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Gewerbe- und Büroräume sollen an der Behlertstraße 3a entstehen. Die alte Mauer davor soll bleiben.

© Eike Becker_Architekten

Gestaltungsrat tagt : Bürogebäude hinter einer Mauer, ein „Quadratum“ für Golm

Wie wird das Parkplatzareal neben den Kasernen an der Behlertstraße gestaltet? Bekommt Golm seine internationale Schule? Darüber diskutierten Fachleute am Freitag.

Ganz sicher ist sich Hans van der Heijden nicht – und stellte am Freitag während der Sitzung des Potsdamer Gestaltungsrates seine Fragen frei zur öffentlichen Debatte. „Haben wir hier ein Haus mit einer Mauer? Oder eine Mauer mit einem Haus?“, fragt der Professor für Zeitgenössische Architektur und Ratsmitglied. Letztendlich kommt er zu dem Schluss: „Wir haben eine Mauer und ein Haus.“ Es geht um den Entwurf zur Bebauung des derzeitigen Parkplatzareals an der Behlertstraße – eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen Potsdams.

Das Architektenteam von Eike Becker_Architekten aus Berlin hat das zwei- beziehungsweise dreigeschossige Ensemble an der Behlertstraße 3a entworfen und stellte die Konstruktion dem unabhängigen Gremium aus Fachleuten aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur und Landschaftsplanung im Potsdam Museum vor. Der Rat hat die Aufgabe, die ihm vorgelegten Bauvorhaben im Hinblick auf städtebauliche, architektonische und gestalterische Qualitäten zu beurteilen und die Beteiligten zu beraten.

Behlertstraße 3a

Das Areal mit einer Grundstücksgröße von 6200 Quadratmetern ist umrahmt von Kasernen und Bürogebäuden aus den 90ern – das Potsdamer Sozialamt liegt von der Behlertstraße aus gesehen schräg rechts hinter dem Bauvorhaben. In dem hufartigen Gebäude mit Remisenvorbau in Holzbauweise sollen Tiefgaragen, Gewerbe- und Büroflächen entstehen, mit einer Geschossfläche oberirdisch von 10.083 Quadratmetern. Die Dächer sind begrünt und teils mit Dachterrassen ausgestattet. Einen Innenhof gibt es auch. Die hufeisenförmige Struktur soll die Baukörper miteinander verbinden.

Eine Mauer kann auch Tore haben oder Fenster.

Hans van der Heijden, Professor für Zeitgenössische Architektur und Mitglied des Gestaltungsrates Potsdam

Die alte Mauer hin zur Behlertstraße soll bleiben. Eine Mauer sei nicht nur defensiv, sagt van der Heijden. Es könne „auch eine Einladung in die Geschichte sein, eine Mauer kann auch Tore haben oder Fenster“. Wichtig sei dem Gremium, dass das Areal zwischen Behlertstraße und Berliner Straße für den Fußverkehr geöffnet sei. Einen Durchgang durchs Tor bis zur Berliner Straße.

Berliner Straße 136a

Auch an der Berliner Straße soll gebaut werden. Den ersten Entwurf zum Grundstück Berliner Straße 136a hat der Gestaltungsrat am Freitag auf ganzer Linie abgeschmettert. Das Potsdamer Architekturbüro Axthelm Architekten plante für das Areal in Nachbarschaft der Villa Ritz – der Luxuskita für Besserverdienende – einen Block, der viel Licht durchlasse, sagte Annette Axthelm. Eine „kleine Stadt“, mit „grüner Haut“, etwas „Dschungeliges“.

Das Holz- beziehungsweise Holzhybridbaus mit Wasserbecken im Innenhof zeigt sich mit intensiver Dachbegrünung und grünen Balkonen. Der teils sechsgeschossige Komplex soll auch einen Kongressbereich enthalten, den man mieten könne. Ein Café soll das Areal auch für die Öffentlichkeit nutzbar machen. Doch der „Dschungel“, wie Axthelm es nennt, passt laut dem Gestaltungsrat nicht in die Nachbarschaft der alten Villa. Das Gebäude und seine Gartenstruktur schätze man, da sie für Potsdam typisch seien. Es bedürfe hier etwas Kleingeschossigem, etwas kleinteilig Verstreutem. Die Entwürfe hat sich der Rat daher gar nicht weiter angesehen – obwohl das zu bebauende Grundstück von der Straße so gut wie gar nicht einsehbar ist.  

„Quadratum“ in Golm

Das „Quadratum“ Am Mühlenberg in Golm stellte das Architektenbüro RKW Architektur + vor. Dabei ging es um das „Haus A“, dem ersten von vier Gebäuden am Kreisverkehr in der Nähe der Haltestelle „Golm“. Es ist das neben dem möglicherweise neuen Gebäude für eine internationale Schule. Dem Gremium gefiel der Entwurf, das Haus als Quadrat, das aber so gedreht ist, dass es mit einer klaren Gebäudefront zum Kreisverkehr zeigt.

Kommt die Schule in das Gebäude 5C in Golm? Das ist derzeit noch offen. Gewollt ist sie.
Kommt die Schule in das Gebäude 5C in Golm? Das ist derzeit noch offen. Gewollt ist sie.

© RKW Architektur +

„Wir haben darüber diskutiert, ob die Schule nicht am besten vorne sein soll“, sagte Gestaltungsratsmitglied Peter Eckert. Wenn aus den zwei Gebäuden eines werde, sei das Quadrat „der Kopf der Schule“. Ob die Schule tatsächlich kommt, ist noch ungewiss, wie Architekt Lukas Hampl sagte. Viele hätten sich dafür ausgesprochen. Und es gebe Bedarf für Kinder aus Potsdam und Berlin.

Heinrich-Mann-Allee

390 Wohnungen sollen einmal auf dem Gelände des ehemaligen Tramdepots an der Heinrich-Mann-Allee entstehen. Dort baut das kommunale Immobilienunternehmen Pro Potsdam. 2028 soll alles fertig sein. 341 Sozialwohnungen können noch in diesem Jahr bezogen werden, wie Sandra Jacob, Bereichsleiterin Wohnungsneubau, sagte. Am Freitag ging es um die Baufelder „WA1“ und „WA2“ auf dem südwestlichen Teil. 20 Prozent Gewerbe und 80 Prozent Wohnen sollen dort entstehen. Zwei Sporthallen übereinander. Daneben viele Fahrradstellplätze und begrünte Dächer mit PV-Anlagen. Der versiegelte Platz über der Geothermieanlage könnte laut dem Büro S&P Sahlmann Ingenieure + Architekten zu einem Quartiersplatz werden –mit Sitzbänken und Pflanzenkübeln.

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