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Ein Bus fährt am Zoologischen Garten in Berlin vorbei.

© dpa/Jörg Carstensen

Berlin fehlen hunderte Busfahrer: BVG muss den Busfahrplan noch stärker reduzieren

Auf etlichen Buslinien müssen die Berliner Verkehrsbetriebe die Takte ab Dezember dauerhaft noch weiter ausdünnen. Dem Unternehmen fehlen hunderte Fahrer. Wie der Vorstand das Problem lösen will.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) müssen das Fahrtenangebot im Berliner Busverkehr weiter einschränken. Wie das Unternehmen bekannt gab, kommen zu der bereits aktuell bestehenden Reduzierung des regulären Fahrplans um 2,5 Prozent der gefahrenen Kilometer nochmals 3,5 Prozent Rücknahme hinzu. Aufs kommende Jahr gesehen reduziert sich die Leistung des Berliner Busverkehrs damit um rund 5,8 Millionen Kilometer.

„Wir kommen unserem eigenen Anspruch, was die Verlässlichkeit und Regelmäßigkeit bei den Busfahrten betrifft, nicht nach. Das ist keine schöne Situation für unsere Fahrgäste und schmerzt mich auch persönlich sehr“, sagte BVG-Betriebsvorstand Rolf Erfurt.

Die Änderungen sollen mit dem geplanten Fahrplanwechsel am 10. Dezember in Kraft treten. Welche Auswirkungen die Maßnahme auf die einzelnen Linien habe, konnte die BVG noch nicht mitteilen. Dazu liefen noch die Diskussionen. Erst zum Monatswechsel will das Unternehmen liniengenau erklären, inwiefern sich das Angebot reduziert.

BVG muss Busverkehr auf den Linien 100, 200 und 300 reduzieren

„Wir versuchen die Auswirkungen so stark abzumildern wie möglich“, versprach Erfurt. „Es wird kein Ortsteil abgekapselt. Wir haben die Anpassungen gleichmäßig verteilt.“

Klar ist allerdings bereits, dass die Verkehrsbetriebe erneut auf den eher von Touristen nachgefragten Innenstadtlinien 100, 200 und 300 die Zahl der Fahrten reduzieren werden. Auch an anderen Stellen im Netz, wo das Angebot bisher besonders dicht ist und mehrere Linien teilweise parallel verlaufen, sollen die Takte reduziert werden.

Es werde allerdings darauf geachtet, dass insbesondere Schul- und große Arbeitsstandorte weiterhin gut erreichbar sind. Auch werde jede der rund 6500 Bushaltestellen im Netz auch nach der Anpassung regelmäßig angefahren – wenngleich wohl in geringerem Takt.

Das ist in einer Metropole wie Berlin mit vielen Pendlern eine ganz bittere Nachricht.

Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU)

Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) reagierte besorgt auf die Ankündigung. „Das ist in einer Metropole wie Berlin mit vielen Pendlern eine ganz bittere Nachricht“, sagte sie. Das Unternehmen habe mit dem Land einen Vertrag über die Leistungen abgeschlossen. „Dafür erhält sie vom Land Berlin Geld, und diesen Vertrag muss sie schnellstmöglich wieder vollumfänglich erfüllen.“

Jens Wieseke vom Fahrgastverband Igeb verwies auf die schlechten Bedingungen des Busverkehrs in der Stadt. Weil die Busse oft im Stau stünden, brauche es mehr Fahrer für dieselbe Leistung. „Der Bus wurde unter allen Regierungen immer langsamer. Ob die Senatorinnen Regine Günther oder Manja Schreiner heißen, für den Fahrgast ist das gleich schlecht.“

Der BVG fehlen 350 Busfahrer

Bereits seit 14 Monaten kann die BVG den regulären Busfahrplan nicht mehr anbieten. Hintergrund für die Probleme ist ein massiver Personalmangel. Aktuell fehlen dem Unternehmen allein 350 Busfahrer, um den regulären Fahrplan anbieten zu können.

Knapp 5000 Lenker der gelben Straßenfahrzeuge arbeiten derzeit insgesamt. Doch neue Mitarbeiter zu gewinnen – und dann auch zu halten, gestalte sich schwierig, sagte Erfurt.

Wir haben eine extrem angespannte Arbeitsmarktlage im ÖPNV-Bereich. Die Fluktuation bei den fertig ausgebildeten Fahrern ist hoch.

BVG-Betriebsvorstand Rolf Erfurt zum Personalmangel bei den Busfahrern

„Wir haben eine extrem angespannte Arbeitsmarktlage im ÖPNV-Bereich. Die Fluktuation bei den fertig ausgebildeten Fahrern ist hoch“, sagte der Betriebsvorstand. Der Wettbewerb in der Branche laufe insbesondere über das Lohnniveau. Andere Busunternehmen böten Mitarbeitern teilweise Prämien, um sie abzuwerben.

Um die Situation zu verbessern, will die BVG noch stärker auf die Ausbildung neuer Arbeitskräfte setzen. Bereits in diesem Jahr würden mit rund 650 Busfahrern rund ein Drittel mehr ausgebildet als im Vorjahr. 2024 will die BVG sogar 800 Fahrer ausbilden und 150 weitere einstellen.

BVG sucht Mitarbeiter, auch noch mit 60 Jahren

Helfen soll dabei unter anderem ein Prämienprogramm für BVG-Mitarbeiter, die neue Fahrer werben. Auch die Arbeitsbedingungen will das Unternehmen verbessern.

„Recruiting ist das eine, wir müssen die Leute dann aber auch halten. Wir wollen dazu stärker die Bedürfnisse der Mitarbeiter berücksichtigen“, sagte Erfurt. An den Endhaltestellen sollen für bis zu drei Millionen Euro nun flächendeckend Toilettenhäuschen für die Fahrer bereitstehen.

Auch die Arbeitszeiten werden sich bessern, von aktuell 38 auf bald 37,5 Wochenarbeitsstunden. Bei den Schichten soll es zudem mehr Flexibilität geben. Zum nächsten Sommer werde die BVG weitere Schichtmodelle einführen, sagte Erfurt. So wolle man „versuchen, mehr auf die individuellen Bedürfnisse der Fahrer einzugehen.“

Das Alter der Bewerber spiele übrigens keine Rolle. Auch wer mit 60 noch Busfahrer werden wolle, sei gerne willkommen, erklärte der Betriebsvorstand.

Mit derzeit 17,50 Euro je Stunde als Einstiegsgehalt wird die BVG jedoch auch beim Thema Geld bald nachbessern müssen. Im kommenden Jahr verhandeln das Unternehmen und die Gewerkschaft Verdi über einen neuen Tarif. „Gemeinsam mit der tarifführenden Gewerkschaft wird die BVG weitere Verbesserungen der Arbeitsbedingungen anstreben“, sagte Erfurt.

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