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Piano Masterclass mit Professor Klaus Hellwig im Palais Lichtenau in Potsdam.

© Andreas Klaer

„Ein wahrer Künstler ist ein ewig Lernender“: Sommerakademie lädt Klaviertalente nach Potsdam ein

Im Palais Lichtenau findet unter Klavierprofessor Klaus Hellwig die Meisterklasse statt. Nachwuchs-Pianisten aus der ganzen Welt kommen angereist.

Klaus Hellwig ist ganz Ohr, den ganzen Tag. Darin hat der Berliner Klavierprofessor seit vielen Jahren Übung. Als gefragter Klavierpädagoge an der Universität der Künste Berlin sowie als weltweiter Meisterkurs-„Betreuer“ und Juror bei internationalen Musikwettbewerben hat er sich auf den Pianisten-Nachwuchs eingestellt und fördert ihn mit großer Leidenschaft.

Ruhig, ohne Hektik, wertschätzend dem Gegenüber gibt Klaus Hellwig seine Anregungen konkret und weiterführend vom Bechstein-Flügel aus. Am daneben stehenden Tasteninstrument, ebenfalls von Bechstein, sitzt am Mittwochvormittag im Palais Lichtenau der 20-jährige Norweger Simon Kraagerud, der in Kopenhagen studiert. Er spielt aus „Vier Klavierstücke, op. 119“ von Johannes Brahms das Intermezzo in C-Dur, ein Stück hintergründigen Humors.

Masterklasse mit Professor Klaus Hellwig im Palais Lichtenau in Potsdam.

© Andreas Klaer

Um Hellwig und Kraagerud haben sich konzentriert zuhörende Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Edwin-Fischer-Sommerakademie eingefunden, aus Israel, Belgien, Südkorea, Spanien oder Australien. „Insgesamt wählte Klaus Hellwig zehn junge Leute von mehr als 50 Bewerbungen aus“, sagt Jan Fiebelkorn-Drasen, Vorsitzender des Vereins Edwin-Fischer-Sommerakademie e.V. Er und auch Vorstandsmitglied Matthias Müller sind dankbar, dass Klaus Hellwig bereits zum dritten Mal den Meisterkurs mit großem Engagement leitet.

Große Unterstützung erfahren sie von den Vereinsmitgliedern, die den jungen Leuten zum Beispiel eine Unterkunft für eine Woche bereitstellen. „Auch der Städtischen Musikschule und der Galerie Sehmsdorf, sind wir zu Dank verpflichtet, weil Teilnehmende in ihren Räumen am Klavier sich auf die Kursstunden vorbereiten können. Und selbstverständlich freuen wir uns, dass das Ehepaar Fischer dem Verein, dem es auch angehört, den frühklassizistischen Festsaal im Palais Lichtenau für eine Woche dem Meisterkurs überlässt“, so Fiebelkorn-Drasen. Am kommenden Sonntag sind alle Interessierte ins Palais eingeladen, um in einem Abschlusskonzert um 17 Uhr die jungen Klavier-Talente zu erleben.

Der erste Meisterkurs fand im 1931 im Marmorpalais statt

Die Sommerakademie wanderte in ihrer Geschichte zu verschiedenen Orten, vom Marmorpalais im Neuen zum Schinkel-Schloss nach Glienicke und nun zum Palais Lichtenau gegenüber dem Neuen Garten. 65 Jahre lagen zwischen dem Ende der ersten Meisterkurs-Reihe und der Neuauflage im Jahre 2009. Ins Marmorpalais, das König Friedrich Wilhelms II. im Neuen Garten erbauen ließ, wurde 1931 zum ersten Meisterkurs des Deutschen Instituts für Ausländer Berlin eingeladen. Musiker von Weltrang unterrichteten eine gute Woche Studierende sowie junge Künstlerinnen und Künstler, die am Anfang ihrer Karriere standen. Die Pianisten Edwin Fischer und Wilhelm Kempff, der Violinist Georg Kulenkampff, der Cellist Paul Grümmer, die Sopranistin Franziska Martienssen-Lohmann oder die Altistin Emmi Leisner gehörten zu den Lehrenden. Die Meisterkurse hatten ein vorzügliches Renommee in der internationalen Musikwelt.

Die Bezeichnung Meisterkurs ist durchaus anfechtbar, ich kann Sie versichern, dass ich mich oft als alles andere als meisterlich fühle … ein wahrer Künstler ist ein ewig Lernender.

Edwin Fischer, Pianist, richtete sich mit diesen Worten 1939 an die Teilnehmer seines Meisterkurses.

Edwin Fischer sagte in seiner Begrüßung zu den Kursteilnehmern am 2. Juni 1939: „Die Bezeichnung Meisterkurs ist durchaus anfechtbar, ich kann Sie versichern, dass ich mich oft als alles andere als meisterlich fühle … ein wahrer Künstler ist ein ewig Lernender.“ Im Juni 1940 wütete schon fast ein Jahr lang Hitlers Krieg in Europa. Junge Männer wurden in die Soldatenuniform gesteckt. Die Teilnehmerzahl reduzierte sich deutlich. Doch die Kurse fanden bis 1944 im Marmorpalais statt.

Alexander Untschi, der aus der Ukraine stammende und mehrere Jahre in Wien wohnende Pianist kam 2006 nach Potsdam, um hier seine Zelte aufzuschlagen. Ihn interessierte die Musikgeschichte der Landeshauptstadt. Bei seinen Erkundungen entdeckte er den einstigen Meisterkurs im Marmorpalais. Untschi hat ihn 2009 wieder ins Leben zurückgeholt. Unterstützung fand er bei Pianisten-Größen wie Paul Badura-Skoda, Elisabeth Leonskaja, Paul Lewis oder den Pianisten- „Machern“ wie Karl-Heinz Kämmerling und auch Klaus Hellwig, der bereits zum dritten Mal den Meisterkurs leitet.             

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