnen - auf Grundlage veralteter Pläne für den Regierungsflughafen. Lenkt der Bund doch noch ein?

In ungewöhnlicher Einigkeit appellieren alle Landtagsparteien in Brandenburg an die Bundesregierung unter Kanzler Olaf Scholz (SPD), das denkmalgeschützte Generalshotel am Rande des Schönefelder Flughafens nicht dem Erdboden gleichzumachen, um dort Regierungsflieger zu parken. Zwei Tage vor dem angekündigten Abrissbeginn sprachen sich am Dienstag im Landtag in Potsdam Vertreter aller Koalitions- und Oppositionsfraktionen für den Erhalt des Denkmals der Ostmoderne aus, in dem bis 1989 Staatsgäste, Promis und Künstler abgefertigt worden waren.

„Der Abriss wäre eine Katastrophe. Er muss gestoppt werden“, sagte Linke-Fraktionschef Sebastian Walter. „Es ist eine westdeutsche Entscheidung.“ Ostdeutsche Geschichte dürfe nicht schon wieder plattgemacht werden. „Es ist eine Kultursünde“, warnte Peter Vida, Chef der Freien Wähler. Er verwies darauf, dass sich alle Ebenen, Gemeinde, Kreis, Landesregierungen für den Erhalt dieses Kulturdenkmals einsetzen. „Der Umgang mit dem Generalshotel ist ein Beispiel dafür, warum sich Bürger von Politik abwenden.“

CDU für Integration in Flughafen

Und CDU-Fraktionschef Jan Redmann sagte: „Ich würde mir wünschen, dass die Bundesregierung nach Möglichkeiten sucht, das Gebäude in den Flughafen zu integrieren.“

Und SPD-Fraktionschef Daniel Keller sagte: „Ich kann an die Entscheidungsträger nur appellieren, die Entscheidung noch einmal zu überdenken, ob es nicht eine andere Lösung gibt.“ Für die Grünen kritisierte die Abgeordnete Sahra Damus, dass der Bund mit veralteten Planungen aus dem Jahr 2011 argumentiere:

„Am BER ändert sich alles - außer, dass das Generalshotel angeblich wegmuss. Da frage ich mich schon: Was ist das für eine Wertschätzung gegenüber ostdeutscher Geschichte?“, sagte Damus, die auch die Initiative „Generalshotel retten“ initiiert hat. Das Kanzleramt müsse „die Stopptaste“ drücken! Damus erinnerte daran, dass Scholz seinen Wahlkreis in Brandenburg hat.

Erstmals positionierte sich zu dieser Causa auch die AfD. „Ich finde es jämmerlich und schäbig, dass das Generalshotel abgerissen werden soll“, sagte AfD-Fraktionschef Christoph Berndt.

Woidke und Wegner für Erhalt

Gegen den Abriss haben sich mittlerweile auch die beiden Ministerpräsidenten der Hauptstadtregion, Dietmar Woidke (SPD, Brandenburg) und Kai Wegner (CDU, Berlin), die Bundesarchitektenkammer und mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und den Unesco-Weltererbehütern von Icomos die zwei großen Denkmalschutzorganisationen der Bundesrepublik ausgesprochen, aber auch der Kreistag Dahme-Spreewald und die Gemeindevertretung von Schönefeld.

Grundlage sind mittlerweile veraltete Pläne des Bundes aus dem Jahr 2011 für den am BER eingerichteten Regierungsflughafen, der nach der Entscheidung der Bundesregierung für den Komplettumzug der Flugbereitschaft der Bundeswehr von Köln/Bonn nach Berlin im vorigen Jahr und dem Verzicht auf ein neues Terminal ohnehin umgeplant wird. Der Bund lehnt eine erneute Überprüfung des Abrisses - die letzte gab es 2019 - strikt ab.

Bislang gibt es keinerlei Bereitschaft des Bundes, die Entscheidung zu überdenken. Die zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) hat dem Landkreis Dahme-Spreewald den Beginn der Arbeiten für diesen Donnerstag angezeigt. Offiziell bestätigt die Bima das nicht. „Derzeit laufen Schadstoffuntersuchungen und die Sicherung von erhaltenswerten Ausstattungsgegenständen im Gebäude, um diese in Museen oder anderen Ausstellungsorten einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, erklärte Bima-Sprecher Thorsten Grützner auf Anfrage. „Die Rückbaumaßnahmen sollen Anfang 2024 abgeschlossen werden.“

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