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Parfum-Influencer Jeremy Fragrance.

© Sky Deutschland AG und Sky Deutschland GmbH & Co. KG räumlich und zeitlich uneingeschränkte Exklusivnutzungsrechte./Frank Rossbach

Update

Nach Werbung für Rechtsextreme : Kooperationspartner beenden Zusammenarbeit mit Parfum-Influencer Jeremy Fragrance

Normalerweise nutzt Jeremy Fragrance seine Reichweite, um für Parfums zu werben. Nun aber preist er auf einer Gala die Arbeit von Rechtsextremen an. Das bleibt nicht ohne Folgen.

| Update:

Vor Energie strotzend, erfolgreich, glamourös: So inszeniert sich Jeremy Fragrance, der Parfum-Influencer mit den vielen weißen Outfits und dem „Power“-Slogan, täglich in den sozialen Medien. In Millionenzahl folgen Menschen ihm auf Instagram, Youtube und vor allem Tiktok.

Er hat sich auf dem Influencer-Markt als Marke etabliert, mit der Werbung für Parfums eine Nische besetzt. Längst hat auch das Privatfernsehen ihn entdeckt. Sowohl bei Kabel Eins als auch bei Sat.1 war er schon zu sehen. Aldi Nord nutzte seine Bekanntheit ebenfalls, drehte einen Werbespot mit Fragrance.

Mit seiner Reichweite hat der 34-Jährige, der mit bürgerlichem Namen Daniel Schütz heißt, nicht wenig Einfluss. Diesen Einfluss nutzte er nun, um Rechtsextremen eine Plattform zu geben, wie zuerst der „Spiegel“ berichtete. Am Wochenende posierte er demnach in seiner Instagram-Story mit Alexander Kleine, genannt Malenki, und David Bendels, warb für deren Arbeit.

Jeremy Fragrance hat den Vorwurf zurückgewiesen, etwas mit Rechtsradikalen zu tun zu haben. „Ich hab' in keinster Weise irgendwas mit rechtsradikalem Kram zu tun, null“, sagte er am Dienstag in einem Instagram-Video. Er stehe am ehesten noch für die CDU.

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Kleine ist ein bekanntes Gesicht der „Identitären Bewegung“, einem Zusammenschluss, den der Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem einstuft und beobachtet. Bendels war Vorsitzender des im August aufgelösten „Vereins zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und der bürgerlichen Freiheiten“. Der Verein machte jahrelang mit millionenschweren Kampagnen Werbung für die AfD. Obendrein ist Bendels Chefredakteur des „Deutschlandkuriers“, einer Zeitung, die als Unterstützer-Publikation der in Teilen rechtsextremen Partei gilt.

Begeisterung für Donald Trump

Bendels sei Fan des früheren US-Präsidenten Donald Trump und des völkischen AfD-Flügels, berichtet der „Spiegel“. Und zumindest für den Republikaner scheint sich auch Jeremy Fragrance zu begeistern. Die „Zeit“ porträtierte den Parfum-Influencer vor einigen Monaten. Im Gegenzug für ein Treffen bei ihm zu Hause wollte er offenbar auf den Titel der Wochenzeitung. Das habe die Redaktion abgelehnt, heißt es in dem Porträt.

Eine halbe Stunde Zeit wollte Fragrance der Reporterin demnach einräumen. Ob sie das schaffen würden, habe er gefragt. Ob er denn nicht sogar auf den Titel gewollt habe, habe die Reporterin entgegnet. „Doch, aber das habe ich gesagt, weil Donald Trump das immer sagt, bevor er ein Interview gibt.“

Dass Fragrance kein Problem mit dem Ex-US-Präsidenten zu haben scheint und das Posieren mit Gesichtern der Neuen Rechten kein Zufall war - dafür spricht der Ort, an dem er Kleine und Bendels begegnet ist. Allesamt nahmen sie an einer Gala des weit rechts stehenden New York Young Republican Clubs (NYYRC) teil, wie der „Spiegel“ schreibt. Und der Hauptredner war: Donald Trump.

Fragrance ist auch keineswegs zum ersten Mal in den Schlagzeilen. Im Mai dieses Jahres sorgte er mit einer Aussage auf dem OMR-Festival, einer Veranstaltung für digitales Marketing und Technologie, für einen Eklat. „Ich könnte es mir sehr leicht machen. Ich könnte jeden Tag fünf Mädels bumsen. Ich könnte euch alle verarschen“, sagte er damals. Stattdessen aber sei er „ethisch sehr geil unterwegs“. Viele warfen ihm Frauenfeindlichkeit vor.

Aldi Nord hatte sich damals von Fragrance distanziert – und tut es jetzt wieder: Der Discounter erklärte, die schon längere Zeit zurückliegende und abgeschlossene Zusammenarbeit mit Fragrance im Februar 2023 sei eine einmalige Kooperation gewesen. „Weitere Aktionen waren und sind nicht geplant“, so der Discounter. Es bestünden keine aktuellen Vertragsbeziehungen.

Und auch diesmal hat sein Auftritt noch weitere Konsequenzen. Bei „Sky“ läuft seit Oktober die Reality-Doku „Jeremy Fragrance - Power, Baby“, die laut der Webseite des Senders „exklusive Eindrücke aus seinem Leben“ zeigt. Die fünfteilige Serie soll einem Bericht des „Stern“ zufolge nun aus allen Angeboten des Senders entfernt werden. „Wir distanzieren uns klar von jeglichen rechtsextremen Inhalten oder Äußerungen. Die Reality-Doku ‚Jeremy Fragrance – Power, Baby!’ werden wir bis morgen aus allen unseren Angeboten nehmen“, wird ein Sprecher von Sky zitiert.

Der Verlag „Heel“, der Schütz’ Buch „Power, Baby! Die Jeremy-Fragrance-Story“ verlegt hat, geht ebenfalls auf Distanz und beendet jede Zusammenarbeit, wie der „Business Insider“ berichtet. Demnach teilte eine Verlagssprecherin dem Online-Portal mit, man habe den „Spiegel“-Artikel mit Entsetzen zur Kenntnis genommen. Eine weitere Zusammenarbeit sei nicht geplant. Und auch Aldi Nord habe auf Anfrage betont, die Kooperation mit dem Influencer im Februar sei eine einmalige Aktion gewesen und werde es bleiben.

Fragrance selbst äußerte sich auf Anfrage des „Business Insiders“ nur zu einem Foto, das ihn gemeinsam mit dem österreichischen Rechtspopulisten Gerald Grosz zeigt. Er habe zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht gewusst, wofür dieser stehe. Er mache grundsätzlich Fotos mit Menschen, die sympathisch seien. Zu der Werbung für den Deutschlandkurier und eine Medienagentur von Alexander Kleine äußerte er sich nicht, heißt es.

Der rechtspopulistische Politiker Grosz sieht im Umgang mit dem Influencer indes „faschistoide Methoden“. „Jeremy Fragrance hat sich nichts zuschulden kommen lassen“, schrieb er auf X, vormals Twitter. Ihm werde nun aufgrund von Selfies eine „Kontaktschuld“ vorgeworfen, er sei in seiner ökonomischen Existenz bedroht. Aus Sicht von Grosz zeigt dies, „wie vergiftet und verkommen diese Debatte ist“.

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