zum Hauptinhalt
Der Defa-Regisseur Roland Oehme (1935-2022).

© Manfred Thomas

Ein Mann für Millionen: Zum Tod des Defa-Regisseurs Roland Oehme

Mit Filmen wie „Ein irrer Duft nach frischem Heu“ brachte der Potsdamer Regisseur ein Millionenpublikum zum Lachen. Nun ist er 87-jährig gestorben.

Im Oktober noch war Roland Oehme unter den zahlreichen Gratulanten für die Autorin Helga Schütz im Potsdamer Filmmuseum gewesen, hatte die Jubilarin beglückwünscht, mit dem Filmkollegen Siegfried Kühn gesprochen. Am Dienstag (29.11.) ist der Potsdamer Regisseur gestorben. Kurz nach seinem 87. Geburtstag.

„Der Mann, der nach der Oma kam“ war einer der großen Publikumserfolge von Roland Oehme.

© Defa-Stiftung/Rudolf Meister

Unkonventionelle Familienbilder

Roland Oehme, geboren 1935 im sächsischen Grünhainichen, prägte das Komödien-Genre der Defa wie kein Zweiter. Zu seinen bekanntesten Werken zählen das Roadmovie „Wie füttert man einen Esel?“ (1973) mit Manfred Krug in der Hauptrolle und die heute legendäre Satire „Ein irrer Duft von frischem Heu“ (1977) mit Peter Reusse und einer blutjungen Ursula Werner - ein Film, der das Verhältnis von SED und Kirche aufs Korn nimmt. Zwischen 1968 und 1991 schuf Oehme in den Babelsberger Filmstudios neun Kinofilme, die Millionen Menschen sahen.

Immer wieder waren unkonventionelle Familienbilder das Sujet. Mit traditionellen Rollenzuweisungen spielte er etwa in „Der Mann, der nah der Oma kam“ (1971) mit Winfried Glatzeder, der mit über drei Millionen Zuschauer:innen als einer der erfolgreichsten Defa-Filme überhaupt gilt. „Einfach Blumen aufs Dach“ wurde 1979 beste Komödie des Jahres. „Meine Frau Inge und meine Frau Schmidt“ (1984) erzählt die ungewöhnliche Geschichte der Betriebskrankenschwester Brigitte, die sich von einem ihr sonst nicht näher bekannten Produktionsleiter rundheraus ein Kind wünscht - ohne weitere Ansprüche an ihn als Kindsvater zu stellen.

Drei Generationen Film: Regisseur Roland Oehme mit Enkeltochter Clara-Maria Kirchhoff (links) und Tochter Anne-Gret Oehme (rechts).

© Manfred Thomas

In Babelsberg mit dem Filmfieber infiziert

Oehme war auch für das DDR-Fernsehen aktiv, arbeitete für die Serien „Der Sonne Glut“ und „Polizeiruf 110“. Nach der Wende konzentrierte er sich vor allem auf das Theater, machte viele Jahre die Regie bei den Störtebeker-Festspielen auf Rügen. Mit dem Filmfieber hatte er sich vor sechzig Jahren in Babelsberg infiziert, wo er 1960 bis 1964 Regie studierte. Die Filmleidenschaft hat er weitergegeben: Oehmes Tochter Anne-Gret Oehme ist gefragte Kostümbildnerin und arbeitet oft mit ihrer Tochter Clara Maria Kirchhoff als Assistentin zusammen.

Wer Roland Oehme Anfang 2022 bei seiner Tochter in Potsdam-West besuchte, traf auf eine harmonische Familie um einen lebhaften Mann. Oehme war stolz auf die beiden Frauen, die in ihrer Arbeit auch das Erbe der Defa ein wenig weitertragen: in Form des Defa-Kostümfundus. „Das ist der Lauf der Zeit“, sagte er, ohne Bitterkeit, ohne Pathos. „Neue kommen dazu, Alte treten ab.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false