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Pause auf der Baustelle. Seit zwei Monaten ruhen die Arbeiten auf der Großbaustelle am Teltowkanal weitgehend.

© Andreas Klaer

Verseuchter Baugrund am Teltowkanal: Teltower Hafen: Alles muss raus

Altlasten sollen nicht versiegelt, sondern doch komplett aus dem Boden entfernt werden. Bei der Eröffnung zur Saison 2017 soll es trotz Bauverzögerungen aber bleiben.

Teltow - Ein solcher Baugrund ist ein Albtraum für jeden Bauherren: Schlacke, Betonbrocken und Lösungsmittel, und das alles auf einem wabbligen Untergrund. Die tonnenschweren Altlasten auf dem etwa 10 000 Quadratmeter großen Grundstück für den Teltower Hafen machen der Stadt weiter zu schaffen. Jetzt hat man sich entschieden, Nägel mit Köpfen zu machen. Der Boden auf dem Hafengrundstück soll in bis zu vier Metern Tiefe komplett ausgetauscht werden, wie Beigeordnete Beate Rietz (SPD) am Mittwoch auf Anfrage sagte. Wegen laufender Umplanungen ruhen die Bauarbeiten seit zwei Monaten, im Oktober sollen sie wieder aufgenommen werden. Der Hafen solle trotzdem pünktlich zur Saison 2017 in Betrieb gehen – auf einem dann weitgehend altlastenfreien Grundstück.

Dass es mit dem Baugrund für das städtische Großprojekt schwierig wird, war schon bei der Anfangsplanung und den ersten gründlichen Baugrundgutachten klar. Im Hafenbereich befand sich mal der Schönower See, der beim Bau des Teltowkanals mit dem Aushub zugeschüttet wurde. Zu DDR-Zeiten hatte das VEB Betonkombinat Potsdam eine Außenstelle auf dem Grundstück, es wurde dadurch nicht besser. Nach der Wende sollen auch noch Schutt und Abfall auf die Grenzanlagen unmittelbar am Teltowkanal gekippt worden sein.

Ursprünglich war eine Asphaltversiegelung geplant

Schon zu Beginn des Marina-Projektes hatten sich die Kosten für die Altlastensanierung um eine Million Euro erhöht, zwischenzeitlich gab es weitere Steigerungen, wie es gestern hieß. Die Belastungen im rund 5000 Quadratmeter großen Hafenbecken gelten als weniger dramatisch als die auf dem benachbarten östlichen Grundstück, auf dem ein Neubau für die Hafenmeisterei und ein Restaurant entstehen soll. In der Ursprungsvariante sollte dieses Grundstück zu großen Teilen schlicht mit Asphalt versiegelt und abgedichtet werden – um ähnlich wie bei einer Deponie Schadstoffeinträge ins Grundwasser und ins Wasser des Teltowkanals auszuschließen.

Jetzt also der komplette Bodenaustausch auf einer Fläche von bis zu 3000 Quadratmetern, wie gestern aus dem Planungsbüro PST in Werder bestätigt wurde, das zum Jahresbeginn von der Stadt die Projektsteuerung für die Bauarbeiten übernommen hat. Der alte Plan, habe sich im Verlauf der vergangenen Monate gezeigt, wäre nicht mehr viel günstiger gewesen, sagte PST-Geschäftsführer Stefan Kulczak.

Von Mehrkosten von 170 000 Euro ist die Rede

Wie bei einer Mülldeponie hätte nach der Fertigstellung des Hafens regelmäßig geprüft werden müssen, ob die Abdichtung funktioniert, es nicht doch Einträge ins Grundwasser gibt. Außerdem sei der Wackelpudding kein Baugrund, den man sich wünscht. Jetzt soll der belastete Boden mit tragfähigen und trotzdem durchlässigen Sanden ausgetauscht werden, die mit Rigolen dafür sorgen, dass sich der Grundwasserspiegel auf die Höhe des Teltowkanals einpegelt. Von Mehrkosten von etwa 170 000 Euro sprechen PST-Geschäftsführer Stefan Kulczak und Beigeordnete Beate Rietz.

Sie ist froh, dass man nicht das komplette Genehmigungsverfahren für die Marina beim Landersumweltamt erneut führen muss. Für die erforderliche Grundwasserabsenkung und für die umfangreichere Altlastensanierung müsse lediglich eine Art „Annex-Verfahren“ bei der Unteren Bodenschutzbehörde und der Unteren Wasserbehörde in Bad Belzig geführt werden. Anfang nächster Woche sollen die Antragsunterlagen eingereicht werden. Der Landkreis habe eine zügige Bearbeitung signalisiert, sodass man auf eine Fortsetzung der Bauarbeiten in der zweiten Oktoberwoche hoffe.

Beim Eröffungstermin und den Gesamtkosten soll es bleiben

Projektsteuerer Kulczak will „durch eine optimierte Abwicklung“ dennoch die planmäßige Eröffnung zur Saison 2017 hinbekommen, wobei der im Bauablauf eingeplante Puffer schrumpft. Das gilt auch für die Finanzierung des Projektes, wie Teltows Kämmerer Rico Kasten gestern sagte. Mit dem Doppelhaushalt 2015/2016 seien von den Stadtverordneten 10,1 Millionen Euro für das Projekt bewilligt worden. Ein Puffer ist entstanden, weil man auf Anfrage beim Finanzamt erfuhr, dass die 19-prozentige Umsatzsteuer für gut 80 Prozent der Baukosten erstattet werden kann. Durch die Zusatzkosten schrumpfe der eingesparte Steuerbetrag. Wie teuer die Altlastensanierung jetzt eigentlich insgesamt wird, war gestern nicht zu erfahren. Henry Klix

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