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Landschaftsgärtner Andreas Frædrich bietet in seinem „Weihnachtsurwald“ an der Potsdamer Biosphäre nachhaltige Weihnachtsbäume im Topf und zur Miete an.

© Foto: Andreas Klaer

Tannen im Topf: In Potsdam gibt es Weihnachtsbäume zur Miete

An der Biosphäre steht jetzt ein „Weihnachtsurwald“. Die angebotenen Bäume landen nach dem Fest nicht im Müll, sondern werden wieder ausgepflanzt.

Alle Jahre wieder kommt die Tanne aus dem Wald ins Wohnzimmer - und dann auf den Müll. Das muss doch auch anders gehen, dachte sich Landschaftsgärtner Andreas Frædrich: „Diese Müllberge nach den Festtagen haben mich einfach geärgert“, sagt er. „Ich finde, Weihnachten könnte nachhaltiger sein.“ Deshalb verkauft er keine Weihnachtsbäume, sondern vermietet sie - dieses Jahr zum ersten Mal in der Landeshauptstadt. Im „Weihnachtsurwald“ vor der Biosphäre können Potsdamerinnen und Potsdamer sich ihren Festtagsbaum abholen. Eine Anmeldung ist nicht nötig, es reicht, einfach während der regulären Öffnungszeiten vorbeizuschauen.

Im Angebot hat Frædrich Nordmanntannen, also die klassischen Weihnachtsbäume. Die kleinsten Bäume sind in etwa 80 Zentimeter hoch und stehen in einem Topf, der zehn Liter fasst: „Das ist die perfekte Größe fürs Wohnzimmer“, sagt Frædrich. Die größten Bäume erreichen stattliche 2,20 Meter und brauchen einen Kübel mit 35 Liter Volumen. „Das ist unser Schlager“, sagt Baumfreund Frædrich. Die Tannen stammen aus verschiedenen Baumschulen, viele davon aus der Region. Einige Bäume sind zum Beispiel im Landkreis Oberhavel gewachsen, andere in Schleswig-Holstein.

Ein Weihnachtsbaum fürs ganze Jahr

Wenn die Weihnachtszeit vorüber ist, kehren die Tannen dann wieder in den Wald zurück: Ausgepflanzt werden die Ex-Weihnachtsbäume zum Beispiel in Gärten, vor allem aber in Wild- und Waldprojekten. Darunter auch in Brandenburg, zum Beispiel in Borkwalde im Landkreis Potsdam-Mittelmark, sagt Frædrich.

Wer seinen Tannenbaum über die Festtage so lieb gewonnen hat, dass er sich nicht von dem edlen Gewächs trennen mag, darf ihn auch kaufen und behalten: „Wir geben den Kunden dann eine Anleitung für die richtige Pflege des Baums und eine sechsmonatige Garantie“, sagt Frædrich. Eine Nordmanntanne vertrage auch die Sommerhitze gut, weiß der Landschaftsgärtner. „Auch 35 Grad sind gar kein Problem - man muss sie nur wirklich gut wässern“, sagt er.

Tannen mit Charakter

Ein Besuch an der Biosphäre in der Vorweihnachtszeit lohnt sich auch, wenn man keinen Baum mieten will. Nicht nur, weil Frædrich und sein Team dort eine Weihnachtsgartenschau aufgebaut haben. Man kann dort auch etwas süddeutsche Folklore erleben: das „Weihnachtsbaumloben“. Bei dem Weihnachtsbrauch aus Bayern und Baden-Württemberg, erzählt Frædrich, gehe es darum, vermeintlich hässliche Bäume überschwänglich zu loben.

Nach dem Fest werden die Weihnachtsbäume von Landschaftsgärtner Andreas Frædrich wieder eingepflanzt.
Nach dem Fest werden die Weihnachtsbäume von Landschaftsgärtner Andreas Frædrich wieder eingepflanzt.

© Foto: Andreas Klaer

„Im Grunde kommt das daher, dass man sich so über den Baum eines anderen lustig macht, das ist halt ‘ne Gaudi“, sagt er. Für das ulkige Brauchtum hat er extra ein paar krumme, hässliche Tannen herausgesucht. Wobei er sie niemals so bezeichnen würde: „Das sind halt Bäume mit Charakter“, sagt er. Manch ein Kunde gebe gerade dem krummen Wildwuchs über die besinnlichen Tage ein Zuhause im heimischen Wohnzimmer.

Eine Nordmanntanne könne bestenfalls 500 Jahre alt und 60 Meter hoch werden. Wenn nur jeder zehnte Weihnachtsbaum 100 Jahre alt werden würde, wäre die weltweite Klimabilanz deutlich besser, meint Frædrich.

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