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Jeremy Fragrance beim OMR Festival 2023 in den Messehallen Hamburg am 09.05.2023.

© IMAGO/Future Image

„Ich könnte pro Tag fünf Mädels bumsen“: Influencer Jeremy Fragrance irritiert mit verstörendem und sexistischem Auftritt

Ein Influencer mit großer Reichweite spricht auf der Bühne eines Festivals der Digital- und Marketingszene. Es ist ein bizarrer Vortrag voller Überheblichkeit und mit sexistischen Aussagen.

Der deutsche Unternehmer Jeremy Fragrance, der eigentlich Daniel Schütz heißt, erreicht mit seiner Werbung für Parfüms sehr viele Menschen. Allein auf TikTok hat er 6,6 Millionen Follower, das soziale Netzwerk ist insbesondere bei jüngeren Menschen enorm populär. Fragrance war außerdem Werbegesicht für eine Aldi-Nord-Kampagne und will mit dem Sender Sky eine Reality-Dokumentation drehen.

Jeremy Fragrance hatte einen Auftritt auf dem OMR Festival 2023, einer Veranstaltung für digitales Marketing und Technologie in Hamburg. Dieser wurde moderiert von Roland Eisenbrand, der seit 2014 Head of Content des OMR ist. Der ganze, gut 20-minütige Auftritt ist auf YouTube zu sehen. Dort wird in vielen Kommentaren unter dem Video Zustimmung ausgedrückt.

Werbung fürs „Gewinner-Mindset“

Fragrance betritt die Bühne mit den Worten „Kraft, Power, Strength“, die er inbrünstig in sein Mikrofon ruft, bevor er seinem Publikum erklärt, dass Erfolg vor allem von der richtigen Geisteshaltung abhänge. „Gewinner-Mindset, Autosuggestion, macht aus euch ne Brand“, wiederholt er zum Schluss mehrfach seine angebliche Erfolgsformel.

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Man könnte Jeremy Fragrances gesamten bizarren Vortrag, den er auf einer Bühne mit Vodafone-Logo im Hintergrund hält, für eine Satire auf Influencer und Lifecoachs halten. Es fallen Sätze wie „Die Energy, die Leute brauchen die Energy“, und mit seiner finanziellen Freiheit und seinem Vermögen prahlt Fragrances an einer Stelle so:

Ich verdien‘ mehr als Sat1-Moderatoren, die mich einladen, ich hab‘ mehr Einschaltquoten als ProSieben oder so.“
Nur ultimativ frei ist Jeremy Fragrance nicht, wie er sagt.
„Denn auch ich bin der Sklave von Gott, und das ist auch gut so, weil sonst wär‘ ich ja Gott.“

Das Social-Media-Team des Tagesspiegels hat den Auftritt von Jeremy Fragrance und die Kritik daran in einem kurzen YouTube-Video zusammengefasst:

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Sexistische Äußerungen an mehreren Stellen

Man darf davon ausgehen, dass Jeremy Fragrance ernst meint, was er auf der Festival-Bühne erzählt. An mehreren Stellen fallen dabei sexistische Äußerungen. Einmal erklärt er Moderator Roland Eisenbrand auf Nachfrage, dass er keine Drogen nehme und neben seinem „ziemlich krassen Mindset“ „auch ethisch sehr geil unterwegs“ sei. „Ich könnte es mir sehr leicht machen, ich könnte pro Tag fünf Mädels bumsen, ich könnte auch alle verarschen, ich könnte dir sagen „Hm, ok, geil, find‘ ich gut, was du machst“. Kann ich nicht machen, Alter.

Jeremy Fragrance spricht hier im Konjunktiv. Vordergründig sagt er dabei, dass er aufgrund seiner ethischen Standards nicht mit fünf Frauen pro Tag Geschlechtsverkehr habe, gleichzeitig darf man seine Aussage als Demonstration des Möglichen verstehen: Der erfolgreiche Geschäftsmann habe permanent potenzielle Sexualpartnerinnen verfügbar.

An einer anderen Stelle macht er keinen Hehl daraus, dass er den Sex mit Frauen gerne dafür einsetzt, hinterher eine „geile Energy“ ins Gesicht zu bekommen, also seine Wirkung auf andere Menschen zu verbessern, was als Influencer vor der Kamera ganz im Sinne seiner Geschäftsinteressen ist.

Fragrance erzählt an besagter Stelle von einem Fall, da „hatte ich gerad‘ Geschlechtsverkehr mit ner Freundin, und bin aber nicht gekommen, und hatte so ne geile Energy in meinem Gesicht. Und dann habe ich festgestellt, warum funktionieren verschiedene Dinge. Und dann habe ich testweise mit diesem Girl, so drei Tage hintereinander, vor dem ersten Video, ich mach‘ so vier Videos pro Tag, Geschlechtsverkehr gehabt, ohne zu kommen. Und dann habe ich gesagt: Ok, das ist krass Alter, aber ich kann die ja nicht immer irgendwo hinbestellen und so, weißte, das geht ja auch nicht. Aber man guckt ja schon.

Kritik aus der Werbebranche

In Gesprächen unter den Besucherinnen und Besuchern des Festivals sei viel Kritik an den Äußerungen von Jeremy Fragrance laut geworden, schreibt die „Rheinische Post“. Aus der Werbebranche waren ebenfalls kritische Stimmen zu vernehmen. Frank Behrendt etwa von der Agentur „Serviceplan“ schreibt auf Twitter: „Nach dem heutigen #Sexismus Fail auf der #OMR23 ist er für mich jetzt komplett untragbar. Keine gute Idee von #Sky aus meiner Sicht, auf so einen Typen zu setzen, ich habe Wendler-Vibes.

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Auf Anfrage von „t-online“ teilten die Veranstalter des OMR mit: „Auf dem OMR-Festival setzen wir uns für ein weltoffenes und vielfältiges Miteinander ein. Diskriminierung jeglicher Art, Belästigung, (sexualisierte) Gewalt und Grenzüberschreitungen haben auf dem OMR-Festival keinen Platz und sind nicht geduldet.“ Man sei zum Fall mit den Beteiligten im Austausch.

Ein Sky-Sprecher teilte dem Tagesspiegel in Bezug auf den Auftritt von Jeremy Fragrance mit, dass auch „Meinungsvielfalt“ zur Firmenkultur und dem Programm von Sky gehöre, „inklusive kontroverser und provokanter Ansichten, solange sie sich im entsprechenden gesetzlichen Rahmen bewegen und nicht etwa rassistisch oder diskriminierend gegenüber einzelnen Personen oder Gruppen sind.

Im Rahmen der Programmgestaltung arbeite Sky „mit verschiedensten externen Protagonisten und Künstlern zusammen, auf deren Meinung und öffentliche Äußerungen wir keinen Einfluss haben. Wir distanzieren uns jedoch von Aussagen, die nicht unsere eigenen Unternehmenswerte repräsentieren.

Es bleibt abzuwarten, ob die Kritik bei Jeremy Fragrances Zielpublikum ankommt. In der Halle jedenfalls, am Ende seines Vortrages, brandet Applaus auf. Jeremy Fragrance ruft „Power, Power, Power, Power Alter, Power, Alter, geil“ und umarmt den Moderator, der sich mit den ironischen Worten „tut mir leid, dass ich nen bisschen viel geredet habe“ verabschiedet.

Anmerkung: Der Artikel wurde um eine Stellungnahme von Sky ergänzt.

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