„Jeremy Fragrance“: Fremdschamekstase

Wer ganz nach oben will, braucht wuchtige Referenzgrößen. Und Daniel Sredzinski will hoch hinaus, ach was: am höchsten. Da nimmt er nur die wuchtigsten. Madonna, Michael Jackson, Kaliber also, denen der Mittdreißiger unterm Oldenburger Geburtsnamen nie das Wasser reichen könnte, aber als Jeremy Fragrance, „wie ‘ne Heidi Klum, ‘n Thomas Gottschalk, nur mit noch mehr Extra-Benefits?“ Das macht den Himmel zur Grenze.

Oder im Fragrance-Sprech: „Ich bin Number-One-God.“ Wer das von sich behauptet, landet normaler- und wahlweise im Weißen Haus oder Therapiesessel. Dank Social Media jedoch landet der Duft-Influencer bei 6,6 Millionen TikTok-Fans und fast folgerichtig in einer Dokuserie, von der man nie genau weiß, ob Sky die Titelfigur darin der Lächerlichkeit preis-gibt oder abfeiert. Vermutlich von beidem ein bisschen: „Jeremy Fragrance“ (Sky/Wow).

Stets weißgekleidet, tiefgeknöpft, goldbehängt, ist der Abonnenten- und Euromillionär von Zweifeln völlig schmerzbefreit ein perfekter Spiegel der Konsumgesellschaft, in dem wir diesen selbsterklärten „Nr-1-Parfüm-Influencer“ fünf halbe Stunden dabei beobachten, wie er Mutti im Münchner Villenviertel bewirtet, Appartements mit Blick über Miami kauft und da-runter auf Brautschau geht.

Manchmal ist es auch besser, wenn du nicht zur Schule gegangen bist.

Jeremy Fragrance

Dass Jeremy Fragrance seit zehn Jahren Single ist, hat natürlich Gründe. Mit Donald Trump teilt er schließlich nicht nur den Einrichtungsgeschmack, sondern das Ego, brüllt sein Porträt- und Buchtitelmotto „Power, Baby!“ also pausenlos lauthals in die Welt hinaus. Dummerweise ist diese Fremdscham-Freakshow zwischen Faszination und Abscheu ähnlich fesselnd wie Massenkarambolagen im Sonnenlicht. Leider parfümpowergeil!