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Exiljournalisten Afghanistan

© Screenshot Haya Ghani

Journalistinnen in Afghanistan: Kritik wird nicht geduldet

Vor der Kamera nur in schwarzer Kleidung und mit Gesichtsschleier: Die Taliban unterdrücken vor allem weibliche Journalisten.

Von Haya Ghani

Die Vereinten Nationen haben in ihrer im Dezember 1993 einberufenen 48. Versammlung den 3. Mai zum Internationalen Tag der Pressefreiheit bestimmt.

Die Presse hat in der Gesellschaft einen besonderen Stellenwert, denn durch die Presse erfährt die Gesellschaft über nationale und internationale Ereignisse und sie ist dazu verpflichtet, authentische Informationen aus seriösen Quellen zu veröffentlichen. Die Pressefreiheit symbolisiert die Demokratie in einem Land, aber in manchen Ländern wurde dieses Recht den Medien entzogen.

Beispielsweise waren vor der Machtübernahme durch die Taliban in unserem Land Afghanistan über 107 Fernsehkanäle, 284 Radiosender, hunderte Zeitungen und über 1800 Online-Webseiten aktiv. Nach Auskunft des Verbandes „Reporter ohne Grenzen“ existierten vor dem Regimewechsel insgesamt 547 Medien. Aber in knapp drei Jahren haben von 547 Medien 80 Fernsehkanäle, 137 Radiosender und 13 Nachrichtenkanäle ihre Arbeit einstellen müssen.

Die Taliban haben 8000 bei den Medien tätigen Mitarbeitenden die Arbeit untersagt, 80 Prozent davon sind Frauen. Journalistinnen, die immer noch in der Presse tätig sind, arbeiten unter sehr harten Bedingungen und Einschränkungen. Frauen dürfen zum Beispiel mit farbiger Kleidung und ohne Gesichtsschleier nicht vor die Fernsehkamera treten. Ferner sollen sie schwarze Kleidung und Masken tragen.

Ein ehemaliger Kollege, der momentan noch beim nationalen Radio/Fernsehen Afghanistans engagiert ist und dessen Namen ich hier nicht preisgeben möchte, sagt: „Seit der Rückkehr der Taliban in Afghanistan gibt es viele Einschränkungen hinsichtlich der Pressearbeit. Zunächst wurde die Veröffentlichung von Musik, Serien und Unterhaltungssendungen untersagt. Die Taliban haben die Medien dazu gezwungen, falsche und zensierte Informationen auszustrahlen und Frauen vom Arbeitsplatz fernzuhalten.“

Diese Einschränkungen, sagt mein ehemaliger Kollege, hätten zur Folge, dass der Welt die Wahrheit vorenthalten bleibt und ihr ein falsches Bild übermittelt wird. „Viele Presseeinrichtungen haben aufgrund der schwierigen Bedingungen ihre Büroräume schließen müssen und Tausende von jungen Menschen sind arbeitslos.“

Bedroht, verhaftet, getötet

In Afghanistan sind Journalisten nicht sicher und in vielen Fällen werden sie bedroht, verhaftet und getötet, weshalb sie ihre Arbeit aufgeben und das Land verlassen müssen. Im Jahr 2023 wurden 23 Journalisten getötet.

Journalist*innen haben in Afghanistan kein Recht, kritische Informationen zu veröffentlichen. Sie müssen zensierte Nachrichten zum Nachteil der alten Regierung und zum Vorteil der jetzigen Regierung veröffentlichen, denn die Taliban dulden keine Gegenmeinungen zu ihrer Politik.

Die Taliban nehmen sich das Recht, jungen Menschen die Handys wegzunehmen und zu kontrollieren, da sie außerhalb von zu Hause keine Musik hören und auch keine Bild- oder Videoaufnahmen tätigen dürfen. Bei Verstößen werden ihre Handys beschädigt. Das afghanische Volk muss jeden Schritt in Einklang mit der Taliban machen.

Nach Auskunft des Verbandes „Reporter ohne Grenzen“ wurden letztes Jahr in Afghanistan mindestens 21 Journalisten aufgrund von Spionagebezichtigung verhaftet, drei von ihnen wurden getötet, drei weitere sind ohne einen klaren Grund immer noch in Haft.

Frauen sind in Afghanistan nicht sicher, insbesondere haben Journalistinnen kein Recht auf Meinungsfreiheit und Bildung. Die Vereinten Nationen sollten dem mehr Aufmerksamkeit widmen. Wie auch im Rest der Welt haben Afghanen ebenso das Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit, das ist das Recht eines jeden Bürgers.

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