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Constanze Pajonk, René Schoening und Karina Küster (v.l.n.r.) freuen sich auf die Spiele.

© privat

Bowling bei den Special Olympics World Games: Auf den richtigen Ball kommt es an

Bei den Special Olympics sind zwei Berlinerinnen im Bowlingteam vertreten. Sie wollen an vergangene Erfolge anknüpfen und bringen sogar ihre eigenen Bälle mit.

Von Daniel Goldstein

Auf eines freuen sich Karina Küster und Constanze Pajonk ganz besonders: Darauf, die Athlet*innen aus aller Welt zu treffen. Denn die beiden sind für das deutsche Bowlingteam der Special Olympics World Games nominiert, die vom 17.-25. Juni in Berlin stattfinden.

Ihr bisher größter sportlicher Erfolg liegt fast acht Jahre zurück. Karina Küster gewann Ende Juli 2015 die Silbermedaille bei den Special Olympics World Games. Die heute 44-Jährige trat damals in Los Angeles im Demonstrationswettbewerb Freiwasserschwimmen an. Über 1500 Meter schwamm die Hohenschönhausenerin im Pazifischen Ozean vor Alamitos Beach mit ihrer unified Partnerin Ruth Niehaus auf den zweiten Platz. Unified Athlet*innen agieren als nicht-behinderte Trainings- und Wettkampfpartner*innen für die Special Olympics-Sportler*innen.

Heute trainiert Küster einmal in der Woche beim Bowling-Team der Sportgemeinschaft Rehabilitation Berlin-Lichtenberg mitten im Viereck zwischen Dong Xuan Center, Königin Elisabeth Krankenhaus Herzberge, Jobcenter und Friedhof der Sozialisten unter der Anleitung von Gernot Buhrt. Der 60-Jährige ist Gründungsmitglied von Special Olympics Deutschland. Er hat schon viel erlebt auf diesem Gebiet und freut sich trotzdem besonders darüber, dass Karina Küster erstmals in ihrer „Lieblingssportart“ an den Weltspielen teilnehmen kann. 2016 musste sie mit dem Schwimmen gesundheitsbedingt aufhören. „Eine Sportart erlaubt mir meine Ärztin aber noch“, erzählt sie.

Küster wurde nachnominiert

Eigentlich war für das deutsche Bowlingteam, das im Einzel, Doppel und im Teamwettbewerb antritt, Küsters Freundin Grit Harms nominiert. Sie fällt wegen einer schweren Erkrankung jedoch kurzfristig aus. „Ich habe damit gar nicht mehr gerechnet“, sagt Küster. „Am Anfang war ich natürlich traurig, weil Grit krank ist. Aber dann konnte ich mich auch ein bisschen über meine Nachnominierung freuen.“

Die Beschaffenheit des Balls spielt eine wichtige Rolle.
Die Beschaffenheit des Balls spielt eine wichtige Rolle.

© imago images/Panthermedia

In Alt-Hohenschönhausen in der Nähe des Sportforums wohnend, freut sie sich vor allem auf die Eröffnungsfeier. Das liegt auch daran, dass bei den Bowling-Wettbewerben aus Platzgründen keine Zuschauenden zugelassen sind. „Wir haben das im Kreise der Athletensprecher angesprochen, dass das schade ist. Ich hätte gerne wenigstens meine Schwester dabei, aber das ist leider nicht möglich.“ 

Ich hätte gerne wenigstens meine Schwester dabei, aber das ist leider nicht möglich

Karina Küster, Athletin bei den World Games

Bowling liege ihr deutlich besser als Schwimmen, berichtet Küster. „Ich habe einen eigenen Ball, meine eigenen Schuhe und eine eigene Tasche.“ Tatsächlich ist die korrekte Bezeichnung Ball und nicht Kugel. Küsters Ball sticht besonders heraus, darauf abgebildet ist ein Tiger.

Panjok hat ihre Bälle selbst gestaltet

Das Rehazentrum Berlin-Ost schickt neben Küster weitere Athlet*innen an den Start. Constanze Pajonk und René Schoening treten ebenfalls im Bowling an. Seit 1999 trainiert Pajonk bereits, nahm an vielen nationalen Meisterschaften teil, am Anfang vor allem im Tischtennis. Mitte Juni wirft die 54-Jährige auf der Bowlingbahn an der Mildred-Harnack-Straße in Friedrichshain dann erstmals ihre Bälle auf internationalem Parkett. Ihre eigenen Bälle hat sie individuell gestaltet. „Die dürfen nicht zu schwer und nicht zu leicht sein und die Löcher müssen passen“, erzählt Pajonk.

Die Grünauerin arbeitet in der Kantine der Lichtenberger Werkstätten in der Bernhard-Bästlein-Straße und wird bei der Eröffnungsfeier im Olympiastadion von vielen Kolleginnen und Kollegen unterstützt. Ihr Ziel ist es, bei den Wettbewerben auch mal „in Richtung 200“ zu bowlen. Damit gäbe es gute Chancen, die Goldmedaille aus dem Teamwettbewerb bei den nationalen Special Olympics vor einem Jahr an gleicher Stelle zu wiederholen. Überhaupt gefällt ihr aufgrund dieser Disziplin der Sport besonders gut. „Im Bowling ist mehr Teamzusammenhalt“, sagt die Berlinerin.

Auch wenn die beiden Bowlerinnen vom Rehabilitationszentrum Berlin-Ost sehr gerne zu den diesjährigen World Games noch mal in die große Welt aufgebrochen wären, freuen sie sich auf das Erlebnis in der eigenen Stadt. Sie werden mit den anderen über 400 Athlet*innen des Team Deutschland gemeinsam in einem Hotel schlafen und eins betonen sie immer wieder: „Wir freuen uns auf die anderen Athleten, aus unserem Team und der ganzen Welt.“ Die Chancen stehen gut, dass es etwas glamouröser zugehen wird als beim Training an einem Nachmittag auf der Bowlingbahn in Lichtenberg.

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