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„360°“, so heißt das Motto des Waschhauses und auch die Sektion zum Thema VR-Film. Austesten kann man das bis 23.4. im Kesselhaus.

© Andreas Klaer

Die Sehsüchte am neuen Ufer: Eindrücke vom ersten Festivaltag

Noch bis zum 23. April hat das Studierendenfestival erstmals sein Zentrum auf der Schiffbauergasse. Wie lässt sich das an? Ein Auftaktbesuch.

Das Festival Sehsüchte hat seinen neuen Auftritt in der Schiffbauergasse gerade erst begonnen, aber die gute Nachricht des neuen Standorts lässt sich bereits verkünden. Während der erste Tag gerade noch ins Laufen kommt, draußen Nieselregen, drinnen im Waschhaus Studierende, die die Eröffnungsparty im Nacken haben, sagt Clemens Meyer vom Festivalteam: „Wir haben jetzt schon mehr Karten verkauft als während des gesamten Festivalzeitraumes im letzten Jahr.“

Die Sehsüchte 2023 suchen mit dem Schritt in die Schiffbauergasse die Nähe zu Potsdamer Publikum.

© Andreas Klaer

Ein gutes Omen für die 52. Ausgabe des Studierendenfestivals, das sich dem Motto „New Shores“ verschrieben hat. Und das auch im Wortsinn: Erstmals hat es sein Zentrum nicht auf dem Gelände der Filmuniversität in Babelsberg, sondern in der Schiffbauergasse. Thalia-Kino und Filmmuseum werden auch bespielt, aber hier, im Waschhaus, schlägt in diesem Jahr das Herz. Es gibt zwei Kinosäle, eine „Space Lounge“ im ersten Stock und im Kesselhaus teilen sich eine VR-Ausstellung und die Screenings der 360-Grad-Filme einen Raum.

An diesem ersten Festivaltag am neuen Ufer scheinen die Studierenden vor allem unter sich zu sein, aber es ist auch früh am Tag. Englisch ist im Publikum mehr zu hören als Deutsch. Kein Wunder: Filme aus 37 Ländern werden gezeigt, mit Unterstützung des Goethe-Instituts sollten so viele Filmemacher:innen wie möglich auch selbst anreisen können. Als der Moderator zu Beginn des ersten Hauptprogramms fragt, wer im Raum nur Englisch versteht, fliegen reihenweise Hände hoch.

Zufrieden mit dem Kartenvorverkauf. Clemens Meyer aus dem Sehsüchte-Team an Tag eins des Festivals.

© Andreas Klaer

In dem Block werden Filme gezeigt, die für einen Regiepreis oder für herausragende künstlerische Leistungen nominiert sind. Den Auftakt macht Julia von dem Berges Kurzfilm „Erich, 37, sucht Wohnung.“ In zehn Minuten lässt er abtauchen in die Welt von Erich und Heinz, die Wohnungsbesichtigungen üben, inklusive Lächeln und Fachfragen zu Fliesen. Da, wo sie die bodentiefen Fenster sehen, sehen wir: enge Wände, ein vergittertes Fenster. Sie sitzen im Gefängnis.

Ein paar Meter weiter, im Kesselhaus, berichtet Linda Maas von ihrem Filmprojekt „The Vanish“, das über ein VR-Spiel eine der schwersten Krankheiten des Menschen erlebbar macht: Amyotrophe Lateralsklerose, kurz ALS. Ihr eigener Vater starb daran. „The Vanish“ lässt einen in die Rolle des Erkrankten schlüpfen, bis zum Ende – und darüber hinaus.

Im selben Raum lässt sich auch „Main Square“ von Pedro Harres erkunden: Eine künstlerisch beeindruckend animierte Stadt, die aufgebaut wird – und im Krieg versinkt. Die Zuschauerin mit VR-Headset immer mittendrin. Als Zeugin, Mitbürgerin? Jedenfalls als Festivalbesucherin: gekommen, um Filme zu gucken. Gegangen mit dem Gedanken, dass sich hinter dem Begriff ungemein viel mehr verbirgt, als man gemeinhin weiß.

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