zum Hauptinhalt
Filmmuseum Potsdam.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Filmmuseum Potsdam hat neue Leitung: Ein Wechsel, der Fragen aufwirft

Ostdeutsche sind in Führungspositionen viel zu wenig vertreten. Diese Tendenz wird an Deutschlands ältestem Filmmuseum bestätigt.

Ein Kommentar von Lena Schneider

Deutschlands ältestes Filmmuseum hat eine neue Leitung. Michael Fürst hat die Nachfolge von Christine Handke und Ilka Brombach angetreten, die das Haus als Doppel führten. Sie gingen auch, weil sie den Weg freimachen wollten für eine längst fällige Reform am Haus: Aus einer Leitungsstelle sollten zwei Posten werden, hieß es damals. Einer für die Gesamtleitung plus eine weitere, neu zu schaffende wissenschaftliche Stelle an der Filmuniversität.

Der erste Posten ist nun besetzt, erstmals ohne Befristung. Das ist schön und macht langfristige Perspektiven auf. Aber der zweite? Der ist noch nicht einmal ausgeschrieben, wie auf Nachfrage bei der Filmuni zu erfahren ist. Das ließe sich als bürokratisches Detail abtun, würden hier nicht strukturelle Grundsatzfragen berührt.

Michael Fürst, der neue Leiter des Filmmuseum Potsdam.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Zum einen hat mit Michael Fürst nun ein Mann die Leitung des Filmmuseums inne, für den das größte Alleinstellungsmerkmal des Museums, die Babelsberger Filmgeschichte, absolutes Neuland ist. Sicher kann ein kompetentes Team da viel abfangen, und dass er nicht „von oben herab“ führen wolle, hat Fürst bereits gesagt. Um die Defa-Expertise am Haus muss sich in näherer Zeit wohl niemand sorgen.

Wohl aber Fragen der Sichtbarkeit. Die beiden Frauen, die das Filmmuseum als Leiterinnen durch die Pandemie brachten und den Sammlungsumzug betreuten, sind jetzt wieder in die hinteren Reihen zurückgetreten. Handke ist, wie viele Jahre zuvor, für Kommunikation und Projektmanagement zuständig. Brombach hat weiter vertretungsweise eine, zeitlich befristete, Professur an der Filmuni und ist für wissenschaftsbezogene Projekte im Filmmuseum verantwortlich.

Wenn nun statt zwei ostdeutscher Frauen ein Mann mit westdeutschem Hintergrund das Filmmuseum leitet, dann bestätigt das die bekannte Tendenz, dass Ostdeutsche in Führungspositionen viel zu wenig vertreten sind. Michael Fürst ist das am wenigsten anzulasten. Er wurde aus 40 Bewerber:innen ausgewählt und wird daraus das Beste machen. Festzuhalten bleibt aber: Eine Struktur, die es patenten Frauen in der ersten Reihe nicht ermöglicht, auch dort sichtbar zu bleiben, hat ein Problem.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false