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Heike Drechsler fordert ein Umdenken in der Leichtathletik.

© imago/Chai v.d. Laage

Heike Drechsler über die WM in Budapest: „Die Leichtathletik braucht mehr Lobby in diesem Land“

Heike Drechsler über das Abschneiden der deutschen Athleten nach vier WM-Tagen, die jungen Hoffnungsträger und warum viele von ihnen nicht im Sport reüssieren.

Frau Drechsler, viele deutsche Athleten sind hier bei den Weltmeisterschaften dabei. Den großen Ertrag gibt es bislang nicht. Sind Sie enttäuscht?
Nein, das bin ich nicht. Es ist immer leicht, auf den Athleten herumzuhacken. Aber ich sehe, dass hier alle ihr Bestes geben und es viele persönliche Spitzenleistungen gibt.

Für Medaillen reicht es meist nicht.
Wir müssen in Deutschland einfach kleinere Brötchen backen. Es kommen viele Faktoren zusammen, warum es für die absolute Spitze nicht mehr oft reicht.

Die da wären?
Zunächst einmal fehlt es bei uns in der Breite. Und das fängt bei den ganz Kleinen an, die man für die Leichtathletik begeistern muss. Vor allem in der Schule. Dort fehlen oft qualifizierte Lehrer, häufig fällt der Sportunterricht als Erstes aus. Es ist ganz einfach. Wenn die Breite nicht breit genug ist, fällt für die Spitze nicht genügend ab. Das sieht man ja bei der WM. Wenn sich nur ein paar Spitzenathleten verletzen, sieht es mau aus.

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Dabei gibt es doch erfolgreichen Nachwuchs, wie jüngst gesehen bei den Europameisterschaften in Jerusalem?
Das ist schon seit Jahren so. Bei der U 20 schneiden wir super ab, bei der U 23 schon nicht mehr so sehr und dann wird es bei vielen wieder nichts mit einer erfolgversprechenden Karriere.

Warum ist das so?
Das liegt an den Fördermöglichkeiten. Ich finde es schade, wenn ein Talent deshalb aufhört, weil die sportliche Karriere beispielsweise nicht mit dem Medizinstudium vereinbar ist, weil dafür dann einfach die Ressourcen fehlen, um beides zu schaffen. So etwas sehen wir hier oft.

Was könnte helfen?
Wenn ich an London oder Paris denke: die Ausrichtung von Olympischen Spielen. Diese bringen viele Gelder mit sich, die in die nationale Sportförderung fließen. Es ist leider so, es hängt immer alles am Geld.

Und auch an der Politik?
Das auch. Der Sport wird meines Erachtens schon ein bisschen vernachlässigt. Ich denke, uns täte ein eigenständiger Sportminister gut. Der Fokus läge dann allein in diesem Bereich. Der Sport und explizit die Leichtathletik brauchen mehr Lobby in diesem Land.

Wer macht Ihnen in Budapest noch Hoffnung?
Das gibt es einige. Vor allem freue ich mich auf den Zehnkampf mit Niklas Kaul und dem neuen deutschen Rekordhalter Leo Neugebauer. Ich hoffe, die beiden streiten sich nicht so sehr, dass sich am Ende ein anderer freut. Aber von diesen Duellen lebt die Leichtathletik. Und natürlich ist auch für die Frauen-Staffel über 100 Meter noch etwas drin. Überhaupt gibt es immer wieder Überraschungen.

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