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 Nicht mit mir. Europameisterin Stefanie Von Berge (li.) verzichtet auf den WM-Start.

© IMAGO/Aleksandar Djorovic

Boykott im Boxring: Eine WM mit Russland? Geht nicht!

Weil der Amateur-Boxweltverband russische Athletinnen starten lässt, verzichten viele Länder auf einen Start bei der WM in Neu-Delhi. Eine verständliche Entscheidung.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Seit dem Krieg in der Ukraine ist auch in der Welt des Sports vieles nicht mehr so, wie es zuvor war. Seitdem Putins Russland angegriffen hat, sind russische Athleten von größeren Veranstaltungen ausgeschlossen. Zu weiten Teilen jedenfalls, denn nicht alles läuft auf dem Planeten unter der Regie des Olympischen Komitees (IOC) oder des Fußballweltverbandes Fifa. Die Mächte des Weltsports lassen zwar Sportlerinnen und Sportler aus Russland und Belarus aktuell nicht zu, aber es gibt da durchaus noch Nischen. Etwa im Boxsport.

Jüngstes Beispiel ist die Amateurbox-WM der Frauen. Am Mittwoch wird sie in Neu-Delhi beginnen, und schon vor dem ersten Schlag im Ring knallt es gewaltig. Weil Russinnen und Belarussinnen wie selbstverständlich unter Landesflagge und mit Hymne mitboxen dürfen, werden andere nicht antreten − darunter sind die USA, Großbritannien, natürlich die Ukraine und auch Deutschland. Die gebürtige Düsseldorferin Stefanie von Berge, Europameisterin und Deutsche Meisterin im Weltergewicht, kann den WM-Verzicht „verstehen und nachvollziehen“, wie sie der „Welt am Sonntag“ gesagt hat.

Der Grund dafür, dass bei der Internationalen Boxing Association (Iba), dem Amateur-Box-Weltverband, die vom IOC empfohlenen Sanktionen fallen, ist einfach. Dort hat ein Russe als Präsident die Hoheit, zudem sponsert ein russischer Gaskonzern den Verband. Die Iba ist zwar im IOC seit 2019 suspendiert, die Qualifikation für die Olympischen Spiele Paris 2024 soll abseits des Verbandes organisiert werden.

Der Boykott ist gerechtfertig

Der Boykott lässt die WM in Neu-Delhi also zu einer witzlosen Veranstaltung verkommen.Dabei ist er gerechtfertigt. So wie die Frage, wie sinnvoll es angesichts der politischen Weltlage ist, Sportlerinnen und Sportlern aus Russland und Belarus auszuschließen: Sicher, da gibt es das Argument, dass die Einzelnen ja nichts für die Politik ihres Landes können. Dem lässt sich aber entgegenhalten, dass sie auch Teil dieser politischen Systeme sind. Die Mächtigen in Russland und Belarus schmücken sich mit ihren Erfolgen. Die Sportlerinnen sind zugleich also Botschafterinnen und Botschafter ihres Landes.

Der Sport kann bei einem Krieg nicht einfach wegschauen. Auch wenn Sportlerinnen vielleicht wie im Fall Box-WM auf einen Titel und entsprechenden Ruhm verzichten müssen. Wobei sich natürlich anführen lässt, dass IOC und Fifa auch bei manch anderem Unrecht schon mal die Augen zudrücken oder zugedrückt haben. Die Fußball-WM 2018 in Russland fand bekanntlich statt, obwohl die Krim schon längst annektiert worden war. Und beim IOC wurde für Olympia 2024 ja tatsächlich die Teilnahme russischer Athletinnen schon diskutiert.

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