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Exiljournalisten Afghanistan

© Shekib Mawlavizada

Lage der Medien in Afghanistan: Auswandern oder den Stift weglegen

Eine freie Berichterstattung ist in Afghanistan nicht möglich. Journalisten werden verhaftet, verurteilt und gezwungen, ihren Beruf aufzugeben.

Von Shekib Mawlavizada

Seit der Rückkehr der Taliban im August 2021 wird die Arbeit der Presse zunehmend schwerer. Es gab im Jahr 1402 (März 2023 bis März 2024) praktisch keine Pressefreiheit und freie Meldungen waren nicht im Umlauf. In dieser Situation standen Medien, Presseinstitutionen und insbesondere Journalisten, die sich trotz großen Schwierigkeiten bemüht haben, ein Mindestmaß an Nachrichten zu liefern, beispiellosen Herausforderungen gegenüber.

Verhaftungen, Verurteilungen und der Zwang, die Pressearbeit einzustellen, waren die Ursachen, dass viele von ihnen in den letzten zwei Jahren ihren Beruf aufgaben, ausreisten oder den einzig übrig gebliebenen Weg gingen, nämlich den Stift wegzulegen.

Das Journalistenzentrum Afghanistans hat in seinem aktuellen Bericht, der im Februar dieses Jahres veröffentlicht wurde, seine Empörung hinsichtlich dieser gravierenden Verletzung der Presse- und Journalistenrechte durch die Taliban zum Ausdruck gebracht.

Aus dem Bericht geht hervor, dass die Presse und Journalisten im Hinblick auf die Pressefreiheit und ihrer elementaren Rechte vielen Einschränkungen ausgesetzt waren und ihre Rechte immens verletzt wurden.

Die Aufgabe der Pressearbeit in einer Gesellschaft ist die Lieferung von Nachrichten und Kritik der Schwachpunkte der Regierung, um dadurch eine Verbesserung zu erzielen. Aber in Afghanistan ist dies nach der Rückkehr der Taliban umgekehrt: Basierend auf offiziellen Angaben standen im Jahr 1402 (März 2023 bis März 2024) von 49 Festnahmen und neun Verurteilungen von Journalisten die meisten unmittelbar mit der kritischen Berichterstattung gegen die Taliban im Zusammenhang.

Shekib Mawlavizada.

© privat

Im Hinblick auf die aktuelle Situation in Afghanistan und die zunehmenden Einschränkungen in Bezug auf den Zugang auf Nachrichten haben die Institutionen im In- und Ausland Schwierigkeiten, Statistiken vorzulegen. Dennoch zeigt die vom Journalistenzentrum vorgelegte Statistik eine Verletzung des Presse- und Journalistenrechts in 139 Fällen in Afghanistan auf.

Bei den bereits registrierten Vorkommnissen ging es in acht Fällen um das dauerhafte Verbot jeglicher Presseaktivitäten, darunter eine gemeinsame Fortbildung für Männer und Frauen im Bereich Journalismus, eine Sperrung der fünf lokalen Radiosender von einigen Stunden bis hin zu einer Woche, eine Sperrung eines lokalen Fernsehsenders für 20 Tage und die Sperrung eines lokalen Radiosenders für fünf Monate.

Diese Zahlen belegen in etwa, dass jeden Monat ein Medium gesperrt wurde. Drei Journalisten mussten gezwungenermaßen zusagen, nicht mehr als Journalisten zu agieren. Jede Woche wurde ein Journalist durch die Taliban verhaftet und alle zwei Tage gab es Sicherheitsvorfälle gegenüber Journalisten.

Diskriminierung von Frauen

Seit der Machtergreifung der Taliban erscheinen immer weniger Frauen in den Medien und ihre Arbeit wird zunehmend eingeschränkt im Vergleich zu früher. Von 2000 Frauen, die während der alten Regierung bei der Presse arbeiteten, sind einige wenige von ihnen mit zunehmenden Einschränkungen der Taliban in Kabul und einigen Großstädten tätig.

Sie arbeiten unter maximaler Belastung und die Arbeitsatmosphäre bei der Presse ist von Männern dominiert. Die Regierung erlaubt den Frauen in vielen Fällen nicht, an Pressekonferenzen teilzunehmen und der einzige staatliche „Mili“ Fernsehsender beschäftigt keine einzige Frau oder Journalistin.

Auf Platz 152 in der Rangliste der Pressefreiheit

Laut der aktuellen Rangliste der Pressefreiheit, die von „Journalisten ohne Grenzen“ veröffentlicht wurde, ist das Land in den letzten zweieinhalb Jahren um 30 Plätze zurückgefallen und nimmt nunmehr Platz 152 ein. Es ist nun ein verschlossenes Land.

Die Pressefreiheit und die Arbeit der Presse haben nach der erneuten Rückkehr der Taliban gelitten. Die Hauptakteure der Presse, nämlich die Presseinstitutionen und Journalisten dürfen nicht mehr frei und ohne Zensur durch die aktuellen Machthaber berichten. Internationale Unterstützung für die Presse läuft aus und für die aktuellen Machthaber in Afghanistan zählen diese Werte nicht.

Sollte sich die Situation nicht verändern, gibt es keine Hoffnung für eine freie Pressearbeit und für die Lieferung von authentischen Nachrichten in Afghanistan.

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