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Mit Turner im Dialog. Noch hängt Claude Monets Gemälde „Das Parlament, Sonnenuntergang“ (rechts) in der Sonderausstellung „Quelle des Lichts“. Bald wandert es in den Raum mit den anderen Monet-Serien.

© Andreas Klaer

Wie machen sich die neuen Monets?: Das Museum Barberini hat umsortiert

Vier Monets, dazu Cross, Luce, Bonnard und Caillebotte: Acht Neuzugänge gab es 2022 für das Potsdamer Museum. Jetzt wurden sie in die Dauerausstellung integriert.

Henri-Edmond Cross war 14 Jahre jünger als Claude Monet und ist heute weit weniger bekannt, aber in einer Sache war er dem berühmten Kollegen voraus: In Venedig war er zuerst. In den Jahren 1903/04 malte Cross dort „Rio San Trovaso“, den Blick auf einen venezianischen Kanal. Monet reiste erst fünf Jahre später an.

Cross’ Gemälde gehört zu den acht Neuzugängen, die das Museum Barberini im letzten Jahr verzeichnete. Vier neue Monets, dazu Werke Cross, Luce, Bonnard und Caillebotte. Nun sind sie in der Impressionismus-Dauerausstellung angekommen. Für die bisherige Hängung bedeutet dies: Sie braucht (und bekommt) mehr Platz. Auch ein Raum im Erdgeschoss – zuvor mal Sonderausstellungen, mal Shop vorbehalten – wird jetzt von der Dauerausstellung bespielt. In einem zweiten kann man eintauchen in die Geschichte des Gebäudes, das von Friedrich II. erbaut wurde und später Konzertsaal, Kino, Wohnhaus war.

Pierre Bonnards „Stillleben“ (rechts) hing bis 2022 im Museum of Modern Art in New York, jetzt ist es in Potsdam zuhause.

© Andreas Klaer

Neue Sichtachsen

In der Dauerausstellung tun sich nun neue Sichtachsen auf. Im Fall von Cross zum Beispiel spiegelt die Hängung den zeitlichen Ablauf: Cross geht voran. Im „Küsten Europas“ betitelten Raum hängt „Rio San Trovaso“ als Blickfang am Eingang. Zwei Venedig-Ansichten von Monet, entstanden 1908, schauen Cross gewissermaßen über die Schulter.

Insgesamt 38 Monets hängen jetzt in Potsdam, mehr gibt es außerhalb von Paris nirgends sonst in Europa. Ein weiterer Neuzugang ist „Das Parlament. Sonnuntergang“, entstanden zwischen 1900 und 1903. Damit sind drei von Monets groß angelegten Werkreihen im Barberini auszugsweise zu sehen: Nach den Seerosen und Heuschobern nun auch die Serie über Londons Westminster Palace.

 Die Zusammenschau der Serienbilder hat nur inhaltliche und choreographische Gründe. Wir können die Werke im gesamten Haus gleichermaßen schützen.

Ortrud Westheider, Museumsdirektorin

Jetzt hängen diese Serien gebündelt in einem neu geschaffenen Monet-Raum. Das Parlament also neben den Seerosen, die Kandinsky zu seinen abstrakten Arbeiten inspiriert haben, und zwei Heuschobern. Einer im Schnee, einer in Sonnenlicht. Letzterer ist jenes Werk, das 2022 einer Kartoffelbrei-Attacke zum Opfer fiel.

Haben bei der Hängung auch sicherheitstechnische Überlegungen eine Rolle gespielt? Nein, sagt Direktorin Ortrud Westheider. „Die Zusammenschau der Serienbilder hat nur inhaltliche und choreographische Gründe. Wir können die Werke im gesamten Haus gleichermaßen schützen.“ Bevor „Das Parlament“ aber am neuen Platz zur Ruhe kommt, muss es an anderer Stelle im Haus für einen noch bekannteren Bruder einspringen.

Henri-Edmond Cross’ „Rio San Trovaso“ (rechts) tritt im Museum Barberini jetzt in Dialog mit Monets Venedig-Bildern.

© Andreas Klaer

Für die Sonderausstellung „Sonne. Quelle des Lichts“ (bis 11. Juni) war aus Paris Monets „Impression, Soleil levant“ (1872) angereist – jenes Bild, das dem Impressionismus seinen Namen gab. Weil das Musée Marmottan sich nur acht Wochen von dem Werk trennen wollte, hält für den Endspurt der Schau nun das „Parlament“ her. Statt eines Sonnenaufgangs ein Sonnenuntergang. Aber: Beide Male Dunst, Wasser, roter Sonnenball. Beide Gemälde können als späte Echos auf William Turner gelesen werden, der im gleichen Raum hängt.

Zuvor noch nie zu sehen

Monets „Der Tümpel im Schnee“ (1874), ein weiterer Neuzugang, fügt sich dagegen ziemlich unauffällig ein in die Galerie der Winter-Werke. Die Auffälligkeit hier: Das Gemälde war, wie viele Monets, lange in Privatsammlungen verschwunden. Sehr lange sogar. Es wurde bisher nur einmal ausgestellt. 1879 in Paris. 

Neu geschaffen: Ein Raum im Erdgeschoss gibt es bildreich Auskunft über die Geschichte des Barberini-Palastes am Alten Markt.

© Andreas Klaer

Ein weiterer Neuzugang war überhaupt noch nie öffentlich zu sehen: Gustave Caillebottes „Wilder Garten bei Le Petit Gennevilliers“, entstanden zwischen 1882 und 1884. Eine Phase, in der sich Caillebotte vermehrt mit Landschaftsmalerei auseinandersetzte, deutlich unterwegs auf den Spuren seines Vorbilds Monet.

Pierre Bonnards „Stillleben“ hingegen hing bis 2022 im Museum of Modern Art in New York. Bonnard soll sich selbst als „den Letzten der Impressionisten“ bezeichnet haben. Sein Gemälde von 1939 weist tatsächlich deutlich in Richtung Fauvismus – und damit eine Etage tiefer. Dort ist den Fauvisten im Museum Barberini nun ein eigener Raum gewidmet. Auch zahlreichen Motiven von Maurice de Vlaminck begegnet man hier wieder. Diese sind zwar nicht neu in Potsdam, mussten aber rund ein Jahr lang Museumsshop und Garderobenbereich weichen. Nun sind die Fauvisten wieder da. Und nicht nur das: 2024 soll Maurice de Vlaminck eine eigene Ausstellung bekommen.

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