zum Hauptinhalt
Zum Start der Olympischen Spiele 1972 in München zog die israelische Mannschaft noch sorglos ins Stadion. Danach kam es zum blutigen Attentat.

© Foto: rbb/IMAGO/Sven Simon

Update

Dokumentation „Tod und Spiele“ : Olympia-Mörder bekam 2000 Euro für ARD-Auftritt

Nicht die Sender SWR, RBB und BR haben bezahlt, sondern der Produzent der Dokumentation. Verwandte der ermordeten israelischen Sportler und der Zentralrat der Juden reagierten entsetzt.

Ein flüchtiger palästinensischer Terrorist, der 1972 in München an der Ermordung von elf Sportlern des israelischen Olympia-Teams beteiligt war, hat für die Schilderung des Massakers in der ARD ein Honorar von 2000 Euro kassiert. Dies berichtet das Nachrichtenmagazin „Focus“..

Der heute 69-jährige Mohammed Safady rühmte sich in der im September ausgestrahlten vierteiligen ARD-Dokumentation „Tod und Spiele“ für den Überfall auf die israelische Mannschaft und die Tötung der elf Sportler und eines bayerischen Polizisten.

Die Tat sei heroisch gewesen und habe erstmals die Welt auf das Schicksal des palästinensischen Volkes hingewiesen, sagte Safady in der Doku. Er bereue nichts. Jederzeit, so das frühere Mitglied der Terrorgruppe Fatah, würde er einen neuen Auftrag zur Ermordung von Juden übernehmen.

Die RBB-Sprecherin Stefanie Tannert sagte dem „Focus“, die an der Dokumentation beteiligten Sender SWR, RBB und BR hätten vorab vereinbart worden, dass keine Honorare an noch lebende palästinensische Geiselnehmer gezahlt werden. Später habe sich jedoch herausgestellt, dass der verantwortliche Produzent der Dokumentation ein Exklusivhonorar von 2000 Euro ausgezahlt habe, sagte sie.

Der Produzent habe mehrfach - auch schriftlich - versichert, dass keine Interview-Honorare gezahlt worden seien. „Ausschließlich branchenübliche Aufwände, insbesondere für Sicherheitsvorkehrungen im Rahmen des Interviews mit einem der Attentäter“ seien von der Produktionsfirma übernommen worden.

Verwandte der ermordeten israelischen Sportler reagierten entsetzt auf die Nachricht über das Honorar für einen Mörder. Die Sprecherin der Opfer-Familien, Ankie Spitzer, deren Ehemann André gefesselt im Hubschrauber saß und mutmaßlich von Mohamed Safady erschossen wurde, sagte zu „Focus“: „Für mich ist es ein Medienskandal der ARD, dass Killer für ihre menschenverachtenden Aussagen mit Geld bezahlt werden.“

Der Zentralrat der Juden in Deutschland zeigte sich fassungslos und forderte am Sonntag via Twitter Aufklärung darüber, „wie es dazu kommen konnte“. Mörder dürften für ihre Verbrechen „nicht auch noch belohnt werden“, so der Zentralrat weiter. „Gerade auch für die Opferfamilien ist das unerträglich“. Ähnlich hatte sich zuvor die Europäische Rabbinerkonferenz (CER) geäußert. Einem Attentäter in einer TV-Dokumentation „eine Bühne zu bieten, ist schon skandalös genug“, sagte CER-Generalsekretär Gady Gronich in München. „Ein Schlag ins Gesicht der Opfer und ihrer Angehörigen“ sei es, seine „krude antisemitische Weltsicht und seinen Hass auf Israel noch zu alimentieren“.

Der Auftritt von Safady war bemerkenswert, weil der Palästinenser sich seiner Tat rühmte, keinerlei Reue zeigte und sich zur neuerlichen Ermordung von Juden bereiterklärte. Fast ein Stück Zeitgeschichte mit der bösen Pointe, dass sich die ARD-Sender gegenüber dem Produzenten offensichtlich nicht eindeutig erklärt hatten.

Der Produzent war sich wohl sehr sicher, dass er mit dem Interview einen Scoop landen würde, der den öffentlich-rechtlichen Sender sehr willkommen war. Und wenn das Honorar auch nicht direkt aus ARD-Kassen kam, so hat der Beitragszahler doch indirekt ein Mordgeständnis bezahlt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false