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Die 53. Ausgabe des Festivals Sehsüchte findet vom 25. bis 28. April in der Schiffbauergasse statt.

© Frederik Lorenz

Potsdamer Sehsüchte: Filmfestival nimmt russische Filme aus dem Programm

Europas größtes Studierendenfilmfestival wollte in seiner 53. Ausgabe vier russische Filme zeigen. Dagegen protestierten ukrainische Studierende – mit Erfolg.

Die 53. Ausgabe des Studierendenfestivals Sehsüchte wird ohne russische Filme stattfinden. Ursprünglich waren von dem Festivalteam vier Filme aus Russland für das Programm ausgesucht worden. Dagegen hatten ukrainische Studierende wie berichtet protestiert. Nach einem Austausch zwischen Festivalteam, Studierenden und Lehrkräften inklusive Uni-Präsidentin Susanne Stürmer sei man nun „konsensuell zur Entscheidung gekommen, die Filme aus dem Programm zu nehmen“.

So steht es in einem Statement, das zwei Tage vor dem Festivalauftakt am 25. April auf der Webseite des Festivals veröffentlicht wurde. Als Grund für die Entscheidung werden „die neuen Informationen zu den Werken und Filmschaffenden“ angegeben, die die ukrainischen Protestierenden zu den russischen Filmbeiträgen zusammengetragen hatten. „Die neuen Rechercheerkenntnisse zeigen, dass die Filme oder Universitäten mehr staatliche Unterstützung erhalten haben, als vorher bekannt war.“

Das Festivalteam betont in dem Statement erneut, einen generellen Kulturboykott nicht zu befürworten. „Einen kategorischen, herkunftsbedingten Boykott russischer Filmemacher:innen halten wir deswegen für falsch.“ Gleichwohl sei es „sehr wichtig, die Stimmen von Betroffenen zu hören und ihre Einwände ernst zu nehmen.“ Weiterhin heißt es: „Wir verstehen die Haltung der ukrainischen Studierenden, die sich durch das Zeigen der Filme im Stich gelassen fühlen.“ Daher habe man sich gegen die russischen Filme entschieden.

Der Problematik, die mit der Einladung von an russischen Hochschulen entstandenen Filmen einhergeht, sei man sich bereits während des Auswahlprozesses bewusst gewesen. „Bei den gemeinsamen Diskussionen mit Lehrverantwortlichen lag ein besonderer Fokus auf Filmen aus Russland“, heißt es im Statement. „Uns alle beschäftigt der andauernde, grausame Angriffskrieg auf die Ukraine und unser vollstes Mitgefühl gilt allen vom Krieg betroffenen Menschen vor Ort.“

Zwei der vier ursprünglich ausgewählten Filme aus Russland kamen dennoch von staatlich geförderten Universitäten. Diese sollten jedoch nicht im Wettbewerb laufen. Die zwei russischen Filme, die für den Wettbewerb vorgesehen waren, seien an nicht-staatlichen Filmschulen entstanden, heißt es. „Voraussetzung war jedoch auch hier, dass weder im Film noch bei den regieführenden Personen propagandistische Motive oder Aggressionen sichtbar waren.“

Diese Einschätzung musste das Festivalteam infolge des Protests offenbar revidieren. Zum Ergebnis des Protests und daraus resultierenden Dialogs heißt es weiterhin, es seien Wege erarbeitet worden, „wie ein Umgang mit Filmen aus Russland sowie anderen kriegs- oder krisenbehafteten Regionen der Welt bei zukünftigen Ausgaben des Festivals gestaltet werden kann.“

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