zum Hauptinhalt
Martina Voss-Tecklenburg kann derzeit ihren Job als Bundestrainerin nicht ausüben.

© dpa/Sebastian Gollnow

Rätselraten um Fußball-Bundestrainerin: Wie geht es Martina Voss-Tecklenburg?

Für die deutschen Fußballerinnen geht es jetzt um das Olympia-Ticket. Die Lage für den Verband ist angesichts des Fehlens der Bundestrainerin ganz schwierig. Ihre Vertreterin will nicht Chefin werden.

Von Ulrike John, dpa

Die knifflige Suche nach einem Bundestrainer für die Männer scheint sich in Gesprächen mit Julian Nagelsmann einer Lösung zu nähern – die Situation beim Frauen-Nationalteam ist durch die Erkrankung von Martina Voss-Tecklenburg völlig vertrackt. Die Frage, wann und ob die Cheftrainerin überhaupt in ihr Amt zurückkehrt, wollte der Deutsche Fußball-Bund am Dienstag nicht beantworten. Das Thema werde man aus Respekt vor der Bundestrainerin nicht öffentlich kommentieren. So teilte es eine Verbandssprecherin schon zu Beginn einer Pressekonferenz am Dienstag auf dem DFB-Campus mit.

„Wir haben eine Fürsorgepflicht, und die Fürsorgepflicht ist es in der Zwischenzeit, dass Martina wieder gesund wird. Das ist unser Ziel. Alles andere folgt dann danach“, erklärte Joti Chatzialexiou, Leiter Nationalmannschaften. Dessen eigene künftige Rolle beim DFB ist ebenso ungeklärt. Voss-Tecklenburgs Vertreterin Britta Carlson, bisher ihre Co-Trainerin, muss nur wenige Wochen nach dem WM-Debakel bei den nun anstehenden Nations-League-Spielen liefern, wo es um die so wichtige Olympia-Tickets geht. Die 45-Jährige will aber selbst grundsätzlich nicht Nationaltrainerin werden. Sie könne sich vorstellen, irgendwann mal Cheftrainerin zu sein - „aber das eher auf Vereinsebene. Das kommt für mich auf nationaler Ebene nicht infrage.“

Zuvor hatte DFB-Präsident Bernd Neuendorf Gerüchten um eine bevorstehende Ablösung Voss-Tecklenburgs widersprochen und gesagt: „Ich bitte um Verständnis, Martina Voss-Tecklenburg ist krank. Das gebietet der Respekt und die Fürsorge, dass wir darüber nicht spekulieren.“ Zuletzt hatte es Berichte gegeben, wonach sich Spielerinnen über mangelhafte Kommunikation und taktische Defizite im Trainerteam um Voss-Tecklenburg bei der WM in Australien beklagt hätten. Dort waren die deutschen Frauen um Kapitänin Alexandra Popp überraschend in der Vorrunde gescheitert.

Wir haben eine Fürsorgepflicht, und die Fürsorgepflicht ist es in der Zwischenzeit, dass Martina wieder gesund wird.

Joti Chatzialexiou, Leiter Nationalmannschaften, zum Gesundheitszustand von Martina Voss-Tecklenburg

Während die deutsche Männer-Auswahl die nächste Herausforderung mit der Heim-EM erst im nächsten Jahr vor sich hat, geht es für die Frauen schon in diesem Herbst um die Olympia-Qualifikation für Paris 2024. Die Auswahl startet an diesem Freitag (18.00 Uhr/ARD) in Viborg gegen Dänemark in die Nations League. Am 26. September (18.15 Uhr/ZDF) geht es in Bochum gegen Island. Weiterer Gegner in der Gruppe 3 der Liga A ist Wales. Nur die Gruppenersten kommen in die Endrunde, wo die beiden einzigen europäischen Olympia-Plätze ausgespielt werden.

Die 55 Jahre alte Voss-Tecklenburg selbst äußerte sich bisher nicht über ihren Gesundheitszustand. Ihr Ehemann Hermann Voss-Tecklenburg hatte der „Bild“-Zeitung gesagt: „Die WM in Australien hat sie sehr mitgenommen. Sie ist schon krank aus Australien wiedergekommen, sie war mental und körperlich angeschlagen.“

Co-Trainerin Carlson hat keinen Streit mit Voss-Tecklenburg

Ex-Nationalspielerin Carlson, die seit 2018 Co-Trainerin der Frauen-Auswahl ist, widersprach am Dienstag Spekulationen, wonach es zwischen ihr und Voss-Tecklenburg nach dem WM-Aus gekracht habe: „Unser Verhältnis hat sich nicht verändert.“ Sie hatte vergangene Woche ausdrücklich Sky-Informationen von sich gewiesen, wonach sie unter den Nationalspielerinnen eine Umfrage durchgeführt habe, ob diese weiter mit Voss-Tecklenburg zusammenarbeiten wollen: „Die Behauptung ist vollkommen haltlos und stellt meine langjährige Integrität als Co-Trainerin infrage.“ Sie habe in Absprache mit der Bundestrainerin vertraulich mit Spielerinnen gesprochen, deren Ansichten in die WM-Analyse einfließen sollen.

Dass die Aufarbeitung des bislang einmaligen Vorrunden-Ausscheidens durch das Fehlen Voss-Tecklenburgs bisher nicht abgeschlossen werden konnte, erschwert die sportliche Situation enorm. Selbst Chatzialexiou sprach von einem „Rucksack“. Dazu kommt: Der avisierte, nur für die Frauen zuständige Sportdirektor lässt noch immer auf sich warten. Chatzialexiou konnte sich dafür angesichts der Krise in den Auswahlteams der Männer und Frauen zuletzt nicht empfehlen. Seine eigene Zukunft sei im Moment auch „nicht relevant“, sagte er.

Carlson wird so oder so nur eine Übergangslösung sein, an deren Ende ein größerer Umbruch im Trainerteam der Frauen stehen könnte. Voss-Tecklenburg ist aber auch im Krankenstand weiter Bundestrainerin. Schließlich war Neuendorf der Cheftrainerin nach dem Desaster der Vize-Europameisterinnen in Australien – aus der Ferne – flugs zur Seite gesprungen. Ihr Vertrag läuft bis 2025.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false