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Ein Besucher betrachtet die Installation mit Titelseite und Schlagzeile der „AZ Abendzeitung“ über den Mordanschlag am Erinnerungsort an das Olympia-Attentat vom 05. September 1972.

© Imago/Ralph Peters

Angriff auf Israelis in München 1972: Kommission zur Aufarbeitung des Olympia-Attentats eingesetzt

Jahrzehntelang hatten Angehörige der Opfer des Olympia-Attentats von 1972 um Entschädigung gekämpft. Nun wird auch eine weitere Forderung von ihnen umgesetzt.

Das Bundesinnenministerium hat eine internationale Kommission eingesetzt, die das Attentat auf die israelische Mannschaft während der Olympischen Spiele 1972 in München aufarbeiten soll. Acht Experten aus verschiedenen Wissenschaftsgebieten sollen die Ereignisse sowie die Vor- und Nachgeschichte von damals wissenschaftlich darstellen und bewerten, wie das Ministerium am Freitag in Berlin mitteilte. Das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin unterstütze die Arbeit des Gremiums.

Die Einsetzung der Kommission ist Teil einer Vereinbarung der Bundesregierung mit den Hinterbliebenen der Opfer, die im vergangenen Jahr zum 50. Jahrestag des Überfalls auf die israelische Mannschaft geschlossen worden war. Daraus sei in enger Abstimmung mit den Hinterbliebenen ein Konzept entwickelt worden: anerkennen, aufarbeiten, erinnern. Zur Kommission gehören unter anderen die Wissenschaftler Ofer Ashkenazi, Michael Brenner, Shlomo Shpiro, Margit Szöllösi-Janze, Petra Terhoeven und Christopher Young.

Am 5. September 1972 hatten sich palästinensische Terroristen Zutritt zum Olympiadorf in München verschafft und waren in das Quartier der israelischen Mannschaft eingedrungen. Sie töteten zwei Israelis, nahmen neun weitere als Geiseln. Mit der blutigen Aktion wollte die Gruppe „Schwarzer September“ mehr als 200 Gefangene in Israel und die RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof freipressen.

Es fehlte viel zu lange an Aufklärung, Aufarbeitung, Transparenz und der Übernahme von Verantwortung.

Nancy Faeser, Bundesinnenministerin (SPD)

Was dann folgte, war eine Aneinanderreihung von Fehleinschätzungen und Pannen. Sie endete in der Nacht in einem komplett missglückten Befreiungsversuch auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck, bei dem alle Geiseln, ein Polizist und fünf der acht Terroristen getötet wurden.

Lange hatten die Hinterbliebenen den deutschen Behörden Vertuschen und Versagen vorgeworfen und eine angemessene Entschädigung gefordert. Eine Einigung erfolgte in Höhe von 28 Millionen Euro kurz vor dem 50. Jahrestag des Attentats.

„Es fehlte viel zu lange an Aufklärung, Aufarbeitung, Transparenz und der Übernahme von Verantwortung“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) einer Erklärung zufolge. Ihr sei es besonders wichtig, dass auch der Umgang mit den Angehörigen nach dem Attentat und Fragen der Erinnerungskultur beleuchtet werden.

Sie erklärte, „wir werden das unermessliche Leid der Angehörigen der Opfer des Münchner Olympia-Attentats von 1972 nie ungeschehen machen können“. Das Attentat habe tiefe Wunden hinterlassen.

„Die Aufarbeitung wird hoffentlich zu historischer Gerechtigkeit beitragen“, erklärte Ankie Spitzer. Sie ist die Witwe des bei dem Attentat getöteten israelischen Fechttrainers, André Spitzer.

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sprach von einem längst überfälligen Schritt. Das Geschehen sei von einem umfassenden und erschütternden Staatsversagen begleitet gewesen.

Die Aufarbeitung sollte seinen Worten zufolge auch „zu mehr Verständnis und Sensibilität im Umgang mit palästinensischen Organisationen führen, die diesen Terroranschlag auch heute noch gutheißen“. (dpa, epd, KNA)

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