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Neben der Zukunft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ist auch die von Nationalspielerin Alexandra Popp ungewiss.

© imago images/Chai v.d. Laage

Trotz Sieg über Island  : Bei den deutschen Fußballerinnen kehrt keine Ruhe ein

Der Sieg über Island hat dem deutschen Nationalteam sichtlich gutgetan. Im Hintergrund sind allerdings zu viele Dinge ungewiss. Mehrere Stimmen nach einer Klärung seitens des DFB werden nun laut.

Die deutschen Fußballerinnen haben nach drei Spielen in Folge ohne Sieg endlich wieder gewonnen. Nach dem 4:0-Sieg über Island am Dienstagabend in der Nations League herrschte bei allen Beteiligten auf deutscher Seite große Erleichterung. „Heute ist der Knoten geplatzt. Wir hatten wirklich das Gefühl, dass wir sehr gut im Spiel waren und in den Zweikämpfen“, sagte Außenverteidigerin Giulia Gwinn, die nach ihrer langen Verletzungspause auch einen Treffer per Elfmeter zum Heimerfolg beisteuern konnte. „Ich glaube, man hat einfach wieder Leben in der Mannschaft gespürt und es tut einfach sehr gut, zu null hier zu spielen und vier Tore zu erzielen.“

Nach der Niederlage in Dänemark habe innerhalb des Teams Frust geherrscht und das Bedürfnis nach Wiedergutmachung – vor allem gegenüber den zahlreichen Fans, die für eine ausverkaufte Kulisse in Bochum gesorgt hatten. „Wenn man gegen Dänemark verliert, will man den Leuten etwas zurückgeben und das ist uns heute gelungen. Da ist, glaube ich, bei jedem einzelnen Jubel viel abgefallen“, meint Gwinn. „Wir haben als Kollektiv sehr viel auf den Platz gebracht und darauf kann man aufbauen.“

Klara Bühl beschrieb es als „unfassbar geil“, vor solch einer Kulisse gespielt zu haben. Die Spielerin des FC Bayern München, die im Nationalteam zuletzt ebenso wie viele ihrer Teamkolleginnen zwar bemüht, aber glücklos agiert hatte, war am Dienstag mit zwei Toren und einer Vorlage zur großen Matchwinnerin avanciert. „Wir hatten diese Kontrolle im Spiel, wir haben den Ball nach vorne getragen, wir hatten viele Spielerinnen in und um die Box herum und konnten somit immer gefährlich werden“, bilanzierte Bühl.

Die Mannschaft von Interimstrainerin Britta Carlson, die die krank fehlende Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg in den vergangenen beiden Spielen vertrat, zeigte auch in der Defensive eine tadellose Leistung. Sie wurde von den Isländerinnen allerdings nicht ansatzweise so gefordert, wie es noch gegen Dänemark der Fall gewesen war.

Stefan Kuntz wird als zukünfitger Bundestrainer gehandelt

Sportlich gesehen befindet sich das deutsche Nationalteam also wieder auf dem richtigen Weg. Ruhe mag aber trotzdem nicht einkehren. Denn die Spekulation um die Position der Bundestrainerin hören weiterhin nicht auf und die deutschen Spielerinnen wünschen sich Klarheit vor der nächsten Länderspielpause Ende Oktober.

„Es ist jetzt an der Zeit, dass eine Entscheidung getroffen wird und Klarheit besteht“, sagte Mittelfeldspielerin Lena Lattwein. „Es ist für uns keine schöne Situation, dass man keine Gewissheit hat.“ Sie habe aber keine Informationen über den Gesundheitszustand Voss-Tecklenburgs, sagte Lattwein.

Derweil gelten der frühere deutsche U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz und Ralf Kellermann vom VfL Wolfsburg als Kandidaten für die Posten des Bundestrainers und des Sportdirektors bei den DFB-Frauen.

Natürlich benötigen wir Klarheit, wie es dann auch ganz genau weitergeht. Wir werden in den Austausch mit dem DFB gehen.

Alexandra Popp, deutsche Nationalspielerin

Ähnlich wie Lattwein äußerten sich auch andere Spielerinnen. Kapitänin Alexandra Popp sagte: „Natürlich benötigen wir Klarheit, wie es dann auch ganz genau weitergeht. Wir werden in den Austausch mit dem DFB gehen.“

Klarheit würde sich die deutsche Fußball-Nation wohl auch in ihrer Personalie wünschen. Die 32-Jährige lässt ihre Zukunft im Nationalteam offen und äußerte erst in der vergangenen Woche Rücktrittsgedanken. Im ZDF antwortete sie auf die Frage, ob es ihr letztes Länderspiel gewesen sei: „Wir haben jetzt ein Spiel gewonnen, aber ich glaube, dass wir noch nicht eine gewisse Klarheit und Sicherheit in der Mannschaft haben, um schon Tschüss zu sagen.“

Insgesamt ist es eine schwierige Lage, in der die deutschen Fußballerinnen stecken. Das Team muss sich nach der enttäuschenden Weltmeisterschaft wieder neu finden, was ohne Bundestrainerin nicht ganz einfach erscheint. Die Hoffnung liegt also auf einer schnellen und adäquaten Lösung des DFB. Denn langfristig geht es nicht nur um Olympia im nächsten Jahr, sondern auch um die Europameisterschaft in der Schweiz 2025.

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