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Nia Künzer gab sich bei ihrer Vorstellung am Donnerstag in Frankfurt selbstbewusst.

© imago/Kessler-Sportfotografie/IMAGO/Jürgen Kessler

Neue Sportdirektorin: Nia Künzer soll als „kritischer Geist“ den DFB voranbringen

Im Jahr 2024 hat der DFB erstmals eine Direktorin für Frauen. Die frühere Golden-Goal-Schützin gilt als hoch qualifiziert – und muss sich erst mal an die Bundestrainerfrage machen.

Von
  • Stefan Tabeling, dpa
  • Ulrike John, dpa

So schnell unterbuttern lassen wird sich Nia Künzer als neue Sportdirektorin für die Frauen beim Deutschen Fußball-Bund sicher nicht. Die 43-Jährige legte bei ihrer Vorstellung am Donnerstag auf dem DFB-Campus in Frankfurt einen selbstbewussten Auftritt hin. Als sie zwischen Verbandsboss Bernd Neuendorf und Geschäftsführer Andreas Rettig in der Fragerunde mal nicht zu Wort kam, ging sie gleich dazwischen: „Ich bin noch dran!“ Auf die Weltmeisterin von 2003, jetzt quasi das weibliche Pendant zu Rudi Völler, wartet ein ganzes Packen an Aufgaben.

Künzer erhält beim größten Sportfachverband der Welt einen Dreijahresvertrag. So lange wird sie von der hessischen Landesregierung erst mal freigestellt. Bisher arbeitete die Golden-Goal-Schützin des WM-Finales 2003 als Dezernatsleiterin für Integration, Sozialbetreuung und Ehrenamt im Regierungspräsidium Gießen. Beim DFB war Künzer schon im Dezember für den neu geschaffenen Posten angekündigt worden und hat seit ihrem Amtsantritt am 1. Januar „viele Gespräche“ geführt.

Als ARD-Expertin hatte sie in der Vergangenheit oft kritisch auf den DFB und das Frauen-Nationalteam geschaut. „Den Blick will ich mir auch beibehalten“, kündigte sie an. Künzer wurde gleich zu Beginn der Pressekonferenz von DFB-Medienchef Steffen Simon mit einer Aussage nach dem WM-Debakel der DFB-Frauen in Australien konfrontiert. Damals hatte die 34-fache Nationalspielerin und zweifache Mutter aus Wetzlar gesagt, dass es „maximal unglücklich“ sei, dass Neuendorf bei dem Turnier nicht vor Ort gewesen sei.

Neuendorf quittierte dies im Nachhinein mit einem Lächeln. In einem Gespräch mit Künzer danach habe er gemerkt, „dass sie jemand ist, der eigentlich dem Profil entspricht, das wir uns überlegt haben. Jemand, der auch ein kritischer Geist ist, der uns herausfordert, der nicht so stromlinienförmig ist. Es entspricht ja nicht einer zeitgemäßen Führung, wenn man nur Ja-Sager um sich schart.“ Er schätze Künzer wegen „ihrer Fachlichkeit und ihres Wesens: Sie ist eine empathische Person“.

Die erste große Personalentscheidung könnte schon im Februar fallen

Nach überaus schwierigen Monaten mit der WM-Enttäuschung und der Hängepartie um die erkrankte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg ist Künzer nun vor allem als Teammanagerin der DFB-Auswahl gefordert. Sie möchte „mit dem Trainer, mit dem Team auch wieder sportlich erfolgreich sein und Titel holen“. Sie ist jedenfalls überzeugt: „Ich sehe den Willen im Verband, etwas verändern zu müssen.“

Interimsbundestrainer Horst Hrubesch (72) wird allenfalls bis zu den Olympischen Spielen bleiben - wenn die DFB-Frauen um Kapitänin Alexandra Popp die Qualifikation für Paris schaffen. Die Nachfolgesuche steht aber noch früher an, wenn das Nationalteam in der Nations League scheitert: Am 23. Februar geht es in Lyon im Halbfinale gegen Frankreich. Bei einem Sieg wären die Vize-Europameisterinnen für die Sommerspiele qualifiziert.

Bei einer Niederlage müsste ein Sieg im Spiel um Platz drei am 28. Februar gegen den Verlierer aus Spanien – Niederlande her, um eines der beiden europäischen Tickets neben Frankreich, das als Gastgeber automatisch in Paris dabei ist, zu ergattern.

„Wir müssen in verschiedenen Szenarien denken. Wir sind dran. Ich bin mir bewusst, dass es eine Aufgabe wird, an der ich gemessen werde“, sagte Künzer. Man habe einige Namen auf dem Zettel, konkreter wollte sie sich nicht äußern.

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