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Friedrich Merz und Carsten Linnemann (rechts) gehören beide dem Wirtschaftsflügel der CDU an.

© picture alliance/dpa/Michael Kappeler

Linnemann als CDU-Generalsekretär: War das ein kluger Schachzug von Merz?

Mario Czaja hat als CDU-Generalsekretär die Erwartungen nicht erfüllt. Carsten Linnemann soll es jetzt richten. Doch möglicherweise wird seine Ähnlichkeit zu Merz zum Problem.

Jan Redmann hat Bauchschmerzen. Politische. „Die CDU darf nicht zu einer westdeutschen Partei werden, dann wird sie im Osten keine Chance haben“, warnt der Brandenburger CDU-Chef am Mittwoch in die Kameras von „Welt-TV“.

Der Grund für sein Unbehagen: CDU-Chef Friedrich Merz hat am Vortag seinen Generalsekretär ausgetauscht. Mario Czaja muss gehen, Carsten Linnemann übernimmt. Czaja, der Ex-Sozialsenator, kommt aus dem Osten. Er gewann mit Marzahn-Hellersdorf einen lange von den Linken dominierten Wahlkreis. Linnemann dagegen kommt aus NRW, wie Merz. Er gehört dem Wirtschaftsflügel an, wie Merz. War von 2013 bis 2021 Chef der einflussreichen Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT). Merz und Linnemann ticken politisch sehr ähnlich.

Merz betont: Der Personalwechsel sei kein Richtungswechsel

Nicht wenige fragen sich am Tag nach dem Generalsekretärs-Tausch: War das ein kluger Schachzug? Einerseits: für den innerparteilichen Zusammenhalt. Andererseits: für die Außenwirkung der CDU. In den Reihen der Grünen versucht man kurz nach Merz’ Entscheidung bereits, diese als „Abschied vom Kurs der Mitte“ zu deuten.

Friedrich Merz steht am Mittwoch nach den Gremiensitzungen der CDU im Foyer des Konrad-Adenauer-Hauses. Zu seiner Linken: Linnemann. Zu seiner Rechten: Czaja. Eine Richtungsentscheidung, das macht Merz klar, sei die Personalie nicht. Einstimmig habe der Bundesvorstand den Wechsel bestätigt. Er und Linnemann, der bislang den Grundsatzprogrammprozess der CDU leitet, bildeten die gesamte Breite der Partei ab. Auch die Herkunft spiele für ihn keine Rolle, sondern „ausschließlich die Qualifikation“.

Beim Sozialflügel der CDU, der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), sehen sie die Entwicklung skeptisch. Anruf bei Dennis Radtke, dem Vizechef der CDA. Er sagt, er habe persönlich kein Problem mit Linnemann, der Umgang mit ihm sei sehr fair. Dennoch müsse er darauf hinweisen, dass mit dem NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann nur ein einziger CDA-Vertreter in der engeren Parteiführung vertreten sei.

Wir müssen endlich anfangen, das soziale Profil zu stärken und zu schärfen.

Dennis Radtke, Vizechef des Sozialflügels der CDU

„Wir müssen endlich anfangen, das soziale Profil zu stärken und zu schärfen“, sagt Radtke. „Stattdessen werfen einzelne aus der Spitze Forderungen nach mehr Überstunden auf den politischen Marktplatz oder erwecken den Eindruck, als sei Rentenbezug nach 45 Beitragsjahren etwas Unanständiges.“ Die CDU dürfe sich dann nicht wundern, wenn die 30-Prozent-Marke in den Umfragen wie eine gläserne Decke sei. Er mache das nicht an der Personalie Merz fest. „Das ist mittlerweile ein strukturelles Problem, das sich über viele Jahre entwickelt hat.“

Mangelne Kampagnenfähigkeit in Parteizentrale?

Die Personalie Linnemann direkt kritisieren wollen in der CDU aber nur wenige. Das mag einerseits daran liegen, dass die Unzufriedenheit mit der Leistung Czajas tatsächlich weit verbreitet war. Zu wenig Abteilung Attacke, zu blass, zu wenig präsent, fand man ihn. Andererseits war Linnemann ohnehin bereits so etwas wie der heimliche Generalsekretär der CDU. In seiner Funktion als Programmchef ließ er immer wieder politische Testballons steigen, forderte zuletzt etwa einen Steuerstopp für Rentner, die arbeiten. Sein Credo: „Einfach mal machen!“ In Talkshows ist der 45-Jährige sehr präsent.

Selbst in Schleswig-Holstein, wo Merz bekanntermaßen nicht nur Fans hat, trauen sie Linnemann den Job zu. „Er ist einer, der sich kümmert“, heißt es über ihn. Eine der wichtigsten Aufgaben Linnemanns wird es sein, die Parteizentrale auf Vordermann bringen. In der Partei wurden zuletzt mangelnde Schlagkraft und Kampagnenfähigkeit des Konrad-Adenauer-Hauses kritisiert. Es war eine offene Flanke auch für Merz.

Der Parteichef, so die Interpretation in der Partei, versuche mit der Personalie seine Macht zu festigen. Nachdem zuletzt etwa NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst Merz’ Autorität in Frage gestellt hatte, hat er nun mit Linnemann einen engen Verbündeten an seiner Seite. Er wolle „sofort mit der Arbeit anfangen“, verkündet Linnemann am Mittwoch.

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