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Parasportlerin Kim Heinrichs mit ihrer Trainerin

© promo

Roller Skating um Medaillen: Kim Lara Heinrichs hat in Berlin viel vor

Während bei Olympia die Rollschuhfahrerinnen und Rollschuhfahrer weiterhin nur zuschauen, werden bei den Special Olympics World Games Mitte Juni Berlin in acht verschiedenen Wettbewerben die schnellsten Inlineskater*innen ermittelt.

Von Daniel Goldstein

Was könnte eine Bewohnerin der Region um das beschauliche Städtchen Düren, die oft als das Tor zur Nordeifel bezeichnet wird, zwischen Aachen und Köln liegt und rund 100.000 Einwohner*innen zählt, in noch jungen Jahren dazu bringen, ihre Heimat in Richtung Berlin zu verlassen? Und dann auch noch drei Mal innerhalb eines Jahres. Für Sportlerinnen in populären Sportarten, wie Fußball oder dem Sport der Stadt, Volleyball, ist das vielleicht normal. Keineswegs aber für Schüler*innen der Christophorus-Schule, die von Schüler*innen aller Altersklassen besucht wird, bei denen eine geistige Behinderung vorliegt.

Die 16-jährige Kim Lara Heinrichs war vor ein paar Tagen schon wieder in Berlin. Ganz im Gegensatz zum ersten Mal, als sie im Juni 2022 bei den nationalen Special Olympics mehrere Medaillen gewann, diesmal nur für drei Tage. Als Kaderathletin nahm sie mit 414 anderen Sportler*innen an der Einkleidungsveranstaltung für die Special Olympics im größten Hotel der Republik in Neukölln teil. Hierbei erhielten nicht nur die Athlet*innen, sondern auch fast 200 Trainer*innen und Verantwortliche die rund 50-teilige Ausstattung.

Kim Heinrichs trainiert mehrmals in der Woche, Krafttraining gehört auch dazu

Eigentlich geht Kim Heinrichs in Düren nur zur Schule. Sie wohnt im Hürtgenwalder Stadtteil Bergstein. Aber die Schule ist es, die sie zu ihrem Sport brachte. Hier begann sie mit dem Roller Skating. Inzwischen trainiert sie mehrmals in der Woche. Zusätzlich nimmt sie, so oft es geht, das Fahrrad, absolviert Ausdauer- und Krafttraining. Moment mal, Roller Skating? Ja, genau!

Die Wettbewerbe bei den Special Olympic World Games finden im Eisstadion Charlottenburg an der Glockenturmstraße statt. Gefahren wird auf Inlineskates, es gibt sechs verschiedene Distanzen, sie sind zwischen 30 und 1000 Metern lang. Dazu kommen zwei Staffelwettbewerbe. Eine schöne Abwechslung zu den Olympischen Spielen, bei denen es die Rollschuh-Fahrer*innen noch nicht geschafft, ins Programm aufgenommen zu werden.

„Wir hatten zuerst eine AG mit Inlinern und dann haben wir gesagt, wir machen das weiter und sind auf die Special Olympics gekommen“, erzählt Kim Heinrichs. „Seit 2018 bin ich dabei, da war ich elf.“ Die Wettkämpfe laufen meist ähnlich ab. „Wir kommen an und werden dann nach Schnelligkeit in Gruppen eingeteilt. Am nächsten Tag beginnen dann die einzelnen Läufe in den Bahnen.“ Den vorsichtigen Vergleich mit Eisschnellauf (besser wäre wohl Short Track) bejaht die Athletin.

Nach der Nominierung durfte sich Heinrichs ins Buch der Stadt Düren eintragen

„Wenn man bei den nationalen Spielen war und einen gewissen Medaillenspiegel vorweisen kann, ist man qualifiziert, um sich für die World Games zu bewerben“, erklärt Daniela Vidic, die Bundestrainerin für die Roller-Skating-Wettbewerbe bei den Weltspielen im Juni in Berlin, den Nominierungsprozess. „Dann wird geguckt, wie viele Bewerbungen eingegangen und wie viele Plätze vorhanden sind. Meistens ist es so, dass diejenigen eher berücksichtigt werden, die noch nicht bei World Games dabei waren.“ Bei den Roller-Skating-Wettbewerben sind diesmal elf deutsche Athlet*innen vertreten. Aufgrund der Gastgeberschaft konnten alle Bewerber*innen angenommen werden. 2019, bei den letzten World Games in Abu Dhabi, waren nur vier deutsche Roller Skater*innen dabei.

Die Nominierung bescherte Kim Heinrichs und ihrer Schulfreundin Pia Welsch, die im Badminton antritt, schon die große Ehre, sich ins Buch der Stadt Düren eintragen zu dürfen. Badminton ist auch die Sportart, die sie auf jeden Fall besuchen möchte, wenn neben ihren Wettkämpfen noch Zeit ist. Apropos Besuch: Natürlich wird sie vor Ort in Berlin auch ordentlich unterstützt. „Meine komplette Familie kommt, sogar die Tanten und meine alten Lehrer*innen“, erzählt Kim.

Am 20. Juni starten die Roller-Skating-Wettbewerbe. Dann können die Sportlerinnen und Sportler aus dem Allgäu, aus dem Schwarzwald, aus Halle und Mettmann und natürlich ihre Gäste aus der ganzen Welt in der Eishalle P09 angefeuert werden. Der Lieblingswettkampf von Kim Heinrichs sind „zehn Runden, die Langstrecke“. Da hofft sie auch auf eine Medaille. Bis zur nächsten Abreise nach Berlin wird in Düren dafür intensiv trainiert.

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